Zu einem Ideenaustausch zur Bewerbung um die Landesgartenschau 2030 hat die Stadt Duderstadt alle interessierten Bürgerinnen und Bürger ins historische Rathaus eingeladen. Nach einer kurzen Einführung zum aktuellen Sachstand ging es in die Workshops zur Ideenfindung und Diskussion.
Bürgermeister Thorsten Feike hieß die Gäste im Rathaussaal willkommen und erklärte: „Es ist mir wichtig, die Bürgerinnen und Bürger im Planungsprozess für eine Landesgartenschau von Anfang an mit dabei zu haben. Sollte es zu einer Bewerbung kommen, können wir ein solches Vorhaben nur gemeinsam meistern.“
Als Einstieg ins Thema gab er einen kleinen Rückblick auf die Landesausstellung Natur im Städtebau (LNS), die im April 1994 in Duderstadt eröffnet wurde. Daraufhin habe die Stadt einen langfristigen und nachhaltigen Entwicklungsschub erfahren, sagte Thorsten Feike und zählte einige Beispiele auf: Die Fußgängerzone, die Durchgänge am Wall, der Brehmelauf durch die Altstadt, der große LNS-Spielplatz (heute Tabaluga-Spielplatz) und die Freilichtbühne sind im Rahmen der Ausstellung entstanden und wurden sogar nach 1994 weiterentwickelt. Es kamen u.a. noch ein fester Bühnenboden, eine Basketballspielfläche, ein Fußballtor, Spiel- und Fitnessgeräte im LNS-Park dazu, sowie weitere Pflanzaktionen an Straßen, in Parks und im Bürgerwald.
Im Rahmen der LNS sind u.a. entstanden:
Weiterentwicklungen nach der LNS:
„36 Jahre nach der LNS haben wir wieder die Chance, unsere Stadt aufzuwerten“, sagte der Bürgermeister und warb für die Beteiligung der Bürgerschaft. Falls sich Duderstadt um die Ausrichtung der Landesgartenschau 2030 – oder vielleicht schon 2029 im Rahmen des 1100-jährigen Stadtjubiläums? – bewerben möchte, müssten vorher Konzepte, Themen und mögliche Finanzmittel geklärt werden.
So ist zunächst eine Machbarkeitsstudie geplant, durchgeführt vom Landschaftsarchitekten Clas Scheele, seiner Kollegin Johanna Pieritz und Christian Rast von der Freizeit- und Tourismusberatung GmbH (ift), die alle schon vielseitige Erfahrungen bei der Planung von Gartenschauen gesammelt haben.
Mit Unterstützung von Jürgen Germerott (Fachdienstleiter Bauen und Umwelt), Sophie Kahlmeyer (Fachdienstleiterin Tourismus) und Stefan Schmidt (Fachdienstleiter Stadtplanung) aus der Duderstädter Stadtverwaltung wurden die Workshops zur ersten Ideensammlung angeleitet. Nach den Auswertungen der gesammelten Vorschläge und Anregungen würde Anfang 2024 ein Finanzierungsplan aufgestellt werden, und bis April 2024 sollte dann die Machbarkeitsstudie fertig sein, die als Grundlage dienen wird, um das Thema im Stadtrat zu diskutieren.
Angeregte Diskussionen in den Workshops
Die Bürgerinnen und Bürger durchliefen im Rathaus innerhalb ihrer Workshop-Gruppen vier Themenblöcke: 1) Sport, Spiel, Naherholung, Tradition und Kultur, 2) Anbindung Innenstadt, LNS-Gelände, Bildung, Anbindung Region, 3) Duderstadt im Jahr 2035 – Entwicklung der Stadt nach der Landesgartenschau und 4) Duderstadt und die Region – Schätze in der Region.
Schon nach wenigen Minuten sprudelten die Ideen und es wurde in jeder Gruppe angeregt diskutiert. Flächen und deren naturnahe Strukturen, Erreichbarkeit verschiedener Anlaufpunkte, Einbezug der Duderstädter Dörfer und touristischen Ziele in der Region, Belebung der Innenstadt und deren Anknüpfung an mögliche Ausstellungsflächen, Kulturangebote und Gastronomie, Bildung, Einbezug der Schulen, Vereine und Institutionen, Ökologie, Biodiversität, Klima- und Energieaspekte gehörten zu den Inhalten, die in Stichworten auf den jeweiligen Tafeln festgehalten wurden.
Klimabedingte Veränderungen im Städtebau
Die drei erfahrenen Gartenschauprofis hatten im Vorfeld bei einem Rundgang in und um Duderstadt die Möglichkeiten der vorhandenen Flächen analysiert. Anhand einiger Beispiele führten sie auf, wo ohnehin in absehbarer Zeit Investitionen anstehen würden. Im Rahmen der Vorbereitungen einer Landesgartenschau könnten solche Punkte gleich in die Planungen mit einfließen. So sei das LNS-Gelände beispielsweise in einem guten Zustand, aber würde sich im Laufe der kommenden Jahre vermutlich auch klimabedingt verändern müssen. Um das zukünftige Stadtklima positiver zu beeinflussen, sei es vielleicht ratsam, einige Versiegelungen aufzubrechen und u.a. mehr Bäume zu pflanzen, meinte Clas Scheele.
Manche der hier genannten Themen werden in Duderstadt schon länger kontrovers diskutiert. Die Gespräche in den kleinen Workshops ließen jedoch erahnen, dass die Planungen einer Landesgartenschau manche der bisherigen Punkte zur zukunftsorientierten Stadtentwicklung in eine konstruktive Richtung lenken könnten.
Im Niedersächsischen Ministerialblatt werden die Grundsätze zur Ausrichtung einer Landesgartenschau wie folgt beschrieben: „Die Landesgartenschauen sollen Impulse für die mittelständische Wirtschaft, den Tourismus, den Städtebau, den Landschafts-, Natur- und Umweltschutz, sowie die Gartenkultur und Landschaftsarchitektur geben. Sie sind damit ein integraler Bestandteil der Gemeinde- und Stadtentwicklungspolitik und unterstützen das lokale Handeln der Kommunen.“
Eine große Chance für Duderstadt?
Wer schon Landes- oder Bundesgartenschauen besucht hat, konnte vielleicht den Eindruck gewinnen, sich vor allem in einer groß angelegten Werbekampagne von exklusiven Gartenbauunternehmen zu befinden. Unter Aspekten des Klimawandels und der bedrohten Biodiversität ist allerdings auch eine zeitgemäße Konzeption solcher Schauen für die Zukunft gefragt. Duderstadt hätte dafür schon eine solide und ausbaufähige Basis, auch dank der Entwicklungen seit der LNS. Vielleicht liegt mit einer sorgfältigen Planung unter Einbezug aller klimarelevanten und zukunftsorientierten städtebaulichen Aspekte eine große Chance für Duderstadt in der Ausrichtung einer innovativen und beispielgebenden Landesgartenschau.
Eine weitere Veranstaltung mit Bürgerbeteiligung ist für das erste Quartal 2024 geplant. Der Termin wird dann rechtzeitig bekanntgegeben.
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