Wenn das Herz versagt: Organspende aus einem persönlichen Blick – Vortrag beim Rotary Club Duderstadt-Eichsfeld von Nicole Merz

Der Großteil der Bevölkerung in Deutschland hat eine positive Einstellung zur Organspende. „Fakt ist aber, dass nur 44 Prozent der Menschen einen Organspendeausweis haben“, weiß die Duderstädterin Nicole Merz. 2023 erhielt sie als hochgradig Herzkranke ein Spenderherz.

Beim Rotary Club Duderstadt-Eichsfeld informierte sie in einem sehr persönlichen Vortrag über Organspende, um das so wichtige Thema ins Bewusstsein zu bringen. Denn auf der einen Seite kann ein einziger Organspender mindestens vier Leben retten, andererseits muss zuvor jemand seine Bereitschaft zur Organspende erklärt haben oder Angehörige in Trauer müssen diese schwierige Entscheidung treffen.

Odyssee zwischen Hoffnung und Verzweiflung

Nicole Merz hatte 2017 nach einer Blutabnahme und einem EKG wegen vermeintlicher Schilddrüsenprobleme nicht damit gerechnet, sechs Stunden später auf der Intensivstation zu liegen. Damit begann eine Odyssee zwischen Hoffnung und Verzweiflung für die dreifache Mutter, damals Anfang der 40er. Für sechs Jahre war sie nicht mehr leistungsfähig, musste ihren Beruf als Lehrerin an den Nagel hängen, konnte nur noch eingeschränkt für ihre Kinder da sein, und auch finanziell fehlte nun ein Einkommen in der Familie. Ihr wurden Herzschrittmacher und VAD-Systeme zur Herzunterstützung eingesetzt, insgesamt war sie neun Monate in der Transplantationsklinik in Bad Oeynhausen und in der Reha. Bei der langen Abwesenheit von Zuhause und aufgrund ihrer Herzschwäche konnte sie auch nicht mehr an der Alltagsroutine im Familienleben teilhaben. „Zu Hause fühlt man sich dann als Gast“, beschreibt sie die Veränderungen, die ihre Krankheit mit sich brachte.

Auch um den Spender trauert eine Familie

2023 erhielt sie ein neues Herz. Das heißt aber auch, dass ein Mensch, der sich als Organspender registrieren ließ, gestorben war. Auch um diesen Menschen trauert eine Familie. Für Nicole Merz war die Herztransplantation allerdings nicht nur die Chance auf Lebensverlängerung, sondern auch auf Lebensqualität. „Ich habe jetzt das Gefühl, als ob ich nie krank gewesen wäre“, sagt sie nach der erfolgreichen Transplantation. Sie hat einen Großteil ihrer Lebenskraft wiedergefunden, kann an vielen alltäglichen Aktivitäten teilhaben und hofft darauf, auch wieder in ihren Beruf zurückkehren zu können.

Aufgrund ihrer Geschichte und ihrer Erfahrungen ist es ihr besonders wichtig, Menschen zu sensibilisieren und Mut zu machen, sich als Organspender registrieren zu lassen. „Täglich sterben drei Menschen wegen fehlender Organspenden“, nennt sie die Statistik. Allein in Deutschland stehen laut Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung rund 8500 Menschen auf der Warteliste für eine Organtransplantation, die meisten von ihnen brauchen eine Niere. Nicht nur Organe können gespendet werden, sondern auch Gewebeteile, beispielsweise Haut, Augenhornhaut, Herzklappen, Blutgefäße, Knochen und Knorpel. Nicht immer müssen die Spender*innen zuvor gestorben sein, auch lebende Personen können beispielsweise eine Niere spenden.

Frühzeitige Auseinandersetzung mit dem Thema ist wichtig

„Es ist vor allem wichtig, mit seiner Familie darüber zu sprechen, ob im Todesfall Organe gespendet werden sollten. Für die Angehörigen ist es eine große Entlastung, während der Trauer nicht auch noch solche Entscheidungen treffen zu müssen“, empfiehlt Nicole Merz eine frühzeitige Auseinandersetzung mit dem Thema. Die persönliche Entscheidung könne beispielsweise in einer Vollmacht schriftlich festlegt werden – selbstverständlich auch gegen eine Organspende. Doch ohne gemeinsame Auseinandersetzung mit dem Thema sei es für die Hinterbliebenen schwierig abzuwägen, was im Sinne des verstorbenen Angehörigen die richtige Entscheidung sei.

Zum Abschluss ihres Vortrags beantwortete Nicole Merz noch einige Fragen der Rotarier. Es ging auch um mögliche neurologische und psychische Auswirkungen, wenn sich jemand dafür entscheiden muss, das Organ eines anderen Menschen anzunehmen. Solche Auswirkungen kämen vor, bestätigte Nicole Merz. Manchmal sei eine psychologische oder auch religiöse Betreuung hilfreich, um sich damit abzufinden, dass ein Organ aus einem fremden Körper den eigenen Körper am Leben hält. „Ich empfinde viel Dankbarkeit der Spenderfamilie gegenüber für ihre Entscheidung, das Organ zu spenden“, schildert Nicole Merz ihre Gefühle nach der Transplantation und der Rückkehr in ein aktives Leben.

Wo bekommt man einen Organspendeausweis?

Um einen Organspendeausweis zu beantragen, gibt es entsprechende Formulare in Arztpraxen, Krankenhäusern oder bei den Krankenkassen. Außerdem ist es möglich, sich online als Organspender registrieren zu lassen, zum Beispiel auf der Website der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: www.organspende-info.de.

In Deutschland ist die DSO (Deutsche Stiftung Organtransplantation) als Koordinierungsstelle für postmortale Organspenden beauftragt. Infos bei: www.dso.de

Zudem bietet Nicole Merz selbst weitere Informationsveranstaltungen an, um über das Thema Organspende zu informieren.

Kontakt: nicole.merz@magenta.de.

 

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