Vor 500 Jahren forderten die blutigen Schlachten im Deutschen Bauernkrieg tausende Opfer. Welche Einflüsse diese „Revolution des gemeinen Mannes“ auch auf Duderstadt hatte, gab der Gästeführer Jürgen Sczuplinski in einer Themenführung preis. Das Interesse war riesig, mehr als 50 Einheimische und Gäste haben an der geschichtsträchtigen Runde durch die Duderstädter Innenstadt teilgenommen.
Auch heute haben die Bauernverbände noch eine starke Lobby und einen deutlichen Einfluss auf die Politik. Jürgen Sczuplinski startete seinen Ausflug in die Geschichte mit einem Bild der umgedrehten Gummistiefel, welche die Bauernproteste 2023/24 symbolisierten. 1525 ging es natürlich nicht um Agrardiesel, sondern ums nackte Überleben, denn die Willkür von Adel und Klerus trieben immer mehr Bauern in Abhängigkeiten, Rechtslosigkeit und Armut.
Es brodelte schon lange, meinte Jürgen Sczuplinski, doch es fehlte noch der zündende Funke, der die Revolution des gemeinen Volkes entfachen sollte. Und der kam mit der Reformation.
Zunächst die Schriften Martin Luthers, der insbesondere mit seinem Werk „Von der Freiheit eines Christenmenschen“ jedoch nur die Kirchenrefom anstrebte, nicht aber die gesellschaftliche Reform, und schließlich die Unterstützung anderer Reformatoren wie in Mitteldeutschland Thomas Müntzer oder in der Schweiz Ulrich Zwingli, entfachten Mut und Kooperation bei den Bauern, um sich gegen Adel und Klerus zu erheben. Die Folgen waren verheerend: Kirchen und Klöster wurden geplündert und verwüstet, es kam zu blutigen Auseinandersetzungen mit den schwer bewaffneten Heeren der Herrschenden, bei denen die mit Knüppeln und Mitgabeln bewaffneten und im Kampf nicht ausgebildeten Bauern tausendfach unterlagen.
Jürgen Sczuplinski erläuterte, wie ein rund 6000 Mann starkes Bauernheer, angeführt von Thomas Müntzer und dem einstigen Mönch Heinrich Pfeiffer, sich 1525 Duderstadt näherte und schließlich von der Talwiese aus die Stadt belagerte. Der damalige Duderstädter Bürgermeister Andreas Hesse traf die beiden Anführer zwischen Duderstadt und Gerblingerode, und es gelang ihm, die Verschonung der Stadt und der beiden Duderstädter Kirchen St. Cyriakus und St. Servatius auszuhandeln.
500 Jahre später erfuhren die Interessierten beim Rundgang mit dem Duderstädter Gästeführer noch Spannendes über die Auswirkungen der Bauernkriege auf die Stadtentwicklung, aber auch einiges zu weiteren Spuren und Folgen der Reformation, die sich in Bauwerken, Inschriften und Dokumenten wie der Albertinischen Ordnung widerspiegelten.
Weitere Informationen zu den Duderstädter Stadt- und Themenführungen gibt es bei duderstadt.de
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