Bücherzeitreise und Kunstausstellung in der Duderstädter Kulturstube wird eröffnet

Unter dem Titel „Literatur gehört nicht auf den Müll – Martin Weskott, der Retter der Bücher aus der DDR“ wird am Freitag, 28. November 2025, eine Vernissage in der Kulturstube in Duderstadt eröffnet. Dabei werden auch Bilder von ELShalom Wieberneit präsentiert. Alle Interssierten sind willkommen. Beginn ist um 19 Uhr.

Pastor Martin Weskott (1951 – 2023) hat nach der Deutschen Wiedervereinigung, in einer Zeit des Aufbruchs und der Umbrüche, tonnenweise Bücher, die als „überholt“ galten und auf dem Müll landeten, gerettet. Für ihn waren sie kein Altpapier – sie waren Zeugnisse einer Kultur, Stimmen einer Zeit, Worte, die Erinnerung tragen.
Mit seinem Leitsatz „Literatur gehört nicht auf den Müll“ begann er, Bücher aus der ehemaligen DDR zu bewahren und sie im Rahmen der Aktion „Bücher aus der DDR für Brot für die Welt“ in den Dienst der Nächstenliebe zu stellen.

Diese Ausstellung erzählt seine Geschichte – von der ersten Bücherfahrt nach Leipzig bis zum Aufbau einer einzigartigen Sammlung in Katlenburg. Sie zeigt, wie aus Büchern Hoffnung wurde, wie Worte zu Brot wurden, und wie ein einzelner Mensch durch Engagement und Haltung Brücken bauen kann: zwischen Ost und West, zwischen Vergangenheit und Zukunft, zwischen Menschen und Ideen. Die Ausstellung versteht sich als eine Hommage an die Liebe zum Buch, an den Respekt vor der Kultur – und an die Überzeugung, dass Worte die Welt verändern können.

 

Grafik: Kulturstube Duderstadt

 

ELShalom Wieberneit

In diesem Rahmen werden auch Bilder von ELShalom Wieberneit, der 1924 in Barmen geboren wurde und unter dem Namen Gottfried Wieberneit in einem tief religiösen Elternhaus aufwuchs. Seine Eltern gehörten der Bekennenden Kirche an. In diesem geistig-widerständigen Milieu, zwischen täglichen Bibellesungen und den leuchtenden Bildern einer alten Familienbibel, erwachte früh seine Liebe zur Heiligen Schrift – und mit ihr eine Sehnsucht nach dem Land Israel, das ihm zur geistigen Heimat werden sollte.

Sein Vater, ein feinfühliger Hobbymaler, förderte das künstlerische Talent des Sohnes. Doch als man ihm 1941 ein Kunststudium an einer „Adolf-Hitler-Schule“ anbot, lehnte er ab, weil dies die Zugehörigkeit zur Hitlerjugend bedeutet hätte. Stattdessen begann er ein Studium in Wuppertal. 1942 wurde er eingezogen – erst zum Reichsarbeitsdienst, dann zur Wehrmacht.

Über Russland und Italien führte ihn sein Weg schließlich in englische Kriegsgefangenschaft nach Ägypten und Libyen. Dort begann ein neuer Abschnitt seines Lebens: Er vertiefte sich in das Studium der Theologie an einer Lageruniversität und fand zurück zu Pinsel und Farbe. Seine ersten Aquarelle entstanden – zarte, lichtdurchflutete Zeugnisse einer inneren Wandlung. Zugleich begegnete er dort zum ersten Mal Händels „Messias“ – ein Werk, das ihn so tief berührte, dass in ihm der Entschluss reifte, den „Messias“ nicht nur zu hören, sondern zu malen.

Nach seiner Rückkehr nach Deutschland nahm er das Kunststudium wieder auf, arbeitete bei namhaften Professoren und legte 1950 sein Staatsexamen ab. Studienreisen durch Europa und Arbeiten an Kirchen, Schulen und öffentlichen Gebäuden prägten die folgenden Jahrzehnte. Um sich künstlerische Freiheit zu bewahren, gründete er einen kleinen Werbebetrieb, der ihn von wirtschaftlichen Zwängen befreite und ihm erlaubte, seiner wahren Berufung zu folgen: der biblischen Kunst.

Sein Name Gottfried, frei übersetzt ins Hebräische ELShalom – „Gott ist Friede“, wurde ihm zum Programm. Immer wieder zog es ihn nach Israel und in den Sinai, dessen Landschaft ihn tief inspirierte. 1980 überlebte er dort schwer verletzt einen Angriff durch einen Beduinen – ein Erlebnis, das er als göttliche Mahnung verstand, sein Werk noch entschiedener in den Dienst der Verkündigung zu stellen. So entstand in langen Jahren sein großes Lebenswerk: „Der Messias“ – eine monumentale Bildreihe, die 1983 vollendet wurde.

Viele seiner Werke fanden ihren Platz in der Stiftung Katlenburg, andere in Kirchen, Gemeindehäusern und öffentlichen Gebäuden. Ein Triptychon zu Hesekiel 39 hängt heute im Israelischen Museum von Ashdot Yaʿakov, drei Arbeiten zum Thema „David“ gehören zur Jüdischen Gemeinde Erfurt.

 

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