NS-Zwangsarbeit im Gesundheitswesen – Günther Siedbürger stellt neue Studie am Beispiel Südniedersachsens vor

Das Thema der Zwangsarbeit in der NS-Zeit ist noch längst nicht aufgearbeitet. Zwar sind Zwangsarbeiterschicksale aus der Landwirtschaft und Industrie inzwischen bekannt, weniger öffentlich gemacht wurden bisher allerdings Erkenntnisse zur Zwangsarbeit im Gesundheitswesen und die damit verbundenen Konfliktbereiche. Dazu hat der Göttinger Historiker Günther Siedbürger nun das Buch „Zwangsarbeit im Gesundheitswesen (Band 1): Historische und ethische Probleme am Beispiel Niedersachsen (1939-1945)“ veröffentlicht.

Der Autor verdeutlicht den Einfluss der NS-Rassenhierarchie auf medizinisches Handeln, während im NS-Staat gleichzeitig ein Interesse an der Ausbeutung ausländischer Arbeitskräfte bestand.
Nach einer Einführung zur Medizin und Ethik im NS-Staat in Verbindung mit Zwangsarbeit werden in der Studie verschiedene Konfliktbereiche beleuchtet: Hippokratischer Eid und der Dienst am Menschen treffen auf Entwertung von Patient*innen aus dem europäischen Ausland. Wo wurden mit dem „Zuwachs von Anerkennung, Einkommen und Karrieremöglichkeiten“ der Ärzte auch Zwangssterilisationen, Menschenversuche und Tötungen durchgeführt oder hingenommen? Welche Handlungsspielräume gab es überhaupt? Günther Siedbürger führt aus, dass im Gesundheitswesen der NS-Zeit „Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter in zwei verschiedenen Rollen präsent waren, nämlich in der Definitionsrolle als Ausführende von Zwangsarbeit, darüber hinaus jedoch auch als medizinische Hilfe und Betreuung benötigende Menschen.“ Zudem prüfte der Historiker, ob auch im Gesundheitswesen die „bekannten Mechanismen von Diskriminierung und Ausschluss zur Wirkung kamen oder ob sich der dem Anspruch nach fürsorgliche und heilende Ansatz des Gesundheitswesens beim Zwangsarbeitereinsatz in irgendeiner Art positiv bemerkbar machte“.

Ein möglicher Doppelcharakter medizinischer und kirchlicher Institutionen wird ebenso beleuchtet wie die medizinische und stationäre Betreuung ausländischer Patienten. Schließlich werden anhand (auto-)biografischer Zeugnisse Einzelschicksale vorgestellt von Menschen, die in der NS-Zeit Zwangsarbeit leisten mussten. Der jüngste Deportierte war der damals dreijährige Miroslaw, der mit seiner Mutter aus Warschau über das KZ Sachsenhausen bis ins Eichsfeld gebracht wurde. Zitate aus Interviews, Tagebüchern und Gesprächen führen die Überlebenskämpfe und unvorstellbares Leid der Zwangsarbeiter*innen vor Augen, die ihre schlimmsten Jahre in Südniedersachsen, im Raum Göttingen und im Eichsfeld verbrachten.

Das Buch ist im Cuvillier Verlag erhältlich:  https://cuvillier.de/de/shop/publications/8786-zwangsarbeit-im-gesundheitswesen

 

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