Sanierungsprojekt am Duderstädter Obertor: Moderner Wohnkomfort im Altbau dank Förderprogramm und Eigeninitiative

„Lebendige Zentren“ – der Titel des Städtebauförderprogramms des Bundesministeriums für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen fasst bereits zusammen, wohin die Reise gehen soll: Attraktive Innenstädte sollen Menschen zusammenbringen und Identität stiften. Auch private Bauherren können von dem Programm profitieren. Der Duderstädter Achim Fethke hat sich an ein Sanierungsobjekt in der Obertorstraße gewagt. Das Stadthaus von 1912 kombiniert nun Altbau-Charme mit modernem Wohnkomfort.

 

Innenstadtnah, und doch im Grünen: Dank Sanierung vereint das Eckhaus am Obertor Altbau-Charme mit modernem Wohnkomfort

 

Achim Fethke wusste, worauf er sich einließ, als er 2016 das schmale, aber immerhin bis zu 18 Meter hohe dreigeschossige Eckhaus direkt am Wall erwarb. Besonders ansehnlich war die beige-braune Außenfassade nicht mehr. Und auch energetisch war das Gebäude weit entfernt von den heutigen Standards. Aber als Bautechniker und Maurermeister konnte Achim Fethke zumindest einen großen Teil der Sanierungsarbeiten in Eigenleistung erbringen. Unterstützung gab es an jedem Wochenende über viele Monate von seinem Sohn Tim, der seine Ausbildung als Baustoffprüfer abgeschlossen hat und demnächst sein Studium des Bauingenieurwesens an der Bauhaus-Universität Weimar beginnt. Doch bei dem Altbau war auch Hilfe von weiteren Profis erforderlich.

 

Das Eckhaus am Obertor vor der Sanierung

 

„Wir haben eng mit der Denkmalpflege und mit der Stadt Duderstadt zusammengearbeitet, und das hat wirklich gut funktioniert“, lobt Achim Fethke die Kooperation. Für die Stadt Duderstadt sei das Haus an der Obertorstraße eines der bisher größten Förderprojekte im Rahmen der Städtebauförderung gewesen, bestätigt Bürgermeister Thorsten Feike bei der Begehung nach Abschluss der Sanierungsarbeiten.

 

Nach dem Großbrand am Obertor 1911 wurden 1912 viele neue Häuser gebaut wie auch das Eckhaus am Wall, hier in einer Aufnahme um 1920

 

Das Eckhaus am Wall steht auch als Beispiel für die Zusammenarbeit verschiedener Handwerksbetriebe aus der Region. Achim Fethke wollte möglichst viel Authentisches am und im Haus zu erhalten. Die einstigen Fensterläden wurden auf dem Dachboden des Hauses gefunden. Die Tischlerei Rittmeier aus Nesselröden hat dann nicht nur die über 100 Jahre alten Klappläden restauriert, sondern auch – soweit möglich – Treppenläufe, Geländer, Türen und mehr. Zudem wurden im ganzen Haus neue, hochwertige Sprossenfenster eingesetzt. Die Ergebnisse der Restaurierungs- und Sanierungsarbeiten begeistern auch Martin Vollmer und Petra Schneiderheinze vom Duderstädter Bauamt, die den Umbau begleitet haben. Denkmalrechtlich geschützt ist vor allem die tragende Substanz des Gebäudes wie die Fassaden und das Dach, welches ebenfalls erneuert wurde.

 

Mit handwerklichem Know-how wurde auch das Treppenhaus saniert

 

Der Malerbetrieb Dirk Müller aus Holungen hat die Innenwände mit mineralischen Silikatfarben in Naturtönen verputzt, die nicht nur den Stil des Altbaus sehr harmonisch unterstreichen, sondern auch allergikerfreundlich sind, für ein gutes Raumklima sorgen und fungizid wirken, also beispielsweise Schimmelpilz abtöten. Einige Zentimeter hinter dem Putz verbirgt sich die Wandheizung, in einigen Räumen wurde außerdem eine Fußbodenheizung eingebaut. Zukünftige Mieter können über ein Metallortungsgerät, das der Vermieter zur Verfügung stellt, herausfinden, wo die Leitungen entlanglaufen, falls sie etwas an der Wand befestigen möchten.

Begeistert zeigt Achim Fethke den Terrazzofußboden gleich hinter der Eingangstür. Der stammt ebenfalls noch aus dem frühen 20. Jahrhundert und konnte ebenso erhalten werden wie das Rundbogen-Oberlicht über der Zwischentür im Flur. Die Holzfußböden in den Räumen wurden mühsam von dicken Belagschichten vergangener Dekaden befreit, abgeschliffen und geölt und sorgen nun für eine gemütliche Atmosphäre.

Die ohnehin schon stabilen Außenwände wurden neu gedämmt und sind jetzt knapp 50 cm tief, was sich ebenfalls angenehm auf die Raumtemperatur auswirkt. Aus manchen ursprünglich sehr kleinen Räumen mussten Zwischenwände entfernt oder Türblätter umgehängt werden, um ein modernes Wohnen zu ermöglichen. Für etwas mehr Lichteinfall im Flur wurde die Füllung in einigen der originalen Türen von 1912 durch eine Glasscheibe ersetzt.

Entstanden ist ein neuer innerstädtischer Wohnraum auf einer Gesamtfläche von 140 m², entweder für eine drei- bis vierköpfige Familie oder für zwei kleine Einzelparteien. Das Haus verfügt außerdem über einen geschlossenen Innenhof mit Geräteschuppen und einen Keller mit beheizbarem Wäscheraum. Hinter dem Schuppen liegt eine ca. 30 m² großen Terrasse zum Garten mit alten Obstbäumen direkt am Wall.

 

Der Garten, hier mit frisch eingesätem Rasen, liegt direkt am Wall

 

Bürgermeister Thorsten Feike lädt auch weitere Hausbesitzer ein, den Kontakt zur Stadtverwaltung zu suchen. „Wir haben in unserem Bauamt und in der Denkmalpflege jahrelange Erfahrungen. Daher können wir manchmal auch sehr praktische Lösungen für zunächst vielleicht schwierig erscheinende Probleme finden“, macht er Mut zum Austausch. Seit 2012, zunächst bis 2023, wurde Duderstadt im Städtebauförderprogramm aufgenommen, der Verlängerungsbeschluss des Rates von 2022 umfasst nun weitere fünf Jahre. Bis 2028 sind also noch Zuschüsse abrufbar. Von dem zur Verfügung stehenden Gesamtvolumen des Förderprogramms von über 7 Mio. Euro wurden bisher Zuschüsse von mehr als 3,6 Mio. Euro vereinbart. Die Investitionen privater Eigentümer umfassen dabei bisher mehr als 14 Mio. Euro. Interessierte können sich unverbindlich und kostenfrei bei der Duderstädter Stadtverwaltung informieren.

 

Sanierte Außenfassade mit den originalen Klappläden von 1912

 

 

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