Filmkunst bei Sonnenuntergang: Open-Air-Kino des Grenzlandmuseums entwickelt sich zum Publikumsmagneten

Das Grenzlandmuseum Eichsfeld hat mit zwei sehr gut besuchten Kino-Abenden an die friedliche Revolution in der DDR vor 35 Jahren erinnert. Die erste Veranstaltung, ein Kurzfilmabend am Freitag, 30. August 2024, musste zwar wegen Gewitters in die Bildungsstätte des Grenzlandmuseums verlegt werden, aber die zweite Vorführung, der preisgekrönte Spielfilm „Zuckersand“, konnte wie geplant als Open-Air-Kino stattfinden.

 

Mit Klappstühlen und Picknickkörben machen es sich die Gäste bequem

 

„Wie sehr wir uns freuen, dass Sie alle so zahlreich erschienen sind!“, begrüßte Mira Keune, Leiterin des Grenzlandmuseum Eichsfeld, die vielen Zuschauer*innen zum Open-Air-Kino auf dem Pferdeberg bei Duderstadt. Mehr als 100 Gäste hatten sich mit Klappstühlen und Picknickkörben vor dem ehemaligen Beobachtungsturm der DDR-Grenztruppen versammelt, der zur Leinwand umfunktioniert worden war. Manche waren zu Fuß oder mit dem Fahrrad gekommen, einige hatten ihre Autos vor der Gaststätte „Schöne Aussichten“ geparkt. „Sogar aus Erfurt sind Gäste angereist“, freute sich Patrick Hoffmann, Historiker am Grenzlandmuseum und Initiator der Veranstaltung, über das Interesse.

 

Sorgen für einen inspirierenden Kino-Abend in toller Atmosphäre: Historiker Patrick Hoffmann, Regisseur Dirk Kummer und Museumsdirektorin Mira Keune

 

Gezeigt wurde der preisgekrönte Spielfilm „Zuckersand“, der von der Freundschaft zweier Schuljungen, Fred und Jonas, in der DDR erzählt. Nachdem Jonas‘ Mutter einen Ausreiseantrag stellt, droht die Freundschaft der beiden Kinder zu zerbrechen. Der Film ist durchaus mit Humor gewürzt und offenbart so manche Absurdität im Überwachungsstaat. Verdeutlicht wird aber auch die Schwere der Diktatur, die auf den Menschen lastet und deren Leben in allen beruflichen, schulischen und privaten Bereichen beeinflusst. Der Traum, die Welt zu entdecken und die eigene Persönlichkeit frei entfalten zu können scheint nur noch möglich durch einen Ausbruch aus der Diktatur – entweder per Ausreiseantrag oder mit Schaufel und Spaten, denn Fred und Jonas planen ein Loch durch den Erdball zu graben, um sich später nach Jonas‘ Ausreise in Australien wiederzutreffen.

Der Regisseur Dirk Kummer hat „Zuckersand“ 2015 gedreht (Erstausstrahlung 2017). Auf dem Pferdeberg sprach er im Interview mit Mira Keune von der Entstehung des Films, der auch einige autobiografische Züge enthält. Nach der Grenzöffnung wollte das Drehbuch zunächst niemand haben. Ein Kinderfilm solle doch nicht so ernst enden, wurde kritisiert. Doch Dirk Kummer behielt sein Ziel vor Augen, und inzwischen wurde „Zuckersand“ vielfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Grimme Preis.

 

Ausschnitt aus dem Film „Zuckersand“

 

Am Vortag standen verschiedene Kurzfilme zum Thema Flucht und Grenze aus historischer Perspektive im Fokus, darunter der Kurzfilm „Grenzer“, der 2022 u.a. auf dem Grenzlandweg am Pferdeberg gedreht wurde. Nachwuchsregisseur Harry Besel war ebenfalls zu Gast und berichtete über die Hintergründe. „Kurzfristig mussten wir das Kino am Freitag witterungsbedingt in die Bildungsstätte verlegen, und wir freuen uns, dass auch diese Vorführung sehr gut angenommen wurde“, erklärte Patrick Hoffmann.

Unterstützt wurde die Veranstaltung von der Partnerschaft für Demokratie imLandkreis Eichsfeld.

Weitere Angebote im Grenzlandmuseum Eichsfeld: grenzlandmuseum.de/veranstaltungen/

 

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