Das Bienenhaus der Heinz Sielmann Stiftung auf Gut Herbigshagen war in die Jahre gekommen. Seit das Imker-Ehepaar Wüstefeld sich in den Ruhestand verabschiedet hatte, verstummte auch das Summen der Honigbienen. Doch das ändert sich jetzt. Dank großzügiger Förderungen wird das alte Bienenhaus in ein „summendes Klassenzimmer“ umgebaut. Die Gesamtkosten werden mit 300.000 Euro veranschlagt.
Unterstützung für den Umbau gibt es über das LEADER-Programm der EU. „Die Mitglieder des LEADER-Entscheidungsgremiums haben für die maximale Höchstsumme von 100.000 Euro für das Projekt Bienenwelten gestimmt“, sagte Michael Glatthaar vom LEADER- Regionalmanagement der Region Göttinger Land, und erklärte auch gleich: „Solche Summe wird nur genehmigt, wenn eine Kofinanzierung vorhanden ist. Zudem muss das Konzept nachhaltig zur Entwicklung der Region beitragen.“ Im Fall des Projektes Bienenwelten habe vor allem die Kombination aus Bildungs- und Freizeitangebot, Umwelt- und Klimaschutz sowie der öffentliche, barrierefreie Zugang des Bienenhauses überzeugt.
Dorothea Witte, auf Gut Herbigshagen zuständig für den Schulbauernhof und Umweltbildung, hat sich für das Konzept des „summenden Klassenzimmers“ zusätzlich zur Imkerin ausbilden lassen. Ihre Bienenstöcke stehen auf den Herbigshagener Streuobstwiesen. Allerdings sollen beim Projekt „Bienenwelten“ nicht nur die Honigbiene, sondern auch die über 570 Wildbienenarten in den Fokus rücken. Ziel des Projektes ist es, die Bedeutung des Bienenschutzes und ökologische Zusammenhänge zu verdeutlichen und somit das Umweltbewusstsein zu stärken. Außerdem solle anhand des Verhaltens der Bienen ein didaktisches Konzept zu den Themen Sozialverhalten und Leben in der Gemeinschaft mit einfließen. „Die Honigbiene ist auf andere angewiesen und lebt im Staat, alle Wildbienenarten sind Einzelgänger“, erklärte Dorothea Witte die Unterschiede, mit denen sich gut die Stärken einer Gemeinschaft verdeutlichen ließen. Für Schulklassen, Ausflügler, Familien und Naturinteressierte jeden Alters soll das Bienenhaus offen stehen für Beobachtungen, kreatives Lernen und Mitmachangebote.
„Das alte Bienenhaus ist vor über 25 Jahren gebaut worden. Inzwischen war es stark renovierungsbedürftig, sodass der Stiftungsrat sogar überlegte, es abzureißen“, sagte Carolin Ruh, Vorständin der Heinz Sielmann Stiftung. Da jedoch zu den Bildungsschwerpunkten auf Gut Herbigshagen die Herkunft unserer Nahrung gehöre, und bei der Herstellung von Honig auch weitere ökologische Aspekte einfach erklärbar seien, habe sich der Rat entschieden, das Bienenhaus zu modernisieren und zu erhalten. Das neue Konzept der „Bienenwelten“ und der Umbau des Bienenhauses könne nur dank der zugesagten Finanzierungshilfen umgesetzt werden. Neben der EU-Förderung durch das LEADER-Programm sei eine Kofinanzierung durch den Landkreis Göttingen von 10.000 Euro gegeben. Die Sparkassenstiftung Untereichsfeld und die Stadt Duderstadt beteiligen sich mit rund 11.000 Euro.
„Nachdem uns das Konzept vorgestellt wurde, hatten wir einen kurzen Austausch mit der Sparkassenstiftung, und wir waren uns sicher: Wir kriegen das hin!“, sagte Bürgermeister Thorsten Feike. Auch mit Blick auf die Landesgartenschau 2030, die Duderstadt ausrichten wird, sei die Heinz Sielmann Stiftung ein wichtiger Standort mit Vorbildcharakter, meinte Thorsten Feike.
„In der Satzung der Sparkassenstiftung wird genau festgelegt, dass neben Sport und Kultur vor allem Bildung und Umweltschutz gefördert werden sollen. Das Bienenhaus-Konzept trifft genau diese Zwecke. Solche Initiativen möchten wir stärken“, erklärte Marc Rothaupt, Vorstand der Sparkasse Duderstadt und der Sparkassenstiftung.
Eine weitere Förderung in Höhe von 60.000 Euro gebe es von der BINGO-Umweltstiftung, erklärte Carolin Ruh. Ein paar weitere Anträge liefen noch. Außerdem verfüge die Heinz Sielmann Stiftung über Eigenmittel, die für dieses Projekt verwendet werden können, so die Vorständin.
Architekt Holger Kwoczek ist mit seinem Team für die Umbauarbeiten zuständig. Wanddurchbrüche, Sanierung der Außenwände, der Einbau einer Heizung zur Vermeidung von Frostschäden und die Erweiterung der Terrasse als naturnaher Lernort direkt am Bienenhaus gehören zu den Maßnahmen, die bis März 2026 abgeschlossen sein sollen. Im Innenbereich sollen dann variable Schaubilder, gläserne Bienenwaben und multimediale Konzepte die BesucherInnen möglichst umfassend über die vielfältigen Bienenwelten informieren, draußen sollen Tische und Bänke zwischen Hochbeeten mit Bienenweiden Platz für Unterricht, Aktivitäten und Beobachtungen bieten.
Carolin Ruh dankte allen Förderern: „Die großartige Unterstützung durch Institutionen aus der Region zeugt von der intensiven Verankerung und Akzeptanz der Stiftung vor Ort.“ Sie betonte, dass ausschließlich Handwerksbetriebe aus dem Eichsfeld für die Umbauarbeiten beauftragt wurden. So könne die Stiftung der Region und den Menschen auch etwas zurückgeben.
Titelbild: Architekt Holger Kwoczek, Bürgermeister Thorsten Feike, Michael Glatthaar (LEADER Regionalmanagement), Vorständin Carolin Ruh, Imkerin Dorothea Witte und Sparkassenvorstand Marc Rothaupt (v.l.)
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