1G, 2G, 3G – wohin geht es? Viele Fragen – ein Kommentar.

Wer steigt noch durch bei den momentanen Entwicklungen mit „Gs“ in allen Varianten, mit Absagen, Einschränkungen, Warnungen und rasant steigenden Inzidenzen? Dazu ein paar persönliche Gedanken:

Ja, ich bin gegen Covid geimpft. Die meisten im Freundes- und Bekanntenkreis auch. Aber eben rund 30 % der Gesamtbevölkerung in Deutschland nicht (Stand November 2021). Ich gehöre zu denjenigen, denen eine Covid-Erkrankung unangenehmer vorkäme als eine Impfung. Außerdem komme ich beruflich bedingt mit vielen sehr unterschiedlichen Menschen zusammen. Ich möchte mich vor dem Virus schützen, und ich möchte niemanden anstecken.

Andere schützt meine Impfung allerdings nicht unbedingt. Ich kann das Virus in mir tragen, vielleicht sogar ohne es zu merken, und ich kann andere anstecken. Die könnten auch geimpft sein, aber dann wegen Vorerkrankungen oder anderer Gründe trotzdem einen schweren Krankheitsverlauf haben. Andere schütze ich vor allem durch meine Maske, durch Abstand oder durch Tests, die mir sagen, ob ich das Virus in mir trage.

Von den Coronapatienten auf Intensivstationen sind inzwischen laut Tagesschau-Recherche (begründet auf RKI-Zahlen) in der Altersgruppe Ü60 rund 30 % doppelt geimpft. In der Altersgruppe U60 sind 12,5 % der Corona-Intensivpatienten doppelt geimpft. Das heißt aber auch: 87,5 % der U60-jährigen Corona-Patienten auf Intensivstationen sind nicht geimpft.
Laut Statistik ist die Wahrscheinlichkeit eines schweren Verlaufs für Geimpfte geringer. Ich würde auch „boostern“, wenn ich dran bin. Die rasant steigenden Zahlen der Neuinfizierten sprechen für sich.

Zweifel an den Vorteilen der Impfung?

Es gibt aber auch Menschen, denen eine Impfung unangenehmer vorkommt als die Gefahr einer Covid-Erkrankung. Manche dürfen sich aus gesundheitlichen Gründen (noch) nicht impfen lassen. Einige haben vielleicht bei anderen Impfungen schon schlimme Nebenwirkungen erlebt. Auch in meinem Bekanntenkreis gibt es Fälle, die die Covid-Impfung nicht gut vertragen haben und danach ins Krankenhaus mussten. Deren Angehörige haben nun vielleicht mehr Angst vor der Impfung als vor Corona. Und es gibt Menschen, denen die Argumentationen und Beteuerungen der Entscheider nicht die persönlichen Zweifel an den Folgen einer erst kurz auf dem Markt erhältlichen Impfung nehmen. Liegt es an der Art der Kommunikation? Oder an verloren gegangener Glaubwürdigkeit mancher Entscheider?

Angst wird auf beiden Seiten bewusst geschürt: „Alle, die nicht geimpft sind, werden sich mit Corona infizieren, landen auf der Intensivstation, sind Egoisten, belasten das Gesundheitssystem oder sterben sogar“, heißt es bei manchen Impfbefürwortern. „Alle, die sich impfen lassen, sind Schlafschafe, werden wegen schlimmer Nebenwirkungen krank oder sterben sogar“, heißt es bei manchen Impfgegnern. Beide Seiten setzen das Angstmachen zur Stärkung der eigenen Argumentation ein, erklären die jeweils Andersdenkenden für schlecht informiert und machen sie für Einschränkungen, Verbote und das ganze Elend der Welt verantwortlich. Und die Entscheider in solch einer Krise? Wo sind die gut durchdachten Ideen nach fast zwei Jahren Corona? Was wird wie kommuniziert? Wer schürt den Zusammenhalt?

Geht es auch anders?

Ich glaube nicht, dass Menschen, die ihre Wahl für oder gegen eine Impfung getroffen haben, sich durch erhöhten Druck umstimmen lassen. 2G soll nun die Lösung sein für die Teilhabe am öffentlichen Leben. Ich war neulich auf einem 2G-Indoor-Live-Konzert. Ich durfte ja, bin ja geimpft, und das wurde auch gewissenhaft kontrolliert. Die 2G-Menschen ohne Maske tanzten dann ausgelassen, freuten sich über das vielleicht lang vermisste Gefühl der Nähe und Lebendigkeit. Ich auch. Aber ich war nicht die einzige, die sich fragte, was passiert, wenn hier ein paar Leute unbewusst das Virus in sich tragen und weiter verteilen. Getestet war niemand – zumindest wurde das weder verlangt, noch kontrolliert.

Also noch einen drauf: 2G+? Nur Geimpfte, Genesene und zusätzlich Getestete sollen in der Gesellschaft noch sichtbar sein? Alle anderen, also rund ein Drittel der Gesamtbevölkerung, werden ausgeschlossen?
Okay, bei dem Konzert wäre die Wahrscheinlichkeit, das Virus unbewusst zu verteilen, mit 2G+ deutlich herabgesenkt gewesen. Das kribbelige Gefühl bei der Frage „Was wäre wenn…“ hätte sich wohl auch nicht eingestellt.
Eine andere Frage würde sich dann aber einstellen: Wieso soll eine geimpfte/genesene Person, die dank Test beweisen kann, kein Coronavirus in sich zu tragen, sicherer sein als eine gesunde ungeimpfte Person, die dank Test beweisen kann, kein Coronavirus in sich zu tragen?

Ein Raum voller negativ Getesteter bietet doch eine ziemlich hohe Wahrscheinlichkeit, dass das Virus nicht mit im Raum ist. Dabei ist es egal, ob all diese virusfreien Menschen geimpft oder nicht geimpft sind. Oder habe ich etwas Gefährliches übersehen?

Erst 3G, dann 2G, dann 2G+ – wo bleibt die Logik?

Warum also setzen die Verantwortlichen zuerst auf 3G (wo nur die Nicht-Geimpften getestet werden), und nun zunehmend auf 2G oder 2G+ (wo Nicht-Geimpfte ausgeschlossen werden)? Warum nicht auf 1G? Warum nicht den Negativtest als Voraussetzung für Teilhabe am sozialen, kulturellen und öffentlichen Leben vorweisen? Klar, das wäre nervig und umständlich, sich vor jeder Teilhabe an äußerem Leben testen zu lassen. Aber die bisherigen Ideen zur Pandemiebekämpfung sind ebenfalls umständlich, teuer, personalaufwendig etc. Vielleicht stiege mit 1G sogar die Impfquote – ohne Druck, Erpressung, Schuldzuweisung und Ausschluss, sondern lediglich mit dem Wunsch, die Wahrscheinlichkeit einer schweren Covid-Erkrankung für sich persönlich zu verringern.

Impfpflicht?

Dann gibt es ja noch die Idee mit der Impfpflicht. Außerdem gibt es das deutsche Grundgesetz, in dem mir mein Recht auf körperliche Unversehrtheit versichert wird. Es war meine freie Entscheidung, mich impfen zu lassen und dabei auch mögliche Risiken einzugehen. Ich hätte mich auch frei gegen eine Impfung und für die damit verbundenen Risiken entscheiden können. Diese Freiheit und persönliche Verantwortung zu haben, ist eine der größten Errungenschaften unserer Demokratie. Die darf unter keinen Umständen unterwandert werden – auch nicht in Krisenzeiten!

Niemals sollte der Staat bestimmen dürfen, was in einen individuellen Körper gespritzt wird. Was mitten in der Pandemie noch ganz praktisch klingt, kann nach einer Gesetzesänderung, und nach einer vielleicht unglücklich verlaufenden Wahl in weiterer Zukunft, ein Desaster werden.

Was also wünsche ich mir?

Fakt ist: Wir haben eine Pandemie. Punkt. Ich möchte keine anderen Menschen anstecken, und ich möchte auch nicht angesteckt werden. Ich möchte aber auch keine Menschen ausgrenzen, weil sie andere Ängste haben als ich. Ich möchte mich trotz Pandemie in der Nähe von anderen Menschen sicher fühlen – und ich möchte nicht andere Menschen in meiner Nähe verunsichern.

Ich finde keine andere Möglichkeit der Pandemiebekämpfung überzeugender, als die 1G-Regelung: Dort, wo sich Menschen treffen, muss getestet werden, um das Virus auszuschließen – nicht die Menschen. Dort, wo das Virus nicht mitfeiert, können Menschen miteinander feiern, ins Theater oder Kino gehen, Kulturveranstaltungen besuchen, sich lachend oder weinend in den Armen liegen und Nähe zulassen.

Ausnahme müssen Supermärkte und Apotheken bleiben, die mit ihren bisherigen Hygienekonzepten sowieso geringe Ansteckungspotenziale bieten. Die Grundversorgung muss gesichert sein, auch wenn jemand innerhalb der letzten 48 Stunden kein Testzentrum besucht hat. Und wer sich selbst schützen oder das Gesundheitssystem entlasten möchte, kann sich jederzeit impfen lassen. Denn die Statistiken beweisen auch: Länder mit hoher Impfquote haben weniger Infizierte, Länder mit niedriger Impfquote haben viele Corona-Opfer.

Wir hätten in Deutschland die Chance, eine mittelmäßige Impfquote mit einer hohen Testquote auszugleichen. Dann könnten wir vielleicht auch wieder mehr Gemeinsamkeiten hinter der so groß propagierten Spaltung entdecken.

Claudia Nachtwey

 

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