Das Eichsfeld liegt zwischen den Naturparks Harz und Hainich. Das bedeutet eine große Auswahl an Tagestouren zu ganz besonderen Orten. Wir machten uns auf in den nördlichen Teil des Harzes zur sagenumwobenen Rosstrappe. Sehr empfehlenswert!
Ein riesiges weißes Ross setzte vor langer Zeit zum Sprung an, um den tiefen Abgrund zu überwinden. Die schöne Brunhilde war auf der Flucht vor dem wenig ritterlichen Ritter Bodo. Der Huf ihres Schimmels hat sich beim Absprung deutlich in den Felsen gedrückt und ist bis heute erkennbar auf der Rosstrappe bei Thale. Beim Sprung verlor Brunhilde ihre goldene Krone, die tief hinab in den Fluss fiel. Bodo hat den Sprung von der Rosstrappe hinüber zum Hexentanzplatz nicht geschafft und stürzte in den Fluss. Seitdem muss er als schwarzer Hund verwandelt die goldene Krone im Wasser hüten. Die Bode wurde nach ihm benannt. Soweit die Sage.
Wir beschließen, der Bode ab Treseburg zu folgen, um dann später mit einem atemberaubenden Ausblick belohnt zu werden. Start unserer Wanderung ist also das einstige Bergbauörtchen, das sich touristisch entwickelt hat, ohne aufdringlich zu wirken. Wir bekommen Kaffee, Infos, Service und einen kostenfreien Parkplatz (mit öffentlichen Toiletten) vor dem Start. Von Duderstadt sind wir ca. 1,5 Stunden (rund 80 km) auf einer malerischen Route über Bad Lauterberg, Braunlage und Hasselfelde durch den Harz bis zum „Parkplatz an der Bode“ gefahren. Unterwegs fielen uns allerdings auch die zahlreichen mit Fichtenstämmen beladenen Trucks auf, die kahlen Flächen, aus denen die Stümpfe aus der Erde ragen oder die noch stehenden Baumskelette. Der Klimawandel fordert seinen Tribut.
Dort, wo Mischwald steht, sieht es anders aus. Im Naturpark dürfen auch sehr alte Bäume am Leben bleiben und geben dem Wald eine hoheitliche und zugleich beruhigende Atmosphäre.
Vom Parkplatz erreichten wir in wenigen Schritten die Treseburg-Brücke, und dahinter den Pfad entlang des Flusses. Die Bode fließt hier noch breit und behäbig durch den Wald. Der Weg schmeichelt sich ein, immer wieder gibt es Möglichkeiten, auf die Kiesbänke am Ufer zu gelangen, wo manche Wanderer die Füße ins kühle Wasser halten.
Der Weg wird felsiger, sobald wir höher kommen. Manchmal muss ein Geländer Sicherheit bieten, wenn es auf schmalen Pfaden direkt am Granitfelsen entlang geht. Eine Brücke verbindet die Felsvorsprünge. Stetig begleitet uns das Rauschen der Bode, mal kräftiger, mal gemächlicher. Immer wieder gibt es imposante Ausblicke über den schroffen Canyon des Bodetals.
Als unser Ziel – die Rosstrappe – schon sichtbar wird, führt der Weg noch einmal hinab. Die Kalte Bode rauscht mächtig durch die engen Felsschluchten. Wir überqueren die Teufelsbrücke, doch bevor wir dann über die Schnurre den Aufstieg wagen, halten wir uns rechts auf dem Weg an der Bode und gelangen zur Königsruh, einem idyllischen Biergarten an einer Steinbrücke.
Die Menschenschlange vor dem Ausschank ist lang, aber mit etwas Geduld bekommen wir auch unseren Kaffee und das Radler. Wer den steilen Aufstieg zur Rosstrappe vermeiden möchte, kann an der Königsruh weiter ein Stück an der Bode entlang wandern und kommt zur Seilbahn, die sowohl zur Rosstrappe als auch zum gegenüberliegenden Hexentanzplatz führt. Wir entscheiden uns aber für die Schnurre, felsige Serpentinen, die schon 1864 in den Berg gehauen wurden. 2010 gab es hier einen Felsabsturz, und die Schnurre konnte nach erneuter Sicherung erst wieder im Frühjahr 2021 freigegeben werden.
Der Aufstieg lohnt sich allemal. An den blanken Granit am Pfad krallen sich Baumwurzeln und die verdrehten Kronen spenden immer wieder etwas Schatten. Die Schnurre erinnert ein bisschen an eine mediterrane Idylle. Die Ausblicke sind atemberaubend.
Etwas schnaufend kommen wir schließlich auf dem rund 400 Meter hohen Bergkamm an. Stahlgeländer an den felsigen Wegen schützen vor Abstürzen – und die sensible Harzflora vor Menschen. Da oben liegt dann auch der Hufabdruck von Brunhildes Schimmel vor uns. Einige Wanderer werfen kleine Münzen hinein, in der Hoffnung, ihre Wünsche mögen in Erfüllung gehen.
Dieser Ort hat eine außergewöhnliche Atmosphäre, was auch die Gäste hier oben irgendwie zu spüren scheinen. Die Stimmen sind gedämpft, die Blicke ehrfürchtig. Die Menschen werden klein wie auf einem Bild von Caspar David Friedrich und genießen die großartige Aussicht auf die mächtige Natur. Rund 200 Meter geht es vom Felsvorsprung der Rosstrappe steil hinab in die Tiefe.
Schon in der Jungsteinzeit haben die Menschen rund um die Rosstrappe ihre Spuren hinterlassen. Ganz in der Nähe befinden sich die Ruinen der mittelalterlichen Winzenburg, Erdaufschüttungen geben noch Hinweise auf eine ehemalige Wallanlage. Der Hufabdruck wird heute als einstiges Opferbecken aus der vorchristlichen Zeit interpretiert.
Nachdem wir uns satt gesehen haben, gehen wir ein Stück zurück und gelangen zum Berghotel „Rosstrappe“ mit Restaurant und Außenterrasse. Da kein Bus mehr fährt, gönnen wir uns ein Taxi zurück zum Parkplatz nach Treseburg, der schon in 10 Minuten erreicht ist. Als wir den Taxifahrer auf die toten Nadelwälder Richtung Hasselfelde ansprechen, erzählt er, dass es hier im Bodetal vor einigen Jahren auch so schlimm ausgesehen habe. Aber nun fange der Wald an, sich abseits der Monokultur zu regenerieren. Dann zeigt der Fahrer auf die jungen grünen Bäumchen zwischen den alten Laubbaumriesen. Wir sehen Eichen, Ahorn, Buchen, Eschen, Büsche, Sträucher, Kräuter, Vielfalt. Der Wald im Harz wird sich in den nächsten Jahren noch drastisch verändern – hoffentlich zum Guten, zum stabilen Mischwald, der dank seiner ökologischen Diversität dem Klimawandel trotzt.
Infos zur Strecke:
Der Weg entlang der Bode ist knapp 9 Kilometer lang, aber wegen des felsigen Geländes mit einige Stufen nicht für Kinderwagen oder Rollatoren geeignet. Mit einer gesunden Grundfitness ist die Strecke gut zu bewältigen. Am Wochenende ist es rund um die Rosstrappe sehr belebt, zumal es auch möglich ist, zumindest das Berghotel mit dem Auto, Bus oder mit der Seilbahn zu erreichen.
Weitere Infos bei https://www.harzinfo.de/urlaubsorte/thale
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