Aus einer „Schnapsidee“ ist ein Glücksfall geworden. Der Duderstädter Apotheker Michael Hasse und seine Frau Nadine wollten zu einer privaten Party ihren eigenen Gin herstellen. Nun feiert die kleine Gin-Manufaktur im Keller ihres Wohnhauses den ersten Geburtstag. Produziert wird hier der London Dry Gin „Glücksfall No.1“ nach eigener Rezeptur. Und das läuft besser als jemals erwartet.
Angefangen hatte alles einige Monate vor dem runden Geburtstag des Ehepaares Hasse im September 2019. Das Paar hatte an einem Gin-Workshop teilgenommen und dort auch eine Mini-Destille – etwa in der Größe einer Feuerzangenbowle – erworben. Da man eine solche Destille aber nicht einfach für den Privatgebrauch in Betrieb nehmen konnte, ging man noch einen Schritt weiter: Pläne zur Firmengründung wurden gefasst, und die Duderstädter Gin Manufaktur wurde geboren.
„Wir ahnten gar nicht, was man da alles bedenken muss – Auflagen zur Gewerbeanmeldung, Zoll- und Markenrechte, Steuern, Hygienebestimmungen und so weiter“, blickt Nadine Hasse auf die Anfänge zurück, die sich dann aber alle meistern ließen. Nach dem „Papierkram“ kamen die nächsten Fragen: Welche Flaschen? Welche Etiketten?
Zur Geburtstagsparty in der Duderstädter Musikwerkstatt sollte den Gästen der eigene Gin präsentiert werden. Zutaten wurden gekauft, vor allem Wacholder als Grundlage eines jeden Gins, dazu Zitrusfrüchte, Gewürze und Kräuter.
Der schummrige Keller in der alten Stadtvilla wurde zur Experimentierküche, und das im Workshop neu erworbene Grundwissen verflocht sich mit den Kenntnissen des Apothekers. „Unsere Freunde und Apothekenmitarbeiterinnen mussten bei einer Blindverkostung als Versuchskaninchen herhalten, und da zeichnete sich schnell eine beliebte Geschmacksrichtung ab, aus der dann unser Glücksfalls No. 1 entstanden ist“, erklärt Nadine Hasse.
Am 14. September 2019 ging der „Glücksfall“ dann das erste Mal über die Theke der Musikwerkstatt. Die Premiere bei der privaten Party mit etwa 160 Gästen wurde zum vollen Erfolg. „Die Leute fragten, wo man den Gin kaufen könne. Also haben wir weitere Pläne gefasst, um etwas größere Mengen zu produzieren“, sagt Michael Hasse.
Man erstand eine größere Destille. Der aus glänzendem Kupfer gehämmerte Kessel mit Edelstahlarmaturen, Hähnen und Leitungen wirkt schon eher wie eine kleine Dampfmaschine aus dem 19. Jahrhundert. „Als Apotheker lag es für mich nahe, den eigenen Gin auch in Apothekerflaschen abzufüllen. Und ein schwarzes Etikett mit weißer Schrift weist auf einen giftigen Inhalt hin“, sagt Michael Hasse schmunzelnd. Gifte haben aber bekanntermaßen in der richtigen Dosierung eine heilsame Wirkung. Der Apotheker erzählt, dass historische Quellen von Malaria-Prophylaxe mit Gin berichten. Er selbst würde da aber eher das Chinin im Tonic für wirksam gegen Malaria halten.
Je mehr sich das Paar im heimischen Kellergewölbe in die Feinheiten des Destillierens einarbeitete, desto mehr neue Fragen kamen zum Vorschein. Welches Tonic Water passt am besten? Woher bekommt man größere Mengen Rosmarin, Gurken oder unbehandelte Zitronen? Da die Hasses im Eichsfeld gut vernetzt sind, fanden sich für die Zutaten entweder regionale Anbieter oder Kontakte zu Bio-Händlern. Der Bio-Wacholder wird inzwischen eimerweise gekauft, und Rosmarin wurde im Garten angepflanzt und dekoriert in hübschen Übertöpfen Tische und Fensterbänke.
Die Destille fasst etwa 40 l, bestehend aus einer Mischung von reinem Alkohol (96,6 % vol.), Wasser und den geheimen Zutaten. Beim Erhitzen auf 80° C nimmt der Alkohol die ätherischen Öle der Kräuter, und schließlich den Geschmack der Zitronen und anderen Früchte auf. Durch Kühlen mit Wasser kondensiert der Gin, kommt durch den Hahn als 73-%iges Destillat heraus und wird nach Verdünnung abgefüllt.
Ist der Gin erst in der Flasche, geht es weiter zum Marketing-Konzept. Die selbst entworfenen Etiketten werden per selbstgebauter Drehvorrichtung eigenhändig aufgeklebt. Den „Glücksfall No. 1“ mit einem Alkoholgehalt von 43 % vol. gibt es in den 500 ml Apothekerflaschen oder in den kleinen 60 ml Pipettenflaschen. Aber um den Freundeskreis bei der Gin-Verkostung nicht überzustrapazieren, haben die Hasses ihren „Glücksfall“ den regionalen Märkten und Gastronomen angeboten. „Das läuft inzwischen so gut, dass wir schon jetzt über die Weihnachtszeit planen müssen, um nicht Anfang des Jahres in Lieferschwierigkeiten zu kommen“, sagt Nadine Hasse.
Weitere Infos über Ausschank und Erwerb des „Glücksfalls No. 1“ in Duderstadt gibt es HIER.
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