Schädlingsbefall an Eichen auf dem Pferdeberg – Baumfällarbeiten beeinträchtigen den Besucherverkehr

Auf dem Pferdeberg bei Duderstadt werden im Zeitraum von Mitte Februar bis März 2025 zahlreiche Eichen gefällt. „Betroffene Waldbereiche an der Kolping-Ferienstätte werden gesperrt, das Naherholungsgebiet ist dann nur eingeschränkt begehbar“, informiert Betreuungsförster Jean-Paul Garbode von den Niedersächsischen Landesforsten. Als Grund für die Fällungen wird ein Schädlingsbefall genannt.

Forstwissenschaftler der Nordwestdeutschen Forstlichen Versuchsanstalt bestätigten den Verdacht eines Befalls durch den Eichenprachtkäfer und empfahlen einen sogenannten Sanitärhieb, also die Entnahme befallener Bäume. Als Grund für den Befall werden die zu trockenen Sommer seit 2018 genannt. Denn die Prachtkäfer vermehren sich vor allem an warmen Bestandsorten.

Zu warmes Waldklima begünstigt Schädlingsbefall

Die Landesforsten informieren: „Zu hohe Sonneneinstrahlung mit zu geringen Niederschlägen in der Wachstumszeit haben Deutschlands Wälder gestresst. Auch im Eichsfeld und auf dem Pferdeberg sind infolge des Klimawandels Laub- und Nadelwälder betroffen. Die Folgen von fünf Trockenjahren seit 2018 zeigten sich nicht mehr nur an Buchen, sondern vermehrt auch an Eichen. Zwar gelten Eichen als trockenheitsbeständig und wurzeln tief, doch haben geschwächte Eichen eine geringere Abwehrkraft. Der in Eichenbeständen natürlich vorkommende Eichenprachtkäfer kann hier eine Bestands gefährdende Populationsdichte erreichen und Absterbeprozesse einleiten.“

 

Eichenprachtkäfer (Foto: Wiki Commons, Siga)

 

Die Nordwestdeutsche Forstliche Versuchsanstalt nennt zudem auch das „Warmhauen“ – also deutliche Lichtung der Baumbestände und eine damit vermehrte Sonneneinstrahlung im Wald – als einen der Gründe für eine starke Vermehrung der Eichenprachtkäfer, die im Übrigen eine heimische Art und Teil des Ökosystems sind. Es wird jedoch betont, dass sich die Käfer inzwischen auch „in dunklen, voll bestockten, mustergültig unterbauten, zweischichtigen Beständen stark ausbreiten können und ganze Bestände in kürzester Zeit zum Absterben bringen. Diese Absterbeprozesse führen ebenfalls zu Effekten, die dem Warmhauen gleichkommen, in heißen Sommern schaffen die Käfer sich selbst günstigere Bedingungen.“

Nur bereits befallene Eichen werden entfernt

Auf dem Pferdeberg sollen lediglich die Eichen herausgenommen werden, die bereits vom Prachtkäfer befallen sind, betont Michael Rudolph, Pressesprecher des für die Beratung der Waldbesitzer auf dem Pferdeberg zuständigen Forstamts Reinhausen. „Mit dem Sanitärhieb und dem Abtransport des befallenen Holzes vor der Ausflugzeit der Käfer im Mai soll vor allem verhindert werden, dass auch benachbarte Waldgebiete befallen werden“, erklärt er. Da die bereits erkrankten Bäume kein Laubdach mehr bilden könnten, sei eine erhöhte Sonneneinstrahlung möglich, was den wärmeliebenden Käfern zugute käme. „Allerdings haben wir auf dem Pferdeberg ja keine Monokultur, sondern einen Mischwald. Dort ist Naturverjüngung mit nachwachsenden Baumarten wie Ahorn und Buche vorhanden. Und es werden auch nicht alle Eichen gefällt“, erläutert Michael Rudolph. Dennoch seien die lichten Stellen und die Wege des Abtransports dann auch für die Waldbesucher wahrnehmbar.

Kritik an Sanitätshieben

Doch es gibt auch Kritiker der Sanitärhiebe. Und es gibt Hoffnung, vor allem für junge Eichen. Die Hessische Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz e.V. (HUGON) beruft sich auf die Studie von der TU Dresden, wo festgestellt wurde, dass selbst bei einem Überschuss des Eichenprachtkäfers in den Folgejahren keine erhöhte Absterberate der Eichen in den Nachbarbeständen verzeichnet werden konnte. Als Beispiel für wenig effektive Sanitärhiebe werden hier die vorbeugenden Eschen-Fällungen als Maßnahme gegen das „Eschentriebsterben“ genannt, das es trotzdem weiterhin gebe. Durch die Sanitärhiebe sei den Eschen die Chance genommen worden, Resistenzen zu bilden. Und auch der jahrzehntelange Kampf gegen den Borkenkäfer sei trotz aller Maßnahmen verloren, so die HGON. Sie rät zu mehr Besonnenheit im Umgang mit dem Wald und zur Dringlichkeit, „in Eichenwäldern für ein kühleres Bestandsklima zu sorgen. Eine Auflichtung des Kronenschlusses ist dabei kontraproduktiv“. Auch der Wertverlust des äußerst robusten Eichenholzes sei nicht zu befürchten, da der Eichenprachtkäfer ausschließlich den Bereich direkt unter der Rinde besiedelt und das Kernholz nicht erreicht.
Gegen die Sanitärhiebe würden außerdem die Naturschutzaspekte sprechen, da alte, starke Eichen bevorzugte Habitate für eine Vielzahl von Arten seien, sowohl als Brutplatz, Quartier und Nahrungsgrundlage, betont die HGON.

 

Mischwald auf dem Pferdeberg

 

Negative Effekte auf Biodiversität

In der Studie der TU Dresden wird festgestellt, dass vitale Bäume die Besiedelung von Prachtkäfern abwehren können. Bisher gebe es keine standardisierten Daten, die zeigten, dass auch gesunde, vitale Eichen befallen würden. Zudem bestätigt die Studie „klare negative Effekte von Sanitärhieben auf die Biodiversität“ und „große Wissensdefizite bezüglich Populationsdynamik und Wirkung von A. biguttatus (Eichenprachtkäfer) auf Eichenmortalität“. (Prof. Dr. Sebastian Seibold, Professur für Forstzoologie, TU Dresden)

Schwächung der Abwehrkräfte seit 2018

Dennoch stellte die Nordwestdeutsche Forstliche Versuchsanstalt bereits 2022 nach den trockenenen Sommern ab 2018 eine erhebliche Schwächung der Abwehrkraft der Eichen gegen Schädlinge fest und warnte u.a. vor dem zunehmenden Befall durch Prachtkäfer. „Die gängige Praxis bei Schädlingsbefall bleibt bisher der Sanitärhieb. Und die Waldbesitzer gehen da nicht gern ein Risiko ein“, erläutert Michael Rudolph.

Auch Christof Oldenburg, Niedersächsische Landesforsten, bestätigt, dass eine Gefahr für den Wertverlust des Holzes bestehe: „Dem Eichenprachtkäfer folgt in der Regel immer der Eichenkernkäfer, der sich bis ins Kernholz der Eiche vorbohrt. Dadurch wird das Holz für den Verkauf als Sägeholz nahezu komplett entwertet, die Kunden lehnen solches Holz mittlerweile rigoros ab. Von daher sind die Sanitärhiebe sinnvoll, um den Kernkäfer nicht zur Ausbreitung kommen zu lassen. Biodiversität ist wichtig, darf aber nicht auf Kosten der Waldeigentümer gehen.“

Wenn die Arbeiten auf dem Pferdeberg beginnen, werden die Besucher gebeten, auf die Hinweisschilder und Banner zu achten und gegebenenfalls auf andere Gebiete auszuweichen. An den Wochenenden ruhen die Fällarbeiten. Auch die am Pferdeberg ansässige Gastronomie soll möglichst wenig beeinträchtigt werden, sagt Michael Rudolph.

Weitere Infos zu:  „Naherholgsort, Wirtschaftsfaktor und Ökosystem Pferdeberg“

 

ClanysEichsfeldBlog Duderstadt Pferdeberg Eichenprachtkäfer

 


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