Das Grenzlandmuseum Eichsfeld stellt seine bisherige erdgasbasierte Energieversorung um auf erneuerbare Energien. Die Finanzierung von rund 900.000 Euro ist gewährleistet über Fördermittel des Energieministeriums Thüringen. Die Konzeption und Ausführung des Projektes liegt beim Energieversorger EW Eichsfeldgas. Die ersten Bagger haben bereits ihre Arbeit aufgenommen, um die Energiewende am Grenzlandmuseum in die Wege zu leiten.
Vor dem Spatenstich und der symbolischen Scheckübergabe durch den thüringischen Umweltminister Bernhard Stengele an die beiden Vorsitzenden des Trägervereins des Grenzlandmuseums Horst Dornieden und Wolfgang Nolte sowie die Museumsdirektorin Mira Keune wurde das Projekt vorgestellt, dessen Nachhaltigkeit nicht nur die Umstellung auf erneuerbare Energien betrifft, sondern auch die Einbindung in das Bildungsangebot des Grenzlandmuseums.
„Die Kombination sichtbarer klimafreundlicher Energieversorgung am Grünen Band mit den bestehenden Bildungsangeboten des Grenzlandmuseums ist bisher in Thüringen einmalig. Das Modellprojekt kann so die Themen DDR-Geschichte, Demokratie und Klimaschutz unter einem Dach vereinen“, freut sich Mira Keune über die große Unterstützung des Thüringer Ministeriums für Umwelt, Energie und Naturschutz sowie der Eichsfeldwerke als langfristiger Projektpartner, der dann auch Wartung und Instandhaltung der neuen Anlagen übernimmt. Die Bedarfe erneuerbarer Energiepolitik werden in die bereits bestehenden Workshops und Bildungsangebote des Grenzlandmuseums eingebettet.
Erneuerbare Energie als Bildungskonzept im Grenzlandmuseum
Für Horst Dornieden ist die Umstellung ein herausragend wichtiger Schritt, um das Museum zukunftsfähig auszurichten. „Wir erfüllen eine nationale Aufgabe, sind aber regional unterwegs. Das Grenzlandmuseum Eichsfeld liegt direkt am ehemaligen Todesstreifen, dem heutigen Grünen Band. Für uns ist es an diesem Ort Verpflichtung, sich der Aufarbeitung der SED-Diktatur zu stellen. Aber auch aktuelle Themen zur Demokratie und Nachhaltigkeit gehen hier ineinander über. So ist mit der Förderung, für die wir sehr dankbar sind, eine einmalige Chance verbunden. Wir können mit diesem Pilotprojekt auf innovative und alternative Energien im Grenzlandmuseum Eichsfeld umsteigen und unsere Bildungsarbeit ausbauen und stärken.“ Die öffentliche Sichtbarkeit der Energieversorgungsanlagen habe zudem Vorbildcharakter.
Umweltminister Bernhard Stengele erklärte: „Wärme durch erneuerbare Energie braucht Beispiele, die vielen Menschen zeigt, wie gut, kostengünstig und praktikabel sie funktionieren kann. Mit dem Grenzlandmuseum wird ein wichtiger Erinnerungsort am Grünen Band auch zum Modellprojekt für die Energiewende. Grundsätzlich brauchen Vereine und ehrenamtliche Strukturen Unterstützung. Denn häufig fehlen die Eigenmittel für andere bestehende Förderprogramme.“
Verantwortung in Verbindung mit dem Natur- und Kulturerbe
Der zweite Vorsitzende des Trägervereins Wolfgang Nolte erinnerte in diesem Zusammenhang an die Aufnahme des Grünen Bandes auf die Tentativliste des UNESCO-Erbes, und zwar mit der Option, gleichermaßen als Kultur- und Naturerbe anerkannt zu werden, was einzigartig in Deutschland wäre.
Auch Mira Keune machte die damit verbundene Verantwortung deutlich. Die Heizungsanlage in den Gebäuden des Museums sei technisch veraltet und sehr wartungsintensiv. Doch für ein Bildungszentrum, das mit der Verbindung zum Grünen Band auch Umweltthemen auf der Agenda habe, wäre es wenig glaubwürdig, nun eine neue Gasheizung installieren zu lassen. Allerdings hätte sich der kleine Förderverein des Grenzlandmuseums eine Umstellung auf erneuerbare Energien finanziell nicht leisten können. Umso glücklicher sei man nun über die Unterstützung durch das Land Thüringen.
Eichsfeldwerke als langfristiger Projektpartner
Das Energiekonzept wurde 2023 von der EW Eichsfeldgas entwickelt. Eine Herausforderung sei die recht begrenzte Fläche am Museum gewesen, um beispielsweise PV-Anlagen zu installieren, erklärte Geschäftsführer Dirk Nehrkorn. Um auch für die Zukunft aufgestellt zu sein, wurde gleich zu jeder PV-Anlage ein Speicher eingeplant. „Auf diesem Sektor wird sich in Zukunft noch viel entwickeln“, meinte Dirk Nehrkorn. Allein in den vergangenen Jahren habe die EW Eichsfeldgas mehr als 50 Mio. Euro in erneuerbare Energien investiert.
Dazu sprach sich Bernhard Stengele für sinnvolle und individuelle Regionallösungen aus. Das Einbeziehen der Kommunen und Menschen vor Ort trage wesentlich zur Akzeptanz solcher Umstellungen bei.
Wo kommen die neuen Anlagen zum Einsatz?
Am Grenzlandmuseum sollen das Museumsgebäude, die Bildungsstätte und der Mühlenturm zukünftig mit erneuerbarer Energie durch eine Sole-Wasser-Wärmepumpe mit Erdkollektorenfeld und Solar-Anlagen (sowohl als Dach- als auch Freiflächenanlagen) versorgt werden. Auf dem Dach der Bildungsstätte soll auf einer Fläche von 280 m² eine PV-Anlage mit 143 Modulen installiert werden. Damit ließen sich pro Jahr rund 60.000 kWh Strom erzeugen. Auf nochmals rund 300 m² am Boden werden Erdkollektoren verlegt, um die Stromversorgung für die Wärmepumpe ganzjährig sicherzustellen. Hier kommt ein innovatives Absorbersystem zum Einsatz, wodurch die benötigte Grundstücksfläche auf 1/7 gegenüber einem herkömmlichen Erdkollektorsystem reduziert werden kann. Das thüringische Energieministerium fördert den gemeinnützigen Trägerverein des Grenzlandmuseums mit rund 900 000 Euro – und übernimmt damit die Gesamtkosten der Umstellung.
Das Projekt gehört zu einer Reihe mehrerer Pilotprojekte zur Transformation von Energieträgern und Erhöhung der Energieeffizienz insbesondere in bestehenden Gebäuden. Zu weiteren Projekten zählen etwa eine Machbarkeitsuntersuchung zur Klimaneutralität des Schlossbergs Altenburg oder der Bau eines Wärmenetzes in Schmölln.
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