Nach den Paralympischen Spielen 2024 in Paris zieht Ottobock Bilanz: Mit rund 2.700 Reparaturen war das Team aus Orthopädietechniker*innen, Rollstuhltechniker*innen und weiteren Expert*innen bei den Paralympics so gefragt wie nie zuvor. Dabei ging es nicht nur um fundiertes technisches Know-how, sondern auch um Kreativität.
Vor und während der Paralympics stellte das international tätige Medizintechnikunternehmen den technischen Service kostenlos für die Athletinnen und Athleten bereit. Das Ottobock-Team war jeden Tag von 8 bis 23 Uhr im Einsatz. Von der Anzahl der Reparaturen entfielen rund 55 Prozent auf Rollstuhlreparaturen, 45 Prozent teilten sich Prothesen- und Orthesenreparaturen sowie sonstige Reparaturen, z.B. von Sonnenbrillen und Vorrichtungen zum Ziehen eines Koffers oder in der Poliklinik im Paralympischen Dorf. Hier waren Physiotherapeut*innen und Orthopädietechniker*innen für die Versorgung der Athlet*innen mit Bandagen, Kompressionskleidung und 3D-gedruckten Einlagen zuständig. Zudem halfen die Expert*innen in 14 kleinen Außenwerkstätten direkt an den Wettkampfstätten.
In Clichy sous bois war besonders viel Kreativität und Schnelligkeit gefragt: Eine Handbikefahrerin aus Deutschland kam zur Ottobock-Werkstatt vor Ort, weil ihre Stoßdämpfer an ihrem Handbike Sorgen bereiteten. Das Problem: Der Stoßdämpfer hing zu tief und entsprach nicht den Vorschriften. Ohne Lösung drohte der Ausschluss vom Wettkampf. Da kein passendes Ersatzteil vorhanden war, sägten zwei Techniker kurzerhand eine Metallstrebe aus einem Absperrzaun und setzten diese als passendes Ersatzteil ein und sicherten so ihre Teilnahme an den Paralympics.
Auch beim Rollstuhlrugby war Einfallsreichtum gefragt: Der deutsche Nationalspieler Marco Herbst benötigte für seinen Arm mit einer angeborenen Fehlbildung (Dysmelie) einen speziellen Schaft, der mit einem Reifen bezogen ist, um den besten Grip am rauen Sportrollstuhlreifen zu gewährleisten. Da sich das Reifenstück am Schaft immer wieder löste, besorgten die TechnikerInnen einen Fahrradreifen aus einem Pariser Sportbedarfsladen und nieteten ihn kurzerhand an den Schaft – eine deutliche Verbesserung für den Sportler.
„Wir haben viel ausprobiert, um herauszufinden, was am besten funktioniert. Das mit dem Reifenstück am Schaft funktioniert einfach am besten, um mich beim Rollstuhlrugby schnell zu bewegen. Es ist super, dass das Team von Ottobock extra noch einen Fahrradreifen besorgt hat. Einfach ein super Support“, freut sich Marco Herbst bei der Abholung im Ottobock Technical Repair Service Center.
UnofficialDiscipline sorgt für Aufmerksamkeit
Auch im Alltag müssen die Para-Athlet*innen, wie alle Menschen mit Behinderungen, in „Wettkämpfen“ antreten: defekte Aufzüge, fehlende Rampen, Treppen, Kopfsteinpflaster, schmale Türen, etc. Um auf diese Herausforderungen aufmerksam zu machen, startete Ottobock mit Unterstützung des Internationalen Paralympischen Komitees (IPC) eine symbolische neue Disziplin – die „Unofficial Discipline“.
Mit großem Erfolg: Plakate, Poster und Videoprojektionen an öffentlichen Plätzen in Paris sorgten für Gesprächsstoff während der Paralympischen Spiele. Darüber hinaus erweckten mehr als 20 paralympische Spitzensportler*innen und 50 Markenbotschafter*innen von Ottobock die inoffizielle Disziplin zum Leben und brachten sie in die digitale Welt. Tausende von Menschen aus der ganzen Welt beteiligten sich auf Social Media an der Inititative, die den Abbau von Barrieren für Menschen mit Behinderungen vorantreiben möchte.
Paralympische Spiele verändern Wahrnehmung positiv
Doch nicht nur die „Unofficial Discipline“ hat während der Spiele Aufmerksamkeit erregt und zu Diskussionen geführt – auch die Paralympischen Spiele selbst haben einen bedeutenden Einfluss auf die Wahrnehmung von Menschen mit Behinderungen in der Gesellschaft. Die außergewöhnlichen sportlichen Leistungen der Athlet*innen inspirierten Millionen Menschen weltweit. Die Spiele trugen dazu bei, Berührungsängste in der Gesellschaft abzubauen und Barrierefreiheit neu zu denken – sowohl physisch als auch in den Köpfen der Menschen.
„Die Paralympischen Spiele in Paris haben gezeigt, wie unser technisches Engagement nicht nur die Teilnahme der Athleten sichert, sondern auch das Bewusstsein für Barrierefreiheit stärkt. Es ist inspirierend, hier vor Ort zu erleben, wie viel sich dadurch bewegt. Diesen Schwung müssen wir unbedingt aufrechterhalten“, erklärt Georgia Näder, Vice President of Futuring Mediterranee & Business Transition bei Ottobock.
Für Ottobock besteht der nächste Schritt deshalb in der Eröffnung eines neuen Patient Care Centers in Paris. „Das Wichtigste ist für uns die Nähe zu unseren Anwenderinnen und Anwendern. Barrieren abzubauen bedeutet auch, dort hinzugehen, wo unsere Kunden sind, online und offline”, sagt Georgia Näder, die auch das Frankreichgeschäft von Ottobock verantwortet. Bereits im Herbst 2024 soll die Eröffnung in der 2 Rue Sigmund Freud stattfinden.
Nach den Spielen ist vor den Spielen
Bis mindestens 2032 bleibt Ottobock technischer Partner der Paralympischen Spiele. Die Planungen für die Paralympischen Sommerspiele 2028 in Los Angeles haben begonnen, und die Vorbereitungen für die Winterspiele 2026 in Milano Cortina laufen bei Ottobock bereits auf Hochtouren.
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