Heimatliebe im „Rinderstall“ – Ein Vorgeschmack auf zukünftige Gastronomie

Die Bar im „Rinderstall“ ist rechtzeitig fertig geworden – zumindest so weit, dass sie zum Duderstädter Schützenfest öffnen konnte. Das Biergartenwetter könnte zwar besser sein, aber Dimitri Root, Betreiber des „Rinderstalls“, und Barkeeper David, sind optimistisch, dass die Duderstädter auch bei Regen neugierig werden auf die neue – und noch zeitlich begrenzte – Gastronomie in Duderstadt.

Gut gebrautes Bier war schon im 15. Jahrhundert ein wichtiges Beiwerk beim Schützenfest. In einer Satzung von 1434 wurde festgelegt, dass die Duderstädter Schützen verpflichtet seien, bei Fehden und Belagerung für ihren Stadtrat und Landesherrn zu kämpfen. Ihre Treue wurde mit Privilegien belohnt: Zum Schützenfest gab es für den besten Schützen den Stoff für eine Hose und ein Fass des Duderstädter Bieres – damals ein Exportschlager.

Erst im 19. Jahrhundert waren erhöhte Zölle und die Konkurrenz durch Wein- und Branntweinkonsum ausschlaggebend für den Untergang der Duderstädter Brauereien und Schankhäuser. Nachdem 1922 die Brauerei Gebr. Keseling am Duderstädter Weinberg stillgelegt wurde, und damit auch die Brauerei-Gaststätte „Rinderstall“ die Tore dicht machte, war die Duderstädter Brautradition gestorben – zumindest für die nächsten 90 Jahre.

2013 wurde die erste Heimatliebe angezapft, das Bier aus der neuen Brauerei des Ottobock-Chefs Hans Georg Näder. Gebraut wird im Keller des Hotels Zum Löwen – mitten in der Duderstädter Marktstraße.

In diesem Hotel war Dimitri Root Direktionsassistent. Dann verschlug es ihn in das Bötzow-Areal nach Berlin. Die Wiederbelebung des ehemaligen Brauerei-Geländes am Prenzlauer Berg ist ebenfalls ein Projekt Näders. Dimitri Root führt dort die Bar „La soupe populaire Canteen“. Und nun den neuen „Rinderstall“ in Duderstadt.

Rindersatall am Duderstädter Schützenplatz
Der neue „Rinderstall“ mit Biergarten am Duderstädter Schützenplatz. Hier wird Heimatliebe ausgeschenkt.

 

„Zunächst öffnen wir während des Schützenfestes. Dienstag nach dem Feuerwerk ist auch für uns erstmal wieder Schluss“, sagt der Wirt. Das kleine Fachwerkhaus gleich neben der Schießsportanlage der Schützen birgt mehrere Baustile in sich, da es als Übungs-Projekt der Duderstädter Berufsschüler, Fachrichtung Holz, vor rund 30 Jahren errichtet wurde und lange am Adenauerring stand. Hans Georg Näder veranlasste die Umsiedlung des ganzen Gebäudes, um dort die neue Gastronomie einzurichten. In Erinnerung an den „Rinderstall“ der Gebr. Keseling hat das Haus den Namen erhalten. Ganz fertig ist der Innenausbau noch nicht, aber während des Schützenfestes konnte der Ausschank schon starten.

„Langfristig ist hier ein dauerhafter Betrieb geplant“, sagt Dimitri Root. Er sieht gute Chancen für ein Gasthaus, das Treffpunkt für verschiedene Generationen werden könnte, ein gutes Bier anbietet und über großzügige Außenanlagen verfügt.

Während des Schützenfestes ist der „Rinderstall“ jeden Tag von 12 bis 22 Uhr geöffnet. Auf der Karte stehen die Heimatliebe-Biersorten, selbstgemachte Burger, für Vegetarier die Halloumi-Burger, Rostbratwurst, und als weiteres Highlight ein „Bier-Eis“ (alkoholfrei), das der Duderstädter Eisdielen-Inhaber Giovanni Finamore kredenzt.

Nach dem Schützenfest ist eine weitere Öffnungsphase über das Eichsfeld-Festival vom 6. bis 8. September geplant.

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