Herbstzeit ist Igelzeit – Was ist zu tun, wenn Igelkinder Hilfe brauchen? Und woran erkennt man das?

Im Herbst fressen sich Wildtiere wie Igel ihren Winterspeck an – vorausgesetzt sie finden überhaupt Futter in den ausgeräumten Gärten und Landschaften. „In den Igelstationen herrscht Hochsaison“, weiß Sandra Reichmann von den Igelherzen Nordthüringen e.V., der einzigen registrierten Auffangstation im Eichsfeld. Zu klein und zu dünn für den Winterschlaf oder verletzt und voller Parasiten sind die Igel, die zu ihr gebracht werden. Unerfahrene Finder können außerdem viel falsch machen, sodass eine Rettung der Tiere immer schwieriger wird.

Was tun, wenn man einen hilfsbedürftigen Igel findet?

Auf keinen Fall sollte man einen Igel, der Ende Oktober tagsüber aktiv ist oder auch noch keine 600 g auf die Waage bringt, einfach seinem Schicksal überlassen. Sichern wäre also der erste Schritt und schauen, ob noch Geschwister oder Elterntiere in der Nähe sind, die dann ebenfalls gesichert werden sollten. „Igel, die tagsüber unterwegs sind, brauchen immer Hilfe“, weiß Sandra Reichmann und empfiehlt, sofort mit ihr Kontakt aufzunehmen.

Nur wenige Tierärzte kennen sich mit Wildtieren aus

Die Igelherzen Nordthüringen arbeiten mit Igel-erfahrenen Tierärzten im thüringischen und niedersächsischen Eichsfeld zusammen, die auch bei Notfällen einsatzbereit sind. „Die Behandlung von Wildtieren ist nicht unbedingt Teil des tiermedizinischen Studiums, daher werden in vielen Tierarztpraxen Wildtiere mit Mitteln für Hunde oder Katzen behandelt. Das vertragen die Igel meistens nicht. Wenn es den Tieren dann immer schlechter geht, landen sie bei mir, und oft ist nur noch Euthanasie möglich. Viele Igel könnten aber gerettet werden, wenn man sie gleich richtig behandelt hätte“, erklärt Sandra Reichmann.

Wenn die kleinen Igel die Intensivstation der Igel-Expertin verlassen dürfen, kommen sie entweder ins Freigehege oder können, wenn noch kein Frost eingesetzt hat, ausgewildert werden. Wer zu klein ist, bleibt über Winter in Obhut der Igelaufnahmestellen, wird gefüttert und gepflegt, und darf dann im Frühjahr zurück in die Freiheit.

 

Igel, die zu klein sind, um im Winter draußen zu überleben, werden in den Auffangstationen den ganzen Winter hindurch gefüttert

 

Igel müssen über Winter ihre angefutterte Energie in Wärme umsetzen, damit sie im Winterschlaf nicht erfrieren. Mitte Oktober sind laut Igelexperten bei Jungtieren 400 g ein Richtwert, Anfang November mindestens 600 g und das Winterschlafgewicht bei Bodenfrost sollte 650 – 750 g sein. Ausgewachsene Igel sollten +1000 g auf die Waage bringen und eine rundliche Statur haben.

Was brauchen Igel und andere Wildtiere zum Überleben?

Igel vertilgen vor allem Insekten, Asseln und Maden und sind wichtig für ein gesundes Ökosystem. Ihre natürlichen Lebensräume und Nahrungsangebote verschwinden allerdings zunehmend mit dem Insektensterben, ausgeräumten Landschaften, totgepflegten Gärten und versiegelten Flächen. Weitere Gefahren sind der Straßenverkehr und inzwischen Mähroboter und Motorsensen, Tendenz steigend. Immer mehr durch Gartengeräte verletzte Tiere landen in den Auffangstationen. Igel laufen bei Gefahr nicht weg, sondern rollen sich zusammen. Auch ein Nachtmähverbot für Mähroboter nützt wenig, wenn die ohnehin schon geschwächten Tiere tagsüber auf Futtersuche sind.

Wer einen Garten hat, kann durch Nicht-Arbeit Igel und andere Wildtiere unterstützen:
Weniger Rasen mähen, insektenfreundliche Wiesen wachsen lassen, Ecken mit Totholz und Laub schaffen, wo sich die Igel ein Nest bauen können und auch tierische Nahrung im Boden finden. Wer seinen Garten naturnah gestaltet, schafft wichtigen Lebensraum.
Je nach Witterung sollte ab September/Oktober Igelfutter aufgestellt werden. „Das industriell hergestellte Igelfutter ist allerdings ungeeignet. Besser hochwertiges Katzenfeuchtfutter ohne Soße und Gelee“, empfiehlt Sandra Reichmann.

 

In naturnahen Gärten haben Igel Überlebenschancen. Mit Laubhaufen, artgerechtem Futter und Igelhäusern kann man die Tiere unterstützen.

 

Notfallnummer der Igelherzen Nordthüringen: 0151 11205389

Spenden:

Da der Verein nicht alle Futter- und Tierarztkosten selbst stemmen kann, sind Spenden jederzeit willkommen!
Igelherzen Nordthüringen e.V.
Spendenkonto
VR-Bank Altenburger Land / Deutsche Skatbank eG
IBAN: DE92 8306 5408 0005 2211 61

Noch bis zum 15. November 2024 läuft die Spendenaktion der VR-Bank, wo ebenfalls für die Igelherzen Northüringen e.V. abgestimmt werden kann!

Der Igel ist Wildtier des Jahres 2024.

 

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