Wer den Herbst genießen will, sollte ihn zu Fuß oder mit dem Fahrrad durchstreifen. Bunte Wälder, raschelndes Laub, klare Luft und Fernblick sind eine reizvolle Kombination – und die gibt es rund um Duderstadt bei einer Herbst-Wanderung zu einer der Warten.
Zwei dieser mittelalterlichen Wachtürme sind noch erhalten, die Sulbergwarte und die Wehnder Warte. Bei anderen erinnert heute der Name des Wirtshauses an die einstige Bedeutung des Ortes, wie bei der Roten Warte, der Seulinger Warte und der Nesselröder Warte. Ursprünglich gehörten im 15. Jahrhundert 16 Warten zum Duderstädter Verteidigungssystem.
Alle Warten wurden auf Hügeln gebaut, die teilweise durch den Duderstädter Knick miteinander verbunden waren. Als Knick bezeichnete man Hecken und Büsche, deren Zweige umgeknickt und verflochten wurden, sodass sie einen natürlichen Schutzwall schon weit vor den Stadttoren bildeten. Die Warten gehörten zum Duderstädter Landwehrsystem und standen so zueinander, dass die Wächter Sichtkontakt zum Nachbarturm und einen weiten Blick ins Umland hatten.
Einen Knickwart, dem die Instandhaltung des Knicks oblag, gibt es auch heute noch in Duderstadt: Borchard Borchardis alias Bernhard Köhler ist Stadtführer und nimmt seine Gäste mit zur Sulbergwarte, die jederzeit auch von innen zu besichtigen ist.
1998 konnte durch archäologische Funde belegt werden, dass die Sulbergwarte in der Zeit ihrer Erbauung um 1400 ein Ziegeldach besaß. Also wurde der Turm Ende der 90er Jahre wieder überdacht.
Die Mingeröder waren noch im 18. Jahrhundert der Stadt Duderstadt gegenüber verpflichtet, bei anstehenden Hinrichtungen den Galgen auf dem Sulberg zu errichten. Daher wurden sie von den Duderstädter „Anreischken“ als „Galgenvögel“ verspottet.
Die Sulbergwarte ist von einer offenen Feldlandschaft umgeben. Nur zwei Kilometer von der Duderstädter Innenstadt entfernt prägt der weithin sichtbare Turm das Stadtbild.
Rund vier Kilometer außerhalb Duderstadts liegt die Rote Warte bei Fuhrbach in einer waldreichen Gegend und ganz in der Nähe zu Gut Herbigshagen, dem Hauptsitz der Heinz-Sielmann-Stiftung. Bereits zu Beginn des 16. Jahrhunderts gab es ein Haus und einen Kuhstall bei der Warte, im 17. Jahrhundert auch ein Backhaus. 1685 wird erstmals ein Förster erwähnt. Eine Schanklizenz ist ab dem 18. Jahrhundert nachgewiesen, allerdings wurde 1773 der Turm abgerissen. Der Forstdienst endete hier 1971, doch das Gasthaus besteht bis heute. Seit 1999 sind Birgit und Benno Behre die Wirte der Roten Warte und begrüßen ihre Gäste bei gutem Wetter im malerischen Biergarten und ansonsten auch mal mit selbstgemachtem Kabarett, begleitet von live gespielter Klaviermusik.
Von Duderstadt aus sind es knapp sieben Kilometer bis zur Wehnder Warte bei Tastungen. Die Herren der Burg Bodenstein bei Worbis hatten mit den Duderstädtern einen Vertrag über den Bau eines Wartturms geschlossen, der 1430 vollendet wurde. Der Turm ist noch erhalten, wurde restauriert und ist jederzeit zu besichtigen. Er liegt direkt an der Landstraße von Tastungen nach Wehnde, allerdings geht es von dort aus etwa fünf Kilometer durch malerischen Laubwald zur Burg Bodenstein, wo auch ein Gasthaus steht.
Der Pferdeberg wurde bereits vor der Grenzöffnung 1989 von den niedersächsischen Pferdeberggemeinden Immingerode, Tiftlingode und Gerblingerode sowie der Stadt Duderstadt als Naherholungsgebiet gestaltet. Nach der Wiedervereinigung schlossen sich auch die Teistunger auf thüringischer Seite dem Arbeitskreis Pferdeberg an.
Nur rund zwei Kilometer von Duderstadt entfernt hat der Pferdeberg tatsächlich einiges zu bieten: Wanderwege durch malerische Wälder, Feldlandschaften und Obstbaum-Alleen, ein Trimmpfad, Spielplätze, die unmittelbare Nähe zum Grenzlandmuseum und zum Grünen Band, der 14 Meter hohe Pferdebergturm als ehemaliger Beobachtungsturm des Bundesgrenzschutzes, das Pferdebergkreuz und auf Immingeröder Seite der Kreuzweg aus dem 19. Jahrhundert. Auch das Kolping-Ferienzentrum hat sich seit den 1980-er Jahren am Pferdeberg angesiedelt.
Das gemütliche Ausflugslokal „Schöne Aussichten“ trägt seinen Namen zu Recht. Von der Terrasse blickt man bis zum thüringischen Ohmgebirge. In den 1950er Jahren stand hier eine „Trinkhalle“, und 1985 baute Johannes Müller aus Gerblingerode das Gasthaus, das 1989 um einen Saal erweitert wurde. In den 2000er Jahren wechselten die Besitzer. Nach einiger Zeit Leerstand hat das Ehepaar Adams die Gaststätte auf dem Pferdeberg im Sommer 2019 übernommen.
Ganz in der Nähe des Lokals erinnert ein runder Erdwall noch an den einstigen Standort der Pferdebergwarte. Heute ist die Stätte von Wald umgeben.
Das Waldgebiet hinter der Nesselröder Warte erstreckt sich bis Rittmarshausen. Das das einstige Wartehaus wurde im 30-jährigen Krieg zerstört, der Warteturm noch vor 1800 abgerissen. Das später errichtete Fachwerkhaus gehört heute zum Campingplatz, und gleich daneben liegt ein Reitstall. Aber der Blick über das Eichsfeld ist auch hier für Wanderer eindrucksvoll. Von Duderstadt ist die Nesselröder Warte (früher Böningwarte) fast 10 Kilometer entfernt. Eine Möglichkeit für eine Wanderung nach Nesselröden wäre über die Euzenbergwarte. Dort steht der 26 Meter hohe Aussichtsturm „Christus-König-Kreuz“, erbaut 1926 vom Berliner Unternehmer Bernward Leineweber zum Gedenken an seinen Heimatort Nesselröden.
Bereits 1589 wurde an der Seulinger Warte ein Warthaus gebaut. Der Abrisszeitpunkt des Turms ist unbekannt. Auch die Seulinger Warte war lange ein Forsthaus, bis sie 1862 vom Gastwirt Johannes Bodmann ersteigert wurde. Heute ist das Fachwerkhaus an der Seulinger Warte ein beliebtes Ausflugsziel. Familie Jung betreibt das Lokal in der fünften Generation. Ein idyllischer Biergarten mit angrenzendem Spielplatz, die Nähe zum Wald und ein Fernblick bis zum Harz und ins Göttinger Land locken die Wanderer zu jeder Jahreszeit. Einmal im Jahr wird die Wiese an der Warte zum Austragungsort einer der größten Pferdezuchtschauen Deutschlands, der Oakstead Shire Horse Show mit internationalen Gästen. Die Seulinger Warte ist etwa zehn Kilometer von Duderstadt entfernt.
Weitere Warten gab es bei Rhumspringe, Hilkerode, die Tettelwarte bei Breitenberg, die Hahnekratzwarte bei Ecklingerode, auf dem Lindenberg, bei Werxhausen, Desingerode und angeblich bei Seeburg die Megedebergwarte.
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