Die SPD-Politikerin Doris Glahn zu Besuch bei der Wildvogelstation in Hilkerode

Doris Glahn, SPD-Fraktionsvorsitzende in Duderstadt, hat die Interessengemeinschaft Wildvogelhilfe Südniedersachsen (IGWSN) in Hilkerode besucht. Nach der Führung durch die Volieren und Aufzuchtstationen versprach sie, sich persönlich für Unterstützung der Auffangstation für Wildvögel in Hilkerode einzusetzen.

Wildvogel-Expertin Julia Metternich gab der Duderstädter Politikerin einen Rückblick über die Vereinsgeschichte, die 2016 begann. Damals hatten sie und Ihr Mann, der Falkner Magnus Duda, rund 270 Vögel in der Auffangstation. Doch der Bedarf an solchen Stationen ist riesig. Immer mehr Vögel wurden gebracht, die von ihren Eltern nicht mehr versorgt werden konnten, die von Pestizideinsätzen in der Natur krank geworden sind, die ihre Lebensräume verloren haben oder bei Unfällen verletzt wurden.

 

Die Notfall-Station ist ausgestattet mit UV-Lampen und Luftabsaugung, um auch gefährliche Viruserkrankungen der Vögel in den Griff zu kriegen.

 

Immerhin: rund 80 Prozent der in Hilkerode aufgepäppelten Vögel können wieder ausgewildert werden. Aber die Zahl der gefiederten Patienten hat sich von 2016 bis 2020 auf über 600 pro Jahr erhöht. „Die Arbeit ist allein nicht mehr zu schaffen. Man stellt einem Jungvogel nicht einfach das Futter hin. Wir müssen jeden einzelnen füttern, Medikamente verabreichen, Verletzungen behandeln. Die Waschmaschine läuft ununterbrochen, und die Volieren müssen regelmäßig gereinigt werden. Wir arbeiten täglich von 5 Uhr morgens bis 23 Uhr abends, und zwar sieben Tage die Woche. Urlaub gibt es nie“, erzählte Julia Metternich ihrem Besuch. Schon im vergangenen Jahr wusste sie, dass es so nicht weitergehen könne. In diesem Jahr kamen aber noch mehr Vögel, und man konnte schließlich nur noch die besonders geschützten Arten wie Schwalben, Mauersegler, Eulen und Greifvögel aufnehmen. Die Kapazitäten waren vollkommen ausgeschöpft, und rund 800 Vögel mussten abgewiesen werden. Dafür gab es Beschimpfungen am Telefon und bei Facebook, und so wurde die Seite gelöscht.

 

Nur noch besonders geschützte Arten – hier Rauchschwalben – können aufgenommen werden.

 

„Die IGWSN versucht, eine Stelle für Bundesfreiwilligendienstler einrichten zu lassen. Die Finanzierungsfrage muss jedoch noch geklärt werden“, erläuterte Julia Metternich die weiteren Pläne. Nur mit personeller Hilfe sei die Arbeit noch zu stemmen.

Doris Glahn zeigte Verständnis für die schwierige Situation einer völlig überlasteten Wildvogelstation. Eine dauerhafte Entlastung muss sich allerdings langfristiger entwickeln. Die beiden Wildvogel-Experten sehen ihre eigentliche Aufgabe vor allem darin, Aufklärungsarbeit zu leisten, um die Zahl der in Not geratenen Vögel nachhaltig zu verringern. Doch bei dem momentanen Arbeitspensum bleibt dafür kaum Zeit übrig.

Die Wildvogelhilfe finanziert sich über Spenden, Sponsoren und Kooperationspartner wie die Heinz-Sielmann-Stiftung und der NABU. Das Geld geht ausschließlich in die Versorgung der Vögel. Für den eigenen Lebensunterhalt geht Magnus Duda einer anderen Arbeit nach und hilft seiner Frau nach Feierabend und an den Wochenenden. Die Arbeit in der Wildvogelstation leisten beide freiwillig und unentgeltlich. Doch der Idealismus zur Rettung der Wildvögel geht langsam verloren, wenn die Gesamtsituation immer schlimmer wird.

 

Doris Glahn lässt sich von Julia Metternich auch die modernen Volieren mit Eulen und Greifvögeln zeigen.

„Es geht nicht vordergründig um Geld, mit den Spenden kommen wir halbwegs über die Runden. Wir wünschen uns aber eine deutlichere politische Wahrnehmung, mehr Zusammenarbeit, mehr Rückendeckung, mehr Aufklärung in der Öffentlichkeit“, erklärte Julia Metternich ihrem Besuch. Der Vogelwelt geht es nämlich überhaupt nicht gut, und der Zusammenhang zum Pflanzen- und Insektenschwund ist deutlich. Allein bei den Schwalben und Mauerseglern (Insektenfresser) sei ein Rückgang von 80 Prozent zu verzeichnen, sagt die Vogel-Expertin. Gegen den Vogelschwund anzukämpfen, sei auch Aufgabe der Politik, und zwar mit nachhaltigen Maßnahmen und Netzwerken zur Rettung der Lebensräume.

Doris Glahn ist auch Vorstandsmitglied im Duderstädter Lehrgarten (Verein zur Förderung naturgemäßer Lebensweise, traditioneller Handwerkstechniken und der historischen Bürgergärten in Duderstadt e.V.). Zum Thema Netzwerke sprach sie gleich eine Einladung in den Lehrgarten aus, wo auch junge Menschen in entsprechender Umgebung mit Workshops und Aufklärungsarbeit erreicht werden könnten. Verschiedene Anregungen möchte sie in den jeweiligen Ausschüssen im Stadtrat vortragen.

 

EichsfeldBlog Duderstadt InteressengemeinschaftWildvogelhilfeSüdniedersachsen

 

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