Bei einer Einwohnerversammlung im Duderstädter Rathaus wurde eifrig diskutiert um verschiedene Baumaßnahmen in der Industriestraße, an den Wolfsgärten und zu der damit verbundenen Verkehrssituation. Zwei Kreisel sollen an dieser Strecke ab 2024 entstehen. Nicht nur für Anwohner wird es einige Einschränkungen während der Bauphasen geben. Eingeladen hatten die Stadtverwaltung und der Duderstädter Ortsrat.
Mit der Einwohnerversammlung setzte Bürgermeister Thorsten Feike ein weiteres Mal auf Bürgerbeteiligung zu relevanten Themen der Stadtentwicklung. Zwei Wochen zuvor wurde ebenfalls im Rathaus über die Möglichkeiten einer Bewerbung um die Landesgartenschau 2030 in Duderstadt diskutiert. „Das Format solcher Veranstaltungen funktioniert“, meinte der Bürgermeister mit Blick auf die Bürgerinnen und Bürger, die ins Rathaus gekommen waren: Anwohner*innen, Ratsmitglieder und Interessierte waren der Einladung gefolgt. Von Seiten der Stadtverwaltung sollte hier ein direkter und persönlicher Eindruck gewonnen werden, was die Bürger*innen bei den Planungen zur Stadtentwicklung bewege und welche Kritikpunkte zu berücksichtigen seien.
Bei der Versammlung standen vor allem zwei Fragen im Raum: Wann wird es weitergehen mit dem begonnenen Kreisel am Schindanger? Und was wird getan, um die massive Verkehrsbelastung entlang der Industriestraße, aber auch an den angrenzenden Seitenstraßen, einzudämmen? Einen Teil dieser Fragen beantworteten Dr. Stefan Rathswohl, Fachbereichsleiter Hoch- und Tiefbau der Stadt Duderstadt, und Wolfgang Kutzborski, Leiter des Ordnungsamtes.
Bereits 2019 wurde am geplanten Schindangerkreisel eine neue Brücke über die Hahle als erster Bauabschnitt fertiggestellt. Die ist aber noch nicht nutzbar, stattdessen ist die ohnehin schon sehr enge alte Hahlebrücke für Fußgänger und Radfahrer wegen eines dort stehenden Bauzauns umso mehr zum Nadelöhr geworden.
Dennoch sei längst weitergebaut worden, auch wenn von oben nicht sichtbar sei, was unter der Erde geschaffen wurde, erklärte Stefan Rathswohl. Alle Kabel sowie Rohrleitungen für Trink- und Schmutzwasser mussten in diesem Bereich großflächig umverlegt werden, um das Baufeld freizubekommen. Die Baumaßnahme für den Kreisel sei europaweit ausgeschrieben worden und solle beginnen, sobald entsprechende Firmen gefunden seien, bestenfalls Mitte 2024.
Insgesamt werden am Schindanger zwei Jahre Bauzeit bemessen. Währenddessen werde es in den unterschiedlichen Bauabschnitten zu Verkehrsbeeinträchtigungen kommen, prophezeite Stefan Rathswohl. Zum Beispiel müsse die Zufahrt von der Ziegeleistraße auf die Wolfsgärten und den Schützenring zeitweise gesperrt werden, in einem nächsten Bauabschnitt dann die Durchfahrt auf dem Schützenring zwischen der Feuerwehrzentrale und dem Rewe-Markt. Die Gesamtkosten werden bei rund 1,5 Mio. Euro liegen, allerdings werden dafür auch Fördergelder vom Land bereitgestellt.
Um die Situation für Fußgänger und Radfahrer etwas sicherer zu gestalten, blieben nicht sehr viele Möglichkeiten, erläuterte Bürgermeister Thorsten Feike. Zebrastreifen und Ampeln seien aufgrund der bundesdeutschen Auflagen hier nicht gerichtsfest einzurichten. Diese Bereiche für Fußgänger und Radfahrer komplett zu sperren, sei aber auch keine Option. Daher solle als erstes eine Fußgängerbrücke als Fertigmodul über die Hahle gelegt werden, bevor die Bauarbeiten am Kreisel fortgesetzt werden, erläuterte Stefan Rathswohl.
Ebenfalls 2024 soll ein weiterer, aber deutlich kleinerer Kreisel an der Industriestraße / Zur Feilenfabrik angelegt werden. Hier steht vor allem der neu ansiedelnde Lidl-Markt als Erschließungsträger in Zahlungspflicht. 120.000 Euro wurden als Kosten genannt. Der Baubeginn ist für Frühjahr 2024 geplant, und die Bauzeit soll sechs Monate betragen. Dabei sei zeitweise eine Straßenvollsperrung in diesem Bereich erforderlich. Wenn alles gut läuft, sollten die Verkehrsbeeinträchtigungen in der Industriestraße vorüber sein, wenn es an den Wolfsgärten mit den Sperrungen losgehe, beantwortete Stefan Rathswohl die skeptischen Fragen aus dem Publikum. Die Tankstelle am Raiffeisenmarkt wird weiterhin von beiden Seiten befahrbar bleiben.
Wie groß die Verkehrsbelastung aktuell in der Industriestraße ist, legte Wolfgang Kutzborski anhand von Messungen mit dem Seitenradarmessgerät dar, das in einem Zeitraum von 14 Tagen ca. 130.000 Fahrzeuge zählte: Zu 87,33 % wurde die vorgegebene Höchstgeschwindigkeit von 50 km/h nicht überschritten, rund 11 Prozent lagen im Bereich zwischen 50 und 60 km/h. Der Schwerlastverkehr lag bei 3,33 %. Für eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf Tempo 30 für Lkw reichen die in einer schalltechnischen Untersuchung gemessenen Lärmbelastungen nicht aus. Lärmschutzmaßnahmen bestimmt nicht der Ortsrat, sondern sie werden vom Bund in der Straßenverkehrsordnung festgelegt. Bei unterschrittenen Grenzwerten besteht also kein Handlungsspielraum. „Allerdings werden wir mit der Niedersächsischen Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr Goslar eine erweiterte Beschilderung auf der B446 abstimmen, damit Fahrzeugführer, die kein Ziel in Duderstadt anfahren, weiter auf der Bundesstraße bleiben, statt über die Industriestraße zu fahren“, erläuterte Wolfgang Kutzborski.
„Demokratische Politik dauert eben Zeit, und dazu gehört auch das Sammeln von Informationen“, erklärte Thorsten Feike, warum manches nicht so schnell gehe wie gewünscht. Aber trotz aller vorausgehenden Einschränkungen im Verkehrsfluss würden schon die Entwürfe der Straßenbaumaßnahmen sehr positive Ergebnisse versprechen. Um die Bevölkerung bei maßgeblichen Planungen zur Stadtentwicklung mitzunehmen, solle es auch in Zukunft weitere Bürgerversammlungen geben, sagte der Bürgermeister und sprach sich so für mehr Transparenz und Beteiligung aller aus.
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