Zum 34. Jahrestag der Grenzöffnung zwischen der Bundesrepublik und der DDR hat das Grenzlandmuseum Eichsfeld die Sonderausstellung „Leseland DDR“ eröffnet. Einführend gab es einen Vortrag vom Archivar des Grenzlandmuseums Stefan Berndt über die spannende Geschichte des Insel Verlags, der 1901 gegründet wurde und während der deutschen Teilung in beiden deutschen Staaten existierte.
Stefan Berndt bekannte sich als bibliophil seit seiner Jugend und als Sammler der kleinen Taschenbücher der Reihe „Insel Bücherei“. Das Besondere des Insel Verlags sei nicht nur seine lange Geschichte, sondern auch die zwei Verlagshäuser nach der deutschen Teilung – eines im westdeutschen Wiesbaden und das Stammhaus im ostdeutschen Leipzig. So erfuhren die Gäste im Grenzlandmuseum eine außergewöhnliche Historie eines Verlages, eingeflochten in die politischen Entwicklungen eines Jahrhunderts.
Nach dem Vortrag wurde die Ausstellung „Leseland DDR“ eröffnet, gefördert von der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur. Hier erzählt der Historiker Dr. Stefan Wolle vom Schlangestehen nach Büchern und von den Zensurmaßnahmen gegen kritische Schriftsteller, aber auch von sowjetischen Klassikern, Kinderbüchern und Science-Fiction in der DDR. Die Schau handelt nicht zuletzt von der grenzüberschreitenden Kraft, die Bücher entfalteten, die Weltreisen über die Grenzen des Landes hinweg ermöglichten. “Leseland DDR” sei eine Anregung für Jung und Alt, alte Bücher aufzuschlagen, um die Geschichte der DDR im Spiegel ihrer Literatur (neu) zu erkunden, empfehlen die Veranstalter.
Was Lesen in der DDR bedeutete, erzählte auch Ludger Windolph, Mitarbeiter des Grenzlandmuseums, im Zusammenhang mit den Mosaik-Comics. „Da warteten wir Kinder jede Woche auf die nächste Ausgabe. Die Hefte haben mir die Welt gezeigt und die Geschichten basierten immer auf historischen Grundlagen. Es ging nach Südamerika, nach Ägypten, eben überall dorthin, wo wir nicht hinkamen“, erinnerte sich Ludger Windolph an seine Jugend. Die Bücher und Comics von DDR-Verlagen ergänzen die Plakatausstellung und stammen alle aus der Bibliothek des Grenzlandmuseums. Mehr Informationen zum Bibliothekbestand unter: grenzlandmuseum.de/lernort/#bibliothek
Die Ausstellung wird bis März 2024 präsentiert.
Über den 9. November in der deutschen Geschichte informierte die Historikerin und Leiterin des Grenzlandmuseums Mira Keune:
„Der 9. November wird oft als „Schicksalstag“ der deutschen Geschichte bezeichnet, ein Tag zwischen Licht und Schatten, voller Ambivalenz zwischen Gewalt und Glück. Dieser Tag ist von besonderer Bedeutung für die Erinnerungskultur Deutschlands und für die Demokratiegeschichte.
Am 9. November 1918 wurde die erste deutsche Republik und damit die erste parlamentarische Demokratie ausgerufen. Fünf Jahre später, am 9. November 1923, versuchte Adolf Hitler in München mit einem Putsch zum ersten Mal politische Macht zu erlangen.
Deutschland gedenkt am 9. November der Opfer der Novemberpogrome der Nationalsozialisten vom 9. und 10. November 1938. Zur Bilanz dieser Verbrechen gehört, dass mehr als 1.400 Synagogen zerstört wurden und Zehntausende jüdische Bürgerinnen und Bürger in Konzentrationslager verschleppt wurden. Hunderte Jüdinnen und Juden wurden von den Nationalsozialisten ermordet, mehr als 1.000 Betroffene starben in Folge der Novemberverbrechen.
Der 9. November 1989 ist mit einem Glücksmoment der deutschen Geschichte verbunden. In der Folge der Friedlichen Revolution in der DDR kommt es mit dem 9. November 1989 zur Öffnung der innerdeutschen Grenzübergänge und dem Fall der Berliner Mauer. Noch in derselben Nacht, um 00:35 Uhr, wird der Grenzübergang Duderstadt/Worbis, an dem sich heute das Grenzlandmuseum Eichsfeld befindet, geöffnet.“
Weitere Infos zum Grenzlandmuseum Eichsfeld bei grenzlandmuseum.de.
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