Wandern im Eichsfeld: Der Blick vom Sonnenstein fasziniert die Menschen seit Jahrtausenden

Zu einem der eindrucksvollsten Orte im Eichsfeld gehört der Sonnenstein. Und das liegt nicht nur am Skywalk, der gläsernen Aussichtsplattform, auf dem 486 Meter hohen Kalksteinmassiv bei Holungen, am Rande des Ohmgebirges.

 

Der Skywalk macht seinem Namen Ehre

 

Der Sonnenstein schien die Menschen schon immer fasziniert zu haben. Die steile Felswand aus Muschelkalk ist in der Umgebung weithin sichtbar. Auf ihrem Kamm erstreckt sich ein Hochplateau mit atemberaubenden Panoramablick. Schon in vorchristlicher Zeit wurde dieser Ort als Kultstätte genutzt.

 

Das Hochplateau mit Panoramablick fasziniert die Menschen seit Jahrtausenden bis heute

 

Im Mittelalter haben sich die Menschen den weiten Blick zum Harz, Kyffhäuser, auf Duderstadt und die Goldene Mark und das Göttinger Land zunutze gemacht und errichteten hier die Urbenschanze, eine Befestigungsanlage, eingeschlossen von Erdwällen und Gräben, die als Beobachtungsstation zu einem mittelalterlichen Grenzzug gehörte. Die Sage erzählt aber auch vom Raubritter Urban, der sich und seinen Rapphengst hier im undurchdringlichen Gestrüpp versteckte. Mit dem Pferd, schnell wie der Wind, ging Urban viele Jahre auf Raubzüge, bis man ihn schließlich erwischte und richtete.

Auch der Braune Bühl, ein mit Gras bewachsener kleiner Bergkegel unmittelbar vor dem Sonnenstein, wird als letztes Relikt einer mittelalterlichen Anlage vermutet. Aber der Sage nach hat hier ein Riese den Sand aus seinem Stiefel ausgekippt und so den Braunen Bühl geschaffen. Daran erinnert heute die hölzerne Statue.

 

Der Riese kippt den Sand aus seinem Stiefel und erschafft den Braunen Bühl

 

Der Sonnenstein liegt nahe an der Grenze zwischen Thüringen und Niedersachsen und gehört zur thüringischen Gemeinde Holungen, die wiederum der Gemeindeverwaltung Sonnenstein unterliegt. Kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs, im April 1945, marschierten zunächst die Amerikaner in Holungen ein. Nach Kriegsende fiel die Gemeinde in die sowjetische Besatzungszone und lag nach 1949 in der DDR in direkter Nähe zum Sperrgebiet. Für Westdeutsche war der Sonnenstein 40 Jahre lang unerreichbar.

1956 wurde auf dem Sonnenstein ein 10 Meter hohes Kreuz zu Ehren des Heimatdichters Hermann Iseke aufgestellt. Im Jahr 1901 hatte der promovierte Jurist und Theologe das Eichsfeldlied verfasst, die Melodie dazu schrieb der Heiligenstädter Komponist Karl Wisniewski im Todesjahr Isekes 1902. Heute steht der Hermann-Iseke-Gedenkstein etwas unterhalb des Sonnensteins.

 

Der Hermann-Iseke-Gedenkstein

 

1989, dem Jahr der Friedlichen Revolution in der DDR, gab es eine Lichterprozession von Holungern, Bischofferödern und Brehmern zum Sonnenstein. 1990 wurde hier ein neues Kreuz auf Intitiative der Eichsfelder Heimatvereine errichtet und Pfingsten eingeweiht. Schließlich wurde 2007 das Holzkreuz durch ein beleuchtetes Metallkreuz ersetzt.

 

Das Metallkreuz wurde 2007 errichtet und ersetzt das einstige Holzkreuz

 

Die Vegetation auf dem Sonnenstein ist harten Bedingungen ausgesetzt. Starke Sonneneinstrahlung, Wind und Trockenheit haben ein ganz besonderes Biotop entstehen lassen. Ein Zaun soll Wanderer und Radfahrer davon abhalten, den schützenswerten Magerrasen zu zertreten. Dort wachsen Kalkblaugras, Orchideenarten und Enzian, und darauf spezialisierte Insekten und Kleinlebewesen finden hier ihr Nist- und Nahrungsangebot. Um einer übermäßigen Verbuschung vorzubeugen, müssen die Flächen regelmäßig durch Schafe und Ziegen beweidet werden. Kalk-Halbtrockenrasen wie am Sonnenstein sind europaweit gefährdet und gelten daher in ihrer natürlichen Form als besonders schützenswert.

 

Trockengebüsche umgrenzen den Magerrasen, der von Ziegen beweidet wird.

 

Erst am Rand der Magerrasenflächen haben Trockengebüsche mit Schlehen, Weißdorn und Wildrosen ihren Platz gefunden und bieten Nahrung und Nistplätze für selten gewordene Vogelarten wie den Neuntöter, verschiedene Grasmücken, Baumpieper, Wendehals und Goldammer.

 

Schutzhütte am Sonnenstein mit Blick auf das stillgelegte Kaliwerk Bischofferode und auf den Harz

 

2017 wurde aus Stahl und Glas der 9 Meter lange Skywalk errichtet und eingeweiht durch Pfarrer Andreas Mittmann. Vertreter der Gemeinde Sonnenstein und des Tourismusverbands HVE, Medienvertreter und eine Anzahl Schaulustiger waren dabei, als der gläserne Steg, der 14 Meter über den Abgrund „in den Himmel“ führt, der Öffentlichkeit übergeben wurde. Seitdem ist der Skywalk jederzeit kostenfrei zugänglich.

 

Einweihung des Skywalks am 24. Mai 2017

 

Rund um den Sonnenstein gibt es verschiedene Wandertouren, Radstrecken und Rundwege, die zum Teil auch über das Grüne Band führen, zum Beispiel von Fuhrbach aus (11 km Rundweg).

 

Der Steilaufstieg zum Sonnenstein

 

Unterhalb des Sonnensteins und gegenüber des Hermann-Iseke-Gedenksteins befindet sich ein kleiner Parkplatz. Von hier aus kommt man entweder über den gut befestigten Steilaufstieg oder über den etwas bequemeren Weg in etwa 15 Minuten Fußmarsch zum Sonnenstein.

 

Skywalk über dem Abgrund

 

Wanderkarte der Gemeinde Sonnenstein:

 

 

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