Ein besonderer Projekttag unter dem Titel „Jüdisches Leben in der DDR und heute“ fand im Grenzlandmuseum statt. Schülerinnen und Schüler der 9. Klassen des Gottfried-Wilhelm-Leibniz Gymnasiums in Leinefelde hatten unter anderem die Möglichkeit, den Zeitzeugen und Vorsitzenden der Jüdischen Landesgemeinde Thüringen, Prof. Reinhard Schramm, kennenzulernen.
Zum Hintergrund: Weil die Geschichte der Jüdinnen und Juden in der Nachkriegszeit und in der DDR im Schulunterricht kaum vorkommt, hatten sich Emilia Helbing, Bundesfreiwillige des Grenzlandmuseums 2022/23, und Praktikantin Lena Stapf die Aufgabe gestellt, einen Projekttag zu diesem Thema für das Grenzlandmuseum zu entwickeln. Zu Beginn des Projekttags stand zunächst ein Rundgang durch die Ausstellung auf dem Programm, um grundlegende Kenntnisse über die SED-Diktatur und religiöse Gemeinschaften in der DDR zu erlangen. Dabei standen besonders der Umgang der politischen Führung der DDR mit jüdischen Gemeinden und die Frage, welchen Platz das Judentum im Alltag der DDR finden konnte, im Fokus.
Sehr beeindruckend war im Anschluss das Zeitzeugengespräch mit Prof. Reinhard Schramm, dem Vorsitzenden der Jüdischen Landesgemeinde Thüringen. Er wurde 1944, ein Jahr vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs, geboren. Mit Ausnahme von seiner Mutter und ihm waren alle Mitglieder der Familie seiner Mutter in Konzentrationslagern ermordet worden. Er berichtete den Schülerinnen und Schülern über Erfahrungen jüdischer Familien in der DDR sowie von der Verfolgung und Ermordung der Jüdinnen und Juden in der Zeit des Nationalsozialismus und Zweiten Weltkrieg.
Dabei erfuhren die Jugendlichen, was es bedeutete, dass es fast keine überlebenden Jüdinnen und Juden gab und, was es bedeuten konnte, mit den erlittenen Verbrechen leben zu müssen. Sie erfuhren auch, dass die Erinnerung an die Shoah im geteilten Deutschland sehr unterschiedlich war, und dass die DDR den Staat Israel erst zum Ende der DDR-Ära anerkannte. Małgorzata Cebulska, die Projektbetreuerin und pädagogische Mitarbeiterin des Museums sagte: „Stark aufgefallen ist, dass die Schüler*innen dem Zeitzeugengepräch mit sehr großem Interesse gefolgt sind. Das Thema hat die Jugendlichen sowohl bewegt, als auch gleichzeitig neugierig gemacht, die Geschichte von Jüdinnen und Juden besser kennenzulernen“. Auch das Thema „Jüdisches Leben in Deutschland heute“ war Bestandteil des Projekttags. Leo Walda, Referent des Vereins „Gegen Vergessen – Für Demokratie e.V.“, konnte für dieses Thema für einen den Projekttag abschließenden Workshop gewonnen werden.
Das Projekt wurde von der Partnerschaft für Demokratie im Landkreis Eichsfeld gefördert.
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