Manchmal wünscht man sich Flügel! Die gibt es zumindest für ein Foto vor der Hauswand bei Sabina Mitschke in der Obertorstraße 27 in Duderstadt. Angelehnt an das „Global Angel Wings Project“ der US-Amerikanischen Künstlerin Colette Miller, hat die Hausherrin hier Engelsflügel an ihr Heim sprayen lassen, und zwar von Susanne Bednorz, die auch schon einige Graffiti-Aktionen mit Jugendlichen in der Region durchgeführt hat. Ab sofort können sich Menschen dort am Obertor vor die Flügel stellen und fotografieren lassen.
Die Spray-Aktion hat einen ganzen Vormittag in Anspruch genommen, nachdem in der Nacht zuvor die Umrisse der Flügel mit Laser an die Wand geworfen und nachgezeichnet wurden. „Beim Sparyen durfte ich auch mal ein paar Versuche starten, aber die Feinarbeit hat dann Susanne Bednorz übernommen. Das muss man schon ein bisschen geübt haben, damit die Farbe auch dorthin kommt, wo sie sein soll“, erzählt Sabina Mitschke lachend.
Petra Koch von der Duderstädter Stadtverwaltung konnte nach Sichtung der Entwürfe die Graffiti-Aktion genehmigen, allerdings mit den Auflagen, die Farben des Fachwerks mit aufzunehmen. Sabina Mitschke möchte mit der Graffiti-Art auch eine alte Tradition im modernen Gewand fortsetzen: Früher haben die Menschen ihren Glauben und ihre Hoffnungen als Inschriften an die Balken ihrer Häuser geschnitzt, erklärt sie auch auf einem Hinweisschild, das bei den Flügeln angebracht werden soll. „Foto mit den Flügeln erwünscht!“ – fordert die Tafel auf. Und damit wird auch eine Aktion in die Wege geleitet:
Unter dem Hashtag angelwingsduderstadt können die Fotos an smitschke56@gmx.de geschickt werden (Kontaktdaten auch unter http://fewo-amobertor.de/contacts.html). Damit erklären sich die Personen bereit, in einer Online-Galerie – möglicherweise in der Weihnachtszeit – veröffentlicht zu werden. Wer das nicht möchte, darf selbstverständlich trotzdem ein Foto mit Flügeln machen. „Es geht darum, dass wir einander Engel sein können, ein Engel werden können. Wir erfahren in unserem Alltag, wie sehr wir aufeinander angewiesen sind, den Schutz, das Gutsein, die Sorge der anderen brauchen bzw. dies an andere weitergeben können“, erklärt Sabina Mitschke. „Haben Sie den Mut, ein Engel zu sein“, steht auch auf der Tafel.
In der Themenführung „Sprechende Häuser“ mit Stadtführer Jürgen Sczuplinski sollen die Flügel als Abschluss-Highlight mit aufgenommen werden. Dann werden sich die Flügel-Fotos wohl auch überregional weiter verbreiten.