Die „Kunstmeile“ Ecke Bahnhofstraße-Sachsenring ist um ein besonderes Exponat erweitert worden. Das blaue Männchen und das gelbe Mädchen, die beiden bekannten Skulpturen des Künstlers Oskar Müller, wurden vom Bauhof-Team um Bauhofleiter Frank Widera auf einem witterungsbeständigen Zinkpfahl installiert. Dort „blicken“ die beiden Skulpturen unter anderem auf das Niedersachsenross, das von einer Künstlergruppe im Jahr 2012 zum Tag der Niedersachsen in Duderstadt präsentiert wurde, und das im Herbst 2019 ebenfalls an dieser Ecke vor dem Wall seinen neuen Platz fand.
Für viel Aufsehen hatte zunächst das blaue Männchen im Jahr 2014 gesorgt. Oskar Müller hatte es in einer Nacht- und Nebelaktion auf einem Totholzstamm am Duderstadt Stadtwall installiert. Guerilla-Kunst in Duderstadt? Da anscheinend niemand etwas beobachtet hatte, begann das große Rätselraten, wer wohl dahinter stecken könne. Auch Fernsehteams vom NDR und RTL wurden auf den Kunststreich aufmerksam und berichteten. Sogar Ottobock-Chef Hans Georg Näder stand im Verdacht als Initiator, da er gegenüber am Wall 2014 sein Elternhaus sanierte und außerdem als Kunstliebhaber und Mäzen bekannt ist.
Schließlich outete sich Oskar Müller als Erschaffer der Skulptur und erklärte auch gleich, dass er selbst auf den Stamm geklettert sei, den blauen Knaben dort im Schutz der Nacht hinauf gehievt und befestigt habe. Bewusst hatte er für die Skulptur diese Pose mit ausgebreiteten Armen gewählt, angelehnt an den Filmklassiker „Himmel über Berlin“: frei fühle er sich als Wahl-Eichsfelder, und emotional angekommen sei er in Duderstadt, erklärte er damals. 2004 ist er aus Berlin ins Eichsfeld gezogen. In der Duderstädter Marktstraße hat er in einem Hinterhaus sein Atelier eingerichtet, zentral, und doch ruhig. Obendrüber wohnt er mit seiner Frau Dorothea, die familiäre Wurzeln im Eichsfeld hat.
Da die Guerilla-Kunst von Oskar Müller weder jemanden gefährdet, noch etwas beschädigt hatte, und außerdem der Stadt überregionale positive Publicity bescherte, wurde keine Anzeige erstattet. Ein paar Monate später gesellte sich noch das gelbe Mädchen zum blauen Männchen – blau und gelb sind die Duderstädter Stadtfarben.
2019 waren die beiden Skulpturen plötzlich vom Wall verschwunden. Der Totholzstamm war morsch geworden. Das Bauhof-Team hatte die Skulpturen abgebaut, und Oskar Müller nutzte die Zeit, das blau-gelbe Paar zu überarbeiten, Witterungsspuren zu beseitigen und es frisch zu lackieren. Ein neuer Standort wurde gefunden, wieder im Bereich des Stadtwalls, nun allerdings an der Kreuzung Bahnhofstraße – Sachsenring.
Zur Einweihung des neuen Standortes kamen auch Bürgermeister Thorsten Feike und der Duderstädter Kulturbeauftragte Horst Bonitz. „Dieser Platz bietet eine schöne Möglichkeit, Kunst am Wall zu präsentieren“, sagte der Bürgermeister. Die Stadt hatte sich an der Installation beteiligt und den ehemaligen Laternenpfahl aus Zink zur Verfügung gestellt, den Oskar Müller farblich etwas nachbearbeitete, um ihn der Umgebung besser anzupassen. Auf einer Kunststoffplatte wurden die beiden Skulpturen befestigt und auch eine Solarbeleuchtung angebracht, die das Kunstwerk bei Nacht anstrahlt. „Das blaue Männchen und das gelbe Mädchen sind meine Gabe an die Duderstädter Bürger“, sagte Oskar Müller, der sich ebenfalls über den repräsentativen Standort freut.
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