Seit März 2022 werden sechs Mädchen und Jungen aus der Ukraine an der Heinz-Sielmann-Realschule (HSR) in Duderstadt unterrichtet. Nun, kurz vor den Sommerferien, sollten den ukrainischen Familien neue Unterkünfte im Harz zugewiesen werden, außerhalb des Einzugsgebietes der HSR. Damit die Kinder nicht schon wieder umziehen und ihre neuen Freundschaften aufgeben müssen, hat sich die Schulgemeinschaft stark gemacht – weit über den Schulalltag hinaus in privatem Engagement.
Bereits im März war das Hilfsangebot an der HSR groß. Sach- und Geldspenden ermöglichten die schulische Grundausstattung für die Kinder. Die Lehrerin Alina Tauber spricht fließend Russisch und half beim Überwinden der Sprachbarrieren. Außerdem unterstützten Schülerpaten, die ebenfalls Russisch oder Polnisch sprechen, die ukrainischen Kinder. Erste Freundschaften entstanden.
Auch der Schulassistent Christian Hupe brachte sich ein und lud die ukrainischen Familien zu den Handballspielen des TV Jahn ein. Sprachlich wurde es schließlich einfacher durch den Unterricht Deutsch als Zweitsprache (DaZ), der von den HSR-Lehrerinnen Denise Mock und Laura Leonhardt angeboten und von der Schulsozialarbeiterin Henrike Unverfehrt-Koehn begleitet wurde, u.a. bei Projekten im Duderstädter Lehrgarten. Hilfe gab es von der ukrainischen Lehrerin Roksolana Honcharuk, die zurzeit als pädagogische Mitarbeiterin an der HSR die ukrainischen Kinder unterstützt.
Doch als Alina Tauber erfuhr, dass den ukrainischen Familien Unterkünfte im Harz zugewiesen werden sollten und die Kinder damit wieder aus dem inzwischen vertraut gewordenem Umfeld herausgezogen würden, schaltete sich ihre Kollegin Nora Meyer mit ein. Für die Familien, die in Duderstadt bleiben wollten, fand sie drei Wohnungen für insgesamt neun Personen.
„Alina Tauber und ich brachten unsere ganze Familie mit ein, ebenso Henrike Unverfehrt-Koehn und unsere Kollegin Anke Ernst. Spenden kamen aber aus dem gesamten Kollegium, und Tanja und Frank Engelke waren als aktiv helfende Elternvertreter auch immer mit dabei“, erzählt Nora Meyer. „Wir haben so gut wie alles aus eigenen Mitteln zusammenbekommen und eingeräumt – vom Löffel bis zum Waschtrockner, vom Badezimmerschrank über das Schlafsofa bis hin zu ganzen Küchen. Sogar Fahrräder und Fernseher wurden gespendet, damit die neuen Freunde sowohl mobil als auch informiert sind“, beschreibt Nora Meyer die große Hilfsbereitschaft. Auch die bereits entlassenen Abschlussschüler Maximilian Möller und Erik Schön haben beim Tragen und Einräumen geholfen.
Das Leitbild der HSR – Gemeinsam lernen, Leistung zeigen, sich wohlfühlen – werde hier nicht nur groß geschrieben, sondern auch gelebt. „Hier hilft die ganze Schule mit, und das erweitert den Horizont unserer Realschüler enorm. Aufgeklärte, selbstständige, hilfsbereite und fleißige junge Menschen, die eine gesunde Willkommenskultur pflegen und sich ihre eigene Meinung bilden können, das ist, was wir uns für unsere SchülerInnen erhoffen“, sagt Nora Meyer.
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