Mehrere Wochen hat das Projekt „Heimat und Grenze“ in Anspruch genommen. In Niedersachsen und Thüringen hatten Schüler die Chance, gemeinsam mit Profi-Musikern und Künstlern dieses Thema zu erarbeiten, und zwar musikalisch, gedanklich, visuell und im Austausch miteinander. Was dabei herausgekommen ist, zeigten zwei Aufführungen, eine in der St.-Alban-Kirche in Effelder, die zweite in der Aula der IGS St. Ursula in Duderstadt.
Das Projekt wurde initiert vom Duderstädter KulturKloster in Kooperation mit dem Leipziger Cellisten Lukas Dreyer. Als Workshopleiterin war außerdem die Designerin und Kunstvermittlerin Annette Funke aus Halle mit dabei.
Während die Vorstellung in St. Alban in Effelder mit rund 250 Leuten äußerst gut besucht war, haben in Duderstadt nur wenige Gäste die Chance wahrgenommen, sich von einer außergewöhnlichen Veranstaltung inspirieren zu lassen. Dabei haben die Duderstädter Schüler der Astrid-Lindgren-Schule schon vor den Herbstferien an mehreren Workshops mit Annette Funke teilgenommen, um Bilder für das länderübergreifende Projekt zum Thema „Heimat und Grenze“ zu gestalten: Duderstädter Fachwerk, Eichsfelder (Grenz-)Landschaften, geschichtsträchtige Bauten wie die Burg Hanstein haben die Schüler als fotografische Vorlagen gewählt, um ihre ganz persönlichen Bilder zu entwerfen. Umrisse der Motive wurden aufgezeichnet und mithilfe selbst hergestellter Gelantineplatten auf Papier gedruckt. Dabei sind äußerst ästhetische Werke entstanden, die viel Raum für eigene Gedanken, Gefühle und Fantasie lassen. Verbundenheit zur Heimat hat einen individuellen Blickwinkel erhalten und die Schüler haben neue Wege des eigenen Ausdrucks unter professioneller Anleitung kennengelernt.
Den Auftakt zur Klang-Bilder-Vernissage bildete das West meets Ost-Cello-Oktett der Kreismusikschule in Duderstadt. Um die Musik und die Bilder auch prosaisch zu verbinden, las der bekannte Journalist Jan-Philipp Möller, der u. a. im Spiegel veröffentlicht hat, Briefe vor: mehrere aus der Nachkriegs-BBC-Rundfunksendung „Briefe ohne Unterschrift“, einen des entführten Jan Philipp Reemtsma (1996) und schließlich den einer Borderlinerin. Briefe sind ja als aufgeschriebener Gedankenaustausch schon „grenzüberschreitend“, die Themen waren es ebenfalls, stellten Ausnahmesituationen wie Gefangenschaft oder das Leben in einer fremd gewordenen Umwelt dar.
Nach der Lesung „posaunte“ plötzlich die Blaskapelle Effelder, die sich schon mit anderen ungewöhnlichen Einspielungen eine Namen gemacht hat, von der Balustrade der Aula. Schmunzeln im Publikum, ein bisschen erschrocken hatte sich jeder nach dem eher bedrückenden und besinnlichen Part der Lesung. Aber der „rote Faden“ des Projektes schien doch das stetige Spiel mit dem Kontrast zum Vertrautem zu sein. Heimatliche Bilder fremd verzerrt, Musiker aus der Region mit einem internationalen und überraschendem Repertoire: unter anderem die DDR-Nationalhymne, „Another brick in the wall“ von Pink Floyd, Scorpions „Wind of change“ und die deutsche Nationalhymne gehörten zum Programm.
Einen weiteren Kontrast bot die junge Band „Hello Grand“ aus dem thüringischen Eichsfeld (Rodeberg-Eigenrieden), benannt nach dem Baby-Grand-Piano, das mitreisen darf. Das virtuose Trio mit Sänger Marcel Mainzer hat nach einem Pop-Medley (u.a. „Imagine“ von John Lennon und „Hinterm Horizont geht’s weiter“ von Udo Lindenberg) schließlich gemeinsam mit der Blaskapelle Effelder auch das Eichsfeldlied und das Niedersachsenlied zum Besten gegeben – und zwar auf eine individuelle und zeitlose Weise.
In allen Kontrasten dieser Aufführungen wurden immer wieder Gemeinsamkeiten gefunden und hervorgehoben. Die Erkenntnis darüber vermittelte Heiterkeit – auch beim Publikum – und Neugier aufeinander. Eine durchweg gelungene Vorstellung also.
Die Intitiatorin des KulturKlosters und Geschäftsführerin der Ursulinenstiftung Duderstadt, Sr. Ingeborg, und Katrin Oldenburg, Leiterin des KulturKlosters, hoffen, dass nun bald ein neuer Träger für die Einrichtung gefunden werde, damit diese Chance für Schul-ergänzende kulturelle Bildung im ländlichen Raum weiterhin genutzt werden könne. Gelder und Pläne für das kommende Jahr seien längst vorhanden, und auch potenzielle Träger hätten schon Interesse angemeldet, sagt Katrin Oldenburg. Ihre Stelle bei der Stadt Duderstadt ist bis zum Jahresende befristet.
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