Seinen „Weltzirkus“ hat der Künstler Ingo Schwan in der Duderstädter Kulturstube eröffnet. Und weil man als Betrachter bei einem einzigen Besuch weder die Fülle an Werken, noch die Fülle der Details unmöglich ganz erfassen kann, ist die Kunstausstellung noch bis zum 7. Januar 2024 an den Wochenenden zu sehen.
Angelehnt an die Wiener Schule des Phantastischen Realismus führt Ingo Schwan mit seinen Bildern in dynamische Traumwelten, in denen sich turbulentes Chaos jeweils um einen Ruhepol herum ausbreitet. Apokalypse oder Urknall? Da Vergänglichkeit und Neubeginn immer miteinander verflochten sind und bloß zwei Aspekte im Zyklus des Lebens darstellen, ist diese Frage hier schwer zu beantworten. In manchen Bildern scheinen Symbole der Zivilisation – Bauwerke, Schiffe oder auch bunte Bälle – dem Untergang geweiht zu sein, bei anderen Werken bleibt es vage, ob sich gerade ein mikroskopisch betrachtetes Inneres oder ein gigantisches Äußeres zeigt, aus dem im nächsten Augenblick etwas Neues wachsen würde. Und immer wieder taucht das Meer auf als starkes, aufschäumendes Element, das zwar Verbindungen zwischen Welten, Kontinenten und Kulturen, vielleicht auch zwischen Träumen und Hoffnungen, herstellt, aber eben auch gleichgültig, zeitlos und gefräßig ist.
Zur Eröffnung der Vernissage in der Kulturstube führte Hendrik Pöllath in die Ausstellung ein. „Einen Schwan erkennt man“, sagte der langjährige Freund des Künstlers, und in manchen Werken sei auch der Grafiker zu finden. Ingo Schwan studierte von 1976 bis 1979 an der Hochschule für Bildende Künste und Musik in Bremen und machte seinen Abschluss als Diplom-Designer. Tatsächlich gibt es unter den Exponaten auch mal plakative Themen wie die Odol-Flasche, die gleichermaßen als überdimensionaler Zivilisationsmüll oder, ausgestattet mit Bullauge und Schiffsleiter, wie eine Überlebenskapsel auf dem Ozean schippert. Das Meer selbst, aber auch viele andere Motive, Tiere und Landschaftsausschnitte in den Schwan-Werken, zeigen dann eine Akribie in den Details, die an die alten Meister der vergangenen Jahrhunderte erinnert.
Auch der Künstler selbst kam zu Wort und dankte vor allem Annegret und Rainer Maring als Inhaber und Initiatoren der Kulturstube für die Unterstützung und die Möglichkeit des Kulturerlebnisses in der Duderstädter Innenstadt. Die Vernissage wurde musikalisch begleitet von der Pianistin Maria Schlechter. Und da Ingo Schwan sich nicht nur der bildenden Kunst, sondern auch der Musik verschrieben hat, gab er selbst noch eine kleine Einlage mit Hans-Georg Pniwczak, seinem Musiker-Kollegen aus der Band Road Jack.
Der „Weltzirkus“ von Ingo Schwan ist bis zum 7. Januar 2024 samstags von 12 bis 14 Uhr und sonntags von 15 bis 18 Uhr in der Duderstädter Kulturstube, Marktstraße 26, zu sehen, oder nach telefonischer Vereinbarung. Der Eintritt ist frei.
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