Der Hospizverein Eichsfeld e.V. hat es sich zur Aufgabe gemacht, schwerstkranken, sterbenden und trauernden Menschen und deren Angehörigen beizustehen. Denn mit liebevoller Zuwendung trägt sich jede Last leichter. Im Jugendgästehaus hat der Hospizverein sein 20-jähriges Jubiläum gefeiert. Unter den Gästen waren Vertreter der Kirchen, der Stadtverwaltung, Freunde und Wegbegleiter.
Von Tod und Sterben möchten die meisten Menschen nichts wissen, zumindest, solange sie jung und gesund sind. Wenn sich das Blatt dann wendet, fühlen sich Angehörige und Sterbende oft allein gelassen mit ihren Ängsten, mit Trauer, mit Fragen oder den organisatorischen Aufgaben. Als Begleiter in solchen schweren Lebensphasen sieht sich der Hospizverein. In der Präambel heißt es: „Grundlage der Hospizarbeit ist der Respekt vor dem Leben eines jeden Menschen, seiner persönlichen Lebensgeschichte und dem daraus resultierenden Wünschen und Bedürfnissen, unabhängig von seiner Weltanschauung, seiner religiösen und sozialen Zugehörigkeit.“
„Es braucht Mut“
„Wie sieht das Sterben im 21. Jahrhundert aus?“, fragte Dr. Mechthild Stumvoll, Vorsitzende des Hospizverein Eichsfeld e.V. in ihrer Rede zum Vereinsjubiläum. Die gesellschaftlichen Strukturen hätten sich verändert. Die Familien und das häusliche Umfeld seien kleiner geworden, die Einsamkeit im Alter größer. „Es braucht Mut, sich der Grenze zwischen Tod und Leben zu nähern“, erklärte sie und bezog sich dabei auf Sterbende, deren Angehörige und auch die Hospizler selbst. Mit dem Sterben kämen Menschen an Grenzen der Medizin, der Kommunikation, der Belastbarkeit und oft voller Zweifel auch an Grenzen ihres Glaubens. Hospizler*innen werden darin ausgebildet, Menschen in solchen Grenz-Situationen zu begleiten. Ulrich Domdey vom Niedersächsischen Hospiz- und Palliativ-Landesverband sagte über die Ehrenamtlichen: „Sie bringen Herzenswärme in Situationen, wo andere sich zurückziehen. Sie sind Lichtblicke in Zeiten der Einsamkeit.“
Die Lebensbrücke wurde zum mehrdeutigen Logo für den Hospizverein, da die Ehrenamtlichen nicht nur den Sterbenden beim Schritt auf die andere Seite beistehen möchten. „Auch die Trauernden befinden sich am Anfang der Brücke in ein anderes Leben“, erklärt Gründungsmitglied Maria-Rita Thiele. „Wie wohltuend sind dann Menschen, die behutsam die Hand reichen“, weiß sie.
Um über ihre ehrenamtliche Arbeit und die Entwicklung der Hospizarbeit im Allgemeinen aufzuklären, hat der Verein eine 40-seitige Festschrift herausgegeben. „Es geht nicht darum, dem Leben mehr Tage zu geben, sondern den Tagen mehr Leben“, wird dort Cicely Saunders (1918 – 2005) zitiert. Die Britin gründete 1961 das erste Hospiz in London. Seit den 1980-er Jahren kam die Hospizbewegung auch in Deutschland an. Vor 20 Jahren hat sich dann eine 34-köpfige Gruppe in Germershausen zusammengetan, um einen Hospizverein im Eichsfeld zu gründen. Die ehrenamtlichen Sterbebegleiter*innen setzen sich für eine würdevolle letzte Lebensphase in einer wertschätzenden Umgebung ein. Die Sterbebegleitung unterliegt der Schweigepflicht und wird vom Sterbenden selbst, von Familien oder Einrichtungen angefordert. Eine interdisziplinäre Zusammenarbeit mit allen Beteiligten gehört zum Grundverständnis der Ehrenamtlichen. Die Mitglieder des Hospizvereins wollen nicht in Konkurrenz treten zur Seelsorge, Medizin und Pflege, sondern sehen sich als unterstützende Kräfte in einer sich verändernden Gesellschaft.
Festschrift
„Fragen nach dem Sinn des Lebens und dem Sinn des Sterbens werden uns gestellt. Hinzu kommen häufig ohnmächtige Angehörige, ausgebrannt und mit ihrer Kraft am Ende“, beschreibt Gründungsmitglied Lydia Ballhausen in der Jubiläumsfestschrift einige Gegebenheiten, die auch die Ehrenamtlichen im Hospizverein belasten können. Allerdings gebe es seit einigen Jahren zunehmende Unterstützung: die Anzahl und Qualität der Pflegeheime, Einführung der Pflegeversicherung, Hospize, flächendeckende Einführung von Palliativ Care und Hausarztpraxen mit Spezialweiterbildung sowie eine breite Palette an Pflegediensten zählt sie die positiven Entwicklungen auf. Auch Hilfe und Förderung für Ehrenamtliche habe zugenommen. Es werden Weiterbildungen, Supervision, Versicherungsschutz und vieles mehr angeboten. Seit der Gründung des Hospizvereins Eichsfeld e.V. im Jahr 2001 ist die Mitgliederzahl von 34 bis Ende 2021 auf 163 gestiegen.
Die Jubiläumsfeier im Duderstädter Jugendgästehaus nahm der Verein zum Anlass, auch über sein Wirken und die Entwicklung der Sterbebegleitung im Eichsfeld zu informieren. Die Supervisorin und Diakonin Christine Stockstrom ging in ihrem Festvortrag „Uns allen blüht der Tod, das Leben feiern“ auf die Grundsätze der Hospizbewegung ein.
Treffen: Duderstadt, Bahnhofstraße 38, mittwochs von 10 – 11.30 Uhr und jeden zweiten Samstag im Monat von 10 – 11.30 Uhr. Persönliche Gesprächstermine nach Absprache.
Kontakt: info@hospizverein-eichsfeld-ev.de, Telefon 0171 3355899
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