Ausflug in die Region: Natur, Geschichte und Kultur rund um Walkenried

Auch im Herbst bieten sich tolle Ausflüge in die Umgebung an. In nur einer halben Stunde Fahrtzeit von Duderstadt aus erreichen wir Walkenried im Harz. Dort gibt es nicht nur weite Ausblicke auf märchenhaften Wanderwegen, sondern auch spannende Einblicke in die Geschichte des einstigen Zisterzienserklosters, das im Mittelalter ein äußerst erfolgreicher Wirtschaftskonzern war und heute zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört.

 

Geschichtsträchtig: Zisterzienserkloster Walkenried, Ruine der Klosterkirche

 

Bevor wir uns im Kloster-Museum umschauen, nutzen wir das sonnige Herbstwetter für eine rund 5,5 km lange Wanderung um den Itelteich, die sogar ins „Himmelreich“ führt. Startpunkt ist der Besucherparkplatz am Zisterzienserkloster (Schützenplatz). Von hier aus geht es zunächst ein Stück entlang des Flüsschens Wieda, dann über den Bahnübergang (hier fährt sogar noch ein Zug) und links Richtung Wald. „Günters Ruh“ heißt dort eine Sitzkrippe, die nach dem langjährigen Bürgermeister Walkenrieds, Günter Domeyer, benannt wurde, der zu seinen Lebzeiten mit anderen Naturfreunden und Vogelkundlern in der Walkenrieder Seenlandschaft eine Vogelwarte gegründet hatte.

 

„Günters Ruh“

 

Von hier geht es ein Stück steil bergauf, zum Teil über Stufen

 

Von dort aus geht es steil bergauf, und das Hinweisschild warnt vor Absturzgefahr. Dennoch muss man nicht besonders schwindelfrei sein, um den gut begehbaren Weg zu meistern. Die kalkigen Felsen in dieser Gegend sind Teil des Karstwanderwegs, der über 260 km am Südharz entlang führt. Der Kammweg ist gesäumt von alten Buchen, die dem Wald hier eine ganz besondere Würde verleihen.

 

Mächtige Buchen auf dem Kammweg

 

Links von uns blitzt der Itelteich tief im Tal immer wieder zwischen den Bäumen auf. Eine beeindruckende Aussicht Richtung Westen gibt es oben im „Himmelreich“, einem Aussichtspunkt mit Sitzbank zum rasten.

 

„Himmelreich“ mit Blick über den Itelteich

 

Nur wenige Meter weiter erreichen wir den Hexentanzplatz, wo sich eine weite Aussicht in den Osten bietet, nämlich auf das thüringische Ellrich. Im Zweiten Weltkrieg befand sich dort eine Außenstelle des KZ Mittelbau Dora, und in DDR-Zeiten verband hier ein Eisenbahn-Grenzübergang für Güterzüge den Handel zwischen beiden deutschen Staaten.

 

„Hexentanzplatz“ – Aussicht über Ellrich

 

Nun wird die Schleife um den Itelteich etwas ausladender und wir wandern Richtung Norden zur Hans-Jürgen-Thiele-Köthe. Ein solcher Holzbau wurde bis ins 20. Jahrundert von den Köhlern im Harz zur Holzkohlenherstellung genutzt und auch bewohnt. Heutige Köthen dienen als Schutzhütten für Wanderer.

 

Bietet Wetterschutz: Die Hans-Jürgen-Thiele-Köthe

 

Am Waldrand entlang geht es zurück zum Zisterzienserkloster, wo wir einen Besuch des Museums anschließen, das im einstigen und heute noch erhaltenen Klausurgebäude untergebracht ist. Der Museumsrundgang umfasst die vier Kreuzgänge – wobei der doppelte Kreuzgang von 1290 eine architektonische Besonderheit ist -, den Kreuzgarten, den Kapitelsaal und den multimedialen Ausstellungsbereich.

 

Der Rundgang führt manchmal über Treppenläufe

 

Architektonische Besonderheit: Der doppelte Kreuzgang im Zisterzienserkloster Walkenried

 

Im Kapitelsaal werden seit der Reformation evangelische Gottesdienste gefeiert

 

Im Ausstellungsbereich wird den Besuchern auf spannende Weise das spirituelle und wirtschaftliche Schaffen der Mönche nahegebracht: Mit Erzabbau, Land- und Forstwirtschaft, Wasserkraft, und nicht zuletzt mit technischem Know-how und umfassender Bildung der Glaubensbrüder, erreichte das Kloster Walkenried von Ende des 13. Jahrhunderts bis Mitte des 14. Jahrhunderts seine Blütezeit. Gestiftet wurde es übrigens 1127 von einer Frau: Gräfin Adelheid von Walkenried hatte den neu entstandenen Zisterzienserorden während einer Pilgerreise kennengelernt und bot ihren Grundbesitz im Südharz den Mönchen zur Besiedelung an.

 

Ausstellungsbereich im Kloster: Die Zisterzienser trugen die weiße Ordenstracht

 

Anschauliche Einblicke in das Klosterleben vor rund 900 Jahren

 

2020 hat die Stiftung Welterbe im Harz das erste von inzwischen drei Welterbe-Infozentren (auch Rammelsberg/Goslar und Oberharzer Wasserwirtschaft) gegenüber des Klosters Walkenried eröffnet. An interaktiven Stationen gibt es Informationen zum UNESCO-Weltkulturerbe und zur Bedeutung der grenzüberschreitenden kulturellen Verbindungen in heutiger Zeit.

 

Welterbe-Info-Zentrum am Kloster Walkenried

 

Wer sich nach Natur- und Kulturerlebnissen in und um Walkenried aufwärmen möchte, bekommt heiße Getränke im Klostercafé direkt am Museum.

 

Das Klostercafé mit Biergarten am gut erhaltenen Klausurgebäude

 

Das einzigartige Ambiente des doppelten Kreuzgangs wird zudem für Kulturveranstaltungen der Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz genutzt. Für die Wintermonate 2022 / 2023 wurde zwar wegen der enormen Energiekosten und aufwendigen Beheizung des Kreuzgangs auf ein vielfältiges Programm verzichtet. Jedoch wird das Konzert „Weihnachtslieder im Kreuzgang“ mit dem Ensemble Amarcord am Freitag, 23. Dezember 2022, stattfinden. Tickets bei: https://www.walkenrieder-kreuzgangkonzerte.de/

 

Ruine der Klosterkirche Walkenried

 

Umfangreiche Infos zu Kulturveranstaltungen in Südniedersachsen gibt es zudem auf der neuen Website https://www.kulturis.online/de.

 

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