Auch im Jahr 2020 wird es wieder jeden letzten Freitag im Monat ein klassisches Konzert in der Liebfrauenkirche der Ursulinen geben. Den Auftakt macht Ludwig Frankmar, Barockcello, am Freitag, 31. Januar. Beginn ist 18.30 Uhr. Der Eintritt ist frei, um Spenden wird gebeten.
Ludwig Frankmar (*1960) studierte in seiner Heimatstadt Malmö bei Guido Vecchi und war mehrere Jahre als Orchestermusiker tätig; an der Barcelona Oper und als Solocellist der Göteborger Oper tätig, sowie, nach Studien bei Thomas Demenga an der Musik-Akademie Basel, als Solocellist der Camerata Bern. Als er 1995 den Orchesterberuf verließ, beschäftigte er sich zuerst v.a. mit zeitgenössischer Musik. Kontakte und die Zusammenarbeit mit Kirchenmusikern führten ihn zur alten Musik und zur historischen Aufführungspraxis. Er spielt vorwiegend Solomusik aus Renaissance und Barock und ist Mitglied der Ensemble der Dietrich-Bonhoeffer-Gemeinde Berlin-Lankwitz. Er spielt ein fünfsaitiges Barockcello von Louis Guersan, Paris 1756.
Programm:
Giovanni Battista Degli Antonii (1636-1698) Zwei Ricercate aus ‘Ricercate sopra il Violoncello o Clavicembalo’, Bologna 1678
Giovanni Battista Degli Antonii war Organist und Posaunist in Bologna. Seine akribisch ausgearbeitete, und mehrheitlich um Primzahl-Strukturen aufgebaute Sammlung ‘Ricercate sopra il Violoncello’ besteht aus 12 Sätze im Präfugalen Stil. Degli Antonii’s grandiose Sammlung hat nie einen festen Platz in der Cellorepertoar eingenommen. Schon als sie 1687, im Druck erschienen waren sie veraltet – überholt von eine modernere, gesanglichere Musik. Sie sind Relikte aus der Frühzeit des Cellos, wo es für eine kurze Zeit so aussah als ob würde sich die solistische Cellomusik in eine ganz andere Richtung entwickeln.
Georg Philipp Telemann (1681-1767), Zwei Fantasien aus ‘Fantasies pour la Basse de Violle’ Hamburg, 1735
Georg Philipp Telemann war der berühmteste Komponist der Barockzeit und ist mit mehr als 6.000 Werken der produktivste Komponist der Musikgeschichte. Seine Werke waren entsprechend stilistisch vielfältig und umfassten alle Genres. Im Jahre 1712 hatte er den Hof des Grafen Johann Wilhelm in Eisenach verlassen, um Kantor an der Barfüßerkirche in Frankfurt zu werden und selbst ein lukratives Angebot von August dem Starken konnte ihn nicht ins höfische Umfeld zurücklocken. 1721 wurde er Kirchenmusikdirektor in Hamburg. Hier wurden auch 72 Fantasien für Soloinstrumente geschrieben; 36 für Cembalo, 12 je für Violine, Flöte und für Bassgambe
Marin Marais (1656–1728), Suite aus ‘Pièces a une et a deux violes, Premier Livre’, Paris 1686
Marin Marais war der Sologambist des Sonnenkönigs. Erst als die Barockzeit ausgeklungen war, haben auch die Franzosen ihr Königliches Instrument – die Viola da Gamba – zugunsten des lautstärkeren Violoncellos aufgegeben. Im ausgehenden 17. Jht. sprach man nicht mehr von einem spezifisch ‘Französischen Stil’, da sich dieser zunehmend in den vorherrschenden ‘Italiensichen Stil’ intergriert hatte. Marais ließ sich von dieser Entwicklung nicht beeinflussen, sondern schrieb eine Musik, welche sich an die Werke seines Vorbilds und Lehrmeisters Jean-Baptiste Lully anschließ.
Johann Sebastian Bach (1685 – 1750), Suite Nr. 6 ‘à cinque cordes’, BWV 1012, Prélude–Allemande–Courante–Sarabande–Gavotte I und II–Gigue aus ‘6 Suites à Violoncello solo senza basso’, um 1720
In Johann Sebastian Bachs Cellosuiten kommen vielfältige Einflüsse und Stilarten des Barock zum Ausdruck: freie Präludien, französische Ouvertüren, Fugen, Toccaten und diverse Tanzformen im italienischen und französischen Stil. Bach hat vermutlich diese Sammlung in Weimar um 1715 angefangen zu komponieren und erst 10 Jahre später in Leipzig abgeschlossen. Die konkrete Feststellung des Instrumentariums ist heute schwer nachzuvollziehen, da sich in dieser Zeit die Gruppe des “kleinen Bassinstruments” veränderte und Bach häufig verschiedene Violoncelli gleichzeitig einsetzte.