Eröffnung der Sonderausstellung „Aufarbeitung – Die DDR in der Erinnerungskultur“ im Grenzlandmuseum Eichsfeld

„Aufarbeitung – Die DDR in der Erinnerungskultur“ lautet der Titel der aktuellen Sonderausstellung im Grenzlandmuseum Eichsfeld. Im Fokus steht der Umgang mit der Geschichte und den Hinterlassenschaften der SED-Diktatur nach 1990. Zur Eröffnung gab Horst Dornieden, Vorsitzender des Grenzlandmuseums Eichsfeld, Einblicke in die kommunalpolitischen Neuanfänge in den 1990er Jahren.

Nach dem Ende der DDR mussten alle Strukturen in der Kommunalpolitik neu aufgebaut werden. Zugleich herrschte noch ein Klima des Misstrauens als Folge des Überwachungstaates, wo Freunde und Nachbarn möglicherweise als „Inoffizielle Mitarbeiter“ (IM) der Stasi die Menschen in ihrem persönlichen Umfeld bespitzelten. „Wer ein öffentliches Amt bekleiden wollte, musste geprüft werden. Immer wieder fragte man: Was hat der früher gemacht?“, erzählte Horst Dornieden von den Umständen Anfang der 1990er Jahre. „Es sollten nicht genau die SED-Leute, die früher andere unterdrückt haben, jetzt wieder Entscheidungen über die Menschen treffen“, erklärte der Teistunger, dessen Familie zu DDR-Zeiten im Sperrgebiet enteignet wurde. Nach der Grenzöffnung ging Horst Dornieden im Alter von 32 Jahren in die Kommunalpolitik und war von 1990 bis 1999 Bürgermeister von Teistungen.

Die Anfänge im thüringischen Eichsfeld schilderte er als schwierig, denn für viele völlig neue Situationen gab es noch keine Regularien. Dazu kam eine hohe Arbeitslosigkeit nach dem Zusammenbruch der DDR und der staatlichen Betriebe. Mira Keune, Direktorin des Grenzlandmuseums, moderierte den Abend und erläuterte, dass die Opfer der DDR-Diktatur in einer „Bringschuld“ stünden, also beispielsweise selbst nachweisen mussten, was ihnen enteignet wurde.

Obwohl einige die Erinnerungen an die Diktatur am liebsten unter den Teppich gekehrt hätten, so Horst Dornieden, sei in diesen frühen Jahren der Wiedervereinigung aber auch schon die Idee zum Grenzlandmuseum am historischen Ort des einstigen Grenzübergangs Duderstadt-Teistungen entstanden. Insbesondere nannte er hier den zweiten Vorsitzenden des Trägervereins Grenzlandmuseum Eichsfeld e.V. Wolfgang Nolte, den Duderstädter Kommunalpolitiker Lothar Koch (†2023) und nicht zuletzt die damalige Bundestagspräsidentin Rita Süßmuth als Mit-Initiatoren. „Wenn wir uns damals gegen die Aufarbeitung entschieden hätten, würden wir uns heute immer noch misstrauisch in die Augen schauen“, meinte Horst Dornieden. 1995 wurde das Grenzlandmuseum eröffnet und hat sich seitdem als Gedenk- und Bildungsstätte weit über die Grenzen des Eichsfelds hinaus etabliert.

Nach dem Zeitzeugengespräch mit Horst Dornieden hatten die Gäste Gelegenheit, die neue Sonderausstellung „Aufarbeitung – Die DDR in der Erinnerungskultur“ zu besuchen, die von dem bekannten Historiker Dr. Stefan Wolle in Kooperation mit der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur konzipiert wurde. Hier bestand die Möglichkeit zu weiteren Fragen und Gesprächen.

Die Ausstellung präsentiert auf 20 Tafeln prägnante Texte, Fotos, Statistiken und Karikaturen. QR-Codes verlinken auf passende Videoclips im Internet.

 

Sonderausstellung „Aufarbeitung – Die DDR in der Erinnerungskultur“

 

Zum Inhalt erklärt Mira Keune:
Seit ihrem Ende wird die DDR in unzähligen Büchern analysiert, in Ausstellungen musealsiert, auf Podien diskutiert, in Filmen und Theaterstücken neu inszeniert und in Lehrpläne integriert. All dies ist Teil der Aufarbeitung der jüngsten Vergangenheit, die bis heute nicht abgeschlossen ist.

Unzählige Straßen wurden in den 1990er Jahren in Ostdeutschland umbenannt und die meisten Denkmäler, die an den untergegangenen Staatssozialismus erinnerten, wurden in den letzten 35 Jahren aus dem öffentlichen Raum entfernt. Während eine wachsende Zahl von Gedenkstätten an Opposition und Widerstand sowie an die Opfer der Diktatur erinnert, zieren die Symbole der DDR bis heute so manche Datsche, werden trotzig auf Demonstrationen gezeigt oder zur Verkaufsförderung auf Lebensmittelkonserven gedruckt.

Die Ausstellung „Aufarbeitung – Die DDR in der Erinnerungskultur“ ist bis Juli 2024 im Grenzlandmuseum Eichsfeld zu sehen. Weitere Infos bei grenzlandmuseum.de.

 

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