Das Grenzlandmuseum Eichsfeld hat zum Auftakt des neuen Halbjahresprogramms 2025 gleich einen hochkarätigen Gast präsentiert. Der bekannte Liedermacher, Autor und einstiger DDR-Dissident Stephan Krawczyk stellte seine Publikation „Gelöste Stimmen“ vor, begleitet von eigenen musikalischen Stücken und Interpretationen anderer Komponisten.
Zum Auftakt erinnerte Mira Keune, Geschäftsführerin des Grenzlandmuseums, an das besondere Datum der Veranstaltung: Am 18. März 1990, also vor genau 35 Jahren, fanden die ersten freien Wahlen in der DDR statt. Das Leben in der Diktatur sei dank mutiger Menschen überwunden worden, und zu diesen Menschen gehörte auch Stephan Krawczyk.
Der nahm den Faden auf und appellierte, nicht zu vergessen, warum die Diktaur damals überwunden werden musste. Und schon in DDR-Zeiten begann er zu singen, „was andere sich nicht mal trauten zu sagen“. Das hatte natürlich Folgen. Mitte der 80-er Jahre wurde ihm Berufsverbot erteilt. Als er 1987 auf der Luxemburg-Liebknecht-Demonstration mit einem Transparent gegen sein Berufsverbot demonstrierte, landete er im Gefängnis. Zuvor hatte die Stasi bereits sein Auto manipuliert, um ihn loszuwerden, was offensichtlich misslungen ist.
Stephan Krawczyk hat also am eigenen Leib erfahren, was Diktatur, Repressalien, Angst um das eigene Leben und das der nahestehenden Menschen, Bespitzelungen, Misstrauen, psychische und physische Gewalt bedeuten. Das merkt man seinen Liedern an, die mit pointierter Lyrik, Intimität, untergründigem Schmerz, Ironie und der philosophischen Frage nach dem Menschsein tief unter die Haut gehen.
In seinem Buch „Gelöste Stimmen: Berichte vom Widerstehen in der DDR“ lässt Stephan Krawczyk jene Menschen zu Wort kommen, die sonst nicht im Rampenlicht standen. Zwischen den Liedern las er Auszüge aus den Erinnerungen einfacher Bürgerinnen und Bürger, die auf ihre persönliche leise Art gegen die Diktatur kämpften, und er mahnte: „Wenn die Groben das Sagen haben, haben die Feinen weniger zu lachen!“.
In einem Abschlusswort sprach Horst Dornieden, Vorsitzender des Trägervereins des Grenzlandmuseums Eichsfeld, mit Blick auf die heutigen Entwicklungen in Politik und Gesellschaft die Hoffnung aus, dass „wir nie wieder eine Diktatur erleben werden“.
Kooperationspartner der Veranstaltung war das Politische Bildungsforum der Konrad-Adenauer-Stiftung in Niedersachsen. Auch dessen Leiter Christoph Bors aus Hannover war aus diesem Anlass ins Grenzlandmuseum gekommen.
Im weiteren Halbjahresverlauf sind neue Sonderausstellungen, ein Beratungstag rund um das Thema Stasi-Akten-Einsicht, eine szenische Lesung aus Stasi-Verhören, eine Gedenkwanderung, bei der eine neue Info-Stele eingeweiht wird, eine Kranzniederlegung mit anschließendem Vortrag und vieles mehr geplant.
Das komplette Programm: 1. Halbjahresprogramm 2025
Und auch für das zweite Halbjahr stehen schon ein paar Termine fest: Am 15. und 16. August werden wieder Filme im Open-Air-Kino auf dem Pferdeberg gezeigt, zum Tag der Deutschen Einheit am 3. Oktober ist ein vielfältiges Programm geplant, und am 11. November feiert das Grenzlandmuseum Eichsfeld sein 30-jähriges Bestehen. Weitere Infos folgen.
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