Von einer schwierigen, dann aber doch sehr glücklichen Geburt könnte man sprechen, wenn man die Entstehungsgeschichte des begehbaren Duderstädter Labyrinths betrachtet. Nach neun Jahren Planungs- und Umsetzungszeit wurde die vorgesehene Fläche auf dem LNS-Gelände offiziell und im Beisein vieler Unterstützer*innen und Sponsoren seiner neuen Bestimmung übergeben.
Ein Labyrinth ist ein Ort zum Entschleunigen und zum Ankommen in der Mitte, sozusagen im Kern der Sache. Das könnten heutzutage viele Menschen gebrauchen, dachten sich einige engagierte Duderstädterinnen – und haben nach kurvenreicher Vorbereitungsphase das Duderstädter Labyrinth im LNS-Park eröffnet. Ein Ort des Austausches und der Begegnung, aber auch der inneren Einkehr und (nicht religionsgebundenen) Spiritualität sollte es werden. Und ein Labyrinth sei bitte nicht zu verwechseln mit einem Irrgarten, betonen die Initiatorinnen, die für die Umsetzung ihrer Ideen 2019 sogar einen eigenen Verein gegründet haben. Denn es geht hier nicht ums Verirren, vielleicht um eine Suche, aber vor allem um das Finden. „Der Weg des Labyrinths führt zuverlässig in die Mitte, aber Wendungen und Umwege gehören dazu“, erklärten die beiden Vereinsmitglieder Marita Thiele und Anke Ernst bei der Begrüßung der zahlreichen Gäste.
Pastorin Christina Abel, selbst Gründungsmitglied des Labyrinthvereins Duderstadt e.V., gab ein paar Einblicke in den Sinn und Zweck des runden Symbols, dessen Wegbegrenzungen mit winterhartem Lavendel bepflanzt worden waren. Besorgt wurden die Pflanzen durch den Duderstädter Bauhof, finanziert durch den Verein.
Der kurvige, 410 m lange Pfad zur Mitte ist so breit, dass er auch mit einem Rollstuhl befahrbar ist. Das Gelände gehört der LNS-GmbH, die gemeinsam mit der Stadt Duderstadt dem Labyrinthverein die Nutzung kostenfrei überlässt, um hier einen Mehrwert für die Menschen im Park entstehen zu lassen.
Die Impulsgeberin war Sabina Mitschke, die selbst den langen Weg von der ersten Idee bis zur Eröffnung des Duderstädter Labyrinthes beschrieb. Zuerst sei der Garten des Ursulinenklosters als Standort ins Visier genommen worden, doch dann hätten die Gäste sich jeweils zum Besuch anmelden müssen. Noch mit dem Altbürgermeister Wolfgang Nolte war über die Pfarrwiese im LNS-Park verhandelt worden. Diese werde allerdings beim Auf- und Abbau zu Veranstaltungen im LNS-Park benötigt, da sie nahe der Bühne liegt und befahrbar ist. Nach der Bürgermeisterwahl 2019 habe der jetzige Bürgermeister Thorsten Feike die Pläne zur Schaffung eines frei zugänglichen Labyrinthes ebenfalls unterstützt und das Gelände nahe der Hollenbach Stiftung vorgeschlagen. „Eigentlich passt dieser eher ruhigere Teil des LNS-Geländes perfekt, zumal die hier angrenzenden Nachbarn das Labyrinth mit im Blick haben“, erklärte Sabina Mitschke. Unter drei kräftigen alten Bäumen wurden im September 2022 die Wegbegrenzungen auf den vorbereiteten Boden gezeichnet, und im Juni 2023 wurden die Lavendelstauden von Vereinmitgliedern und Freunden eigenhändig eingesetzt.
Dass die Umsetzung so lange dauerte, lag an den komplexen deutschen Regelungen zur Vereinsgründung, aber auch an der Finanzierung, die geklärt werden musste. Der Verein beantragte Fördermittel und fand Sponsoren, darunter die Sparkasse Duderstadt, die Klosterkammer Hannover, die Kirchengemeinde St. Servatius, der Evangelische Bund, die Aktion Mensch und der Duderstädter Ortsrat. So kamen insgesamt 16.000 Euro zusammen, die aber nur etwa ein Drittel der Gesamtkosten von 37.000 Euro deckten. Rund 21.000 Euro wurden vor allem von Duderstädter Geschäftsleuten, Firmen und Privatpersonen gespendet.
Großer Dank galt allen, die sich an der Umsetzung beteiligt hatten. Christina Abel betonte zudem, dass das Labyrinth nicht an eine Religion oder bestimmte Weltanschauung gebunden sei. Jeder Mensch sei hier willkommen, den verschlungenen Pfad entlangzugehen, seinen Gedanken und Gefühlen nachzuspüren, zu entschleunigen und vielleicht auch Antworten im Innern zu finden.
„Es gab auch Kritik, und natürlich ist ein Labyrinth nicht systemrelevant. Aber es ist lebensrelevant, auch der spirituellen Seite Raum zu geben“, sagte Christina Abel und ergänzte: „Geld ist wichtig für die Umsetzung, aber die ideelle Unterstützung ist es auch.“ Interessierte, auch Nicht-Vereinsmitglieder, können sich für den Bestand des Duderstädter Labyrinths einsetzen. Mittwochs um 17 Uhr wird z.B. ein geselliges „Stammtisch-Krauten“ angeboten. Ein Vereinsmitglied wird immer bei den Treffen zur gemeinschaftlichen Labyrinth-Pflege dabei sein und auch für kleine Erfrischungen sorgen.
Weitere Infos bei Sabina Mitschke, Telefon 05527 7488679.
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