Die bundesweite Aktionswoche der Schuldnerberatung der Wohlfahrts- und Fachverbände stellt vom 25. bis 29. Mai 2020 Kinderrechte in den Mittelpunkt. Unter dem Motto „Chancenlose Kinder? Gutes Aufwachsen trotz Überschuldung!“ beteiligen sich auch die Schuldnerberater der Caritas Südniedersachsen an der Aktion und fordern Schuldenbefreiung für Kinder.
„Kinder haben ein Recht auf eine von Schuldenproblemen unbelastete Kindheit und Jugend“, sagen Michael Seifert und Thomas Pohl, Schuldnerberater im Caritasverband Südniedersachsen e.V. und fordern weitreichende Reformen, um Kindern aus überschuldeten Haushalten gute Startbedingungen für die Zukunft zu ermöglichen. „In der Coronakrise ist dieses Motto aktueller denn je“, sagt Michael Seifert aus dem Caritas-Centrum Herzberg. Familien seien in Zeiten, in denen ihre Kinder nicht in Kita oder Schule könnten, besonders gefordert. Lange Zeit hätten Spielplätze nicht genutzt werden können. „Wir können den Familien nur höchsten Respekt zollen, wie sie bisher die Situation gemeistert haben“, pflichtet ihm Thomas Pohl aus dem Caritas-Centrum Duderstadt bei.
Besonders hart treffe es aber Familien, wenn weitere Probleme deren Leben belasten. „Überschuldung ist eine besonders belastende Situation, die schon ohne die Einschränkungen durch Corona herausfordernd ist“, sagen die beiden Caritas-Experten. Aus ihren Beratungsgesprächen wissen sie, dass Kinder oft nicht einordnen können, wenn ihre Eltern viel öfter gereizt sind, weil nicht genug Geld da ist. „Kinder sind Zeugen bei Streitigkeiten der Eltern und fragen sich dann nicht selten, ob sie selbst Schuld daran tragen“, erklärt Seifert. Und Geld für kindliche Bedürfnisse sei meistens auch nicht da. „Für Alleinerziehende ist die Situation oft noch schwieriger zu bewältigen“, betont Pohl.
Um den Kindern das Recht auf eine von Schuldenproblemen unbelastete Kindheit und Jugend zu gewährleisten und ihnen gute Startbedingungen für die Zukunft zu schaffen, bedürfe es deutlicher Reformen. Wenn auch das „Starke-Familien-Gesetz“ ein Anfang sei, um Familien mit niedrigem Einkommen zu unterstützen, sei ein bedarfsgerechter Ausbau familien- und sozialpolitischer Leistungen erforderlich. „Darüber hinaus müsste die Einführung einer eigenständigen Kindergrundsicherung umgesetzt werden“, fordern Seifert und Pohl. Große Bedeutung müsse auch der Allgemeinbildung zu Finanzen beigemessen werden. Präventionsarbeit sollte überall verankert werden. Kinder müssten früh lernen, mit Geld, Handy und Internet umzugehen.
„In unserer Beratungsarbeit haben wir es manchmal mit jungen Leute zu tun, die schon Schulden haben, wenn sie gerade 18 Jahre alt werden“, beklagen die Caritas-Berater. Sie fordern daher das Recht auf schuldenfreies Erreichen der Volljährigkeit. Die Verschuldung von Minderjährigen gehöre im Sozialrecht vollständig abgeschafft. Um ein gutes Aufwachsen von Kindern trotz Überschuldung der Eltern unterstützen zu können, halten Seifert und Pohl vor allen Dingen eine gute Beratung für notwendig.
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