Seit dem Projektstart im Frühjahr 2023 kommen in der Duderstädter Weststadt Menschen jeden Alters, mit unterschiedlichen Religionszugehörigkeiten und Nationalitäten zusammen, pflegen ihre Nachbarschaft und beteiligen sich an gemeinsamen Aktivitäten. Aus der Abkürzung GWA für Gemeinwesenarbeit wurde schnell „Gemeinsam.Weststadt.Aktiv.“. Und dabei soll es bleiben, selbst wenn die Förderungen des Landes Niedersachsen am Jahresende 2025 eingestellt werden.
Angeschoben hatte der Landkreis Göttingen das Quartiersprojekt. „Wenn wir den Start solcher Projekte unterstützen, ist eines der Ziele dabei die Nachhaltigkeit. Was erreicht wurde, sollte weiterbestehen können“, erklärte Manfred Fraatz, Leiter Fachbereich Soziales des Landkreises Göttingen, beim Abschlusstreffen mit den Kooperationspartnern. Diese Nachhaltigkeit sei beim GWA-Projekt deutlich geworden, denn es seien mit der Caritas Südniedersachsen und der Stadt Duderstadt weiterhin verlässliche Partner vor Ort, und auch die Nachbarschaft in der Weststadt habe sich zunehmend beteiligt und Eigenverantwortung übernommen, meinte Manfred Fraatz. Außerdem seien neue Partner dazugekommen.
Als Hauptinitiator hatte Isa Sandiraz, Integrationsbeauftragter des Landkreises, das Quartiersprojekt ins Leben gerufen. Schon bei der Beantragung der Fördergelder wurde er von der Caritas unterstützt. Zudem hatten die Stadt, die Berufsbildenden Schulen (BBS) und der VfL Olympia 08 gleich ihr Kooperationsinteresse bekundet. Als erste Anlaufstelle für die Menschen in der Weststadt wurde von der Caritas ein Bauwagen in der Kolpingstraße eingerichtet, weitere Bereiche zur gemeinschaftlichen Nutzung kamen im Projektverlauf dazu. Die Stadt hat die Wiese neben den BBS gepachtet, der Bauhof ist für die Pflege zuständig und hat einen Pavillon mit Sitzbänken aufgestellt.
„Das GWA-Projekt war von Anfang an ein Herzensprojekt für mich“, betonte Bürgermeister Thorsten Feike und erläuterte: „Wir werden auch weiterhin das Gelände zur Verfügung stellen und über den Bauhof pflegen lassen. Hier wurde Lebensqualität geschaffen und die Anwohner sind fleißig mit dabei, identifizieren sich mit dem Projekt und achten auf die Instandhaltung des Bauwagens und des Pavillons.“
Gemeinsam wird viel erreicht
Die BBS öffnen weiterhin für zahlreiche Aktivitäten ihre Räume und ihre Sporthalle. Der VfL Olympia erlaubt den Familien in der Weststadt, den vereinseigenen Kunstrasenplatz und das Sportlerhäuschen zu nutzen. Angebote wie ein Nähprojekt mit Berufsschülerinnen, ein Elterncafé, Sommerkino, Sportangebote, Stadtteilfrühstück, Kunstprojekte und Spieleabende wurden durch das GWA-Projekt angeregt und werden bei Interesse fortgeführt.
Isabel Lubojanski, Vorständin der Caritas Südniedersachsen, erklärte: „Die Zielsetzung des GWA-Projektes war eine gute Vernetzung, um das Erreichte zu behalten und weiterzuentwickeln. Das ist hier dank des Engagements Vieler ganz hervorragend gelungen.“ Zwar laufe die Förderung nun aus, aber die Partner und guten Kontakte zu den Anwohnenden blieben, wobei ein besonderes Gewicht auch auf dem Engagement der Anwohnerinnen und Anwohner liege. „Quartiersarbeit wird nicht durch Einzelne gestaltet, sondern von vielen Akteuren, die zum Gelingen beitragen“, meinte Isabel Lubojanski.
Alma, eine Mutter und engagierte Ehrenamtliche aus der Weststadt, erzählte, wie sie andere Mütter beispielsweise in der Kita auf das Projekt aufmerksam machte, die sich nun ebenfalls engagieren. Mundpropaganda, gegenseitiges Vertrauen und gemeinsame Verantwortung wurden hier als Säulen für den Weiterbestand der Angebote von den anderen Müttern genannt.
„Es liegt eben auch an den einzelnen Menschen, die gut miteinander kooperieren und das Ganze weiterentwickeln“, sagte Annelore von Hof von der Stadt Duderstadt und stellvertretende Vorsitzende des Caritasrates. Dazu zählten insbesondere die Arbeit von Sozialarbeiterin Vera Rodenstock und ihrer Kollegin Kathleen Wortmann. Unterstützt wurden sie seit Sommer 2025 von Pia Redemann, die während ihres Studiums ihr Praxissemester bei der Caritas absolviert. „Ohne das großartige Engagement aller Mitarbeitenden wäre so ein erfolgreiches Projekt nicht möglich gewesen. Dieses Engagement geht über ein normales Maß hinaus“, sagte Isabel Lubojanski.
Zahlreiche Angebote und Aktivitäten laufen weiter
„Vor allem beim MitMachSport und beim Elterncafé kommen Familien und Kinder zusammen, lernen sich kennen und unterstützen sich gegenseitig, zum Beispiel bei der Kinderbetreuung“, berichtete Caritas-Mitarbeiterin Vera Rodenstock. Alle Weststadt-Nachbarn und Freunde können ohne Anmeldung teilnehmen, Mitverantwortung tragen und eigene Ideen einbringen.

Beim MitMachSport steht die Bewegung ohne festes Programm im Vordergrund. Die Kinder können sich frei bewegen, neue Dinge ausprobieren, miteinander spielen oder sich das Angebot erst in Ruhe anschauen. Einige proben schon Balancieren oder Jonglieren für das kommende Jahr, denn im Sommer sei erneut ein Zirkusprojekt geplant, erklärte Rodenstock.
„Beim Zirkusprojekt im vergangenen Sommer sind die Kinder über sich hinausgewachsen, haben Dinge gelernt, von denen sie nicht ahnten, dass sie das konnten“, erinnerte sich Pia Redemann. Und auch für die Eltern habe sich viel geändert, meinte Vera Rodenstock, zum Beispiel für die beiden Mütter Klaudia und Narges, die sich ehrenamtlich in ganz verschiedenen Bereichen engagieren, um das Leben im Quartier lebenswert zu gestalten und die Gemeinschaft zu fördern.
„Es hat sich hier inzwischen viel zum Positiven verändert.“
Narges hat daraufhin sogar erst ein Freiwilliges Soziales Jahr bei der Caritas absolviert und dann ihre Ausbildung zur Erzieherin angefangen. „Ich will, dass es hier schön ist für meine Kinder“, erklärte sie ihre Motivation. „Es hat sich hier inzwischen viel zum Positiven verändert“, bestätigte Klaudia, die ebenfalls seit Projektstart dabei ist und auch bei Aktionen im Inklusiven Campus der Caritas mithilft.
Zudem ist für 2026 ein Kunstkurs in Kooperation mit dem Duderstädter Kunstverein „Kunst bist Du…derstadt“ geplant. Den Raum dazu stellen wiederum die BBS zur Verfügung. Aber auch lockere Nachbarschaftstreffen, Austausch und gegenseitige Hilfe sollen weiterhin im Bauwagen, bei schönem Wetter im Pavillon oder auf der großen Wiese den Projektgedanken weiterhin mit Leben füllen.
Der Familienservice des Landkreises freut ebenfalls sich auf die weiteren Aktivitäten in und für die Weststadt. „Es ist uns als Familienservice ein wichtiges Anliegen, dass für die Familien ein Kontakt im Quartier weiterhin ermöglicht wird. Deshalb freuen wir uns sehr, dass in Zusammenarbeit mit der Flüchtlingssozialarbeit der Caritas ein Elternaustausch-Café in Duderstadt eingerichtet werden konnte. So können Familien in einem entspannten Rahmen ihre Sorgen und Fragen äußern und leicht Unterstützung erhalten“, ließ Familienservice-Mitarbeiterin Anika Linke schon vor dem Abschlusstreffen mitteilen.
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