Die Freude ist groß: Insgesamt 34 Mio. Euro werden angelegt, um den Schulstandort Duderstadt aufzuwerten durch den Anbau am Eichsfeld-Gymnasium Duderstadt (EGD). Damit sollen sich dann drei Schulen, das EGD, die Pestalozzi-Förderschule und die Heinz-Sielmann-Realschule (HSR) einen Standort teilen. Im Forum des Schulzentrums Auf der Klappe wurden Schülerinnen und Schüler, Mitstreiter aus der Politik und Anlieger über Baupläne und Finanzierung informiert.
Die ersten Baumfällarbeiten für die Freimachung des Baufelds haben begonnen. Im Sommer 2026 soll der Anbau fertiggestellt werden, wo dann sowohl die GE-Abteilung (Geistige Entwicklung) und die Verwaltung der Pestalozzi-Förderschule einziehen werden, als auch das EGD-Junior (5. und 6. Klassen des EGD), das zurzeit noch im Gebäude der ehemaligen Astrid-Lindgren-Schule in der Christian-Blank-Straße unterrichtet wird. Durch die Info-Veranstaltung führte die Erste Kreisrätin Doreen Fragel, Dezernentin für Bauen, Umwelt und Nachhaltige Regionalentwicklung des Landkreises Göttingen. „Mit diesem Projekt will der Landkreis Göttingen guter Bildung ein gutes Dach geben und auch Raum für einen inklusiven Ansatz schaffen“, erklärte die Kreisrätin.
Bürgermeister Thorsten Feike dankte im Namen der Stadtverwaltung und der Duderstädter Bürgerinnen und Bürger für die Aufwertung des Schulstandortes Duderstadt. „Das Thema Inklusion wird in Duderstadt sehr ernst genommen“, sagte er mit Blick auf die räumliche Nähe und Kooperation drei eigenständigen Schulen „unter einem Dach“.
Vor fast genau zwei Jahren wurden die Entwürfe der Berliner Architekten Weinmiller Großmann öffentlich vorgestellt, die den zuvor ausgeschriebenen Architekten-Wettbewerb gewonnen hatten. Seitdem galt es, alle bürokratischen Hürden zu nehmen und die Finanzierung zu klären, erläuterte Doreen Fragel. Vom Kreistag wurden 34 Mio. Euro bewilligt. Und um Förderungen der KfW zu erhalten, musste eine Zertifizierung der Deutschen Gesellschaft für nachhaltiges Bauen (DGNB) vorliegen.
Nachdem Architekt Michael Großmann die Baupläne zum Anbau vorgestellt hatte, gab Philipp Eickmeyer vom Ingenieurbüro Low-E Einblicke in die Nachhaltigkeitsaspekte: Mit Photovoltaik, Dachbegrünung, Brauchwassernutzung, LED-Technik, Wärmepumpe, Schallschutz, nachhaltigen Baustoffen, Reduzierung des Schadstoffausstoßes – um nur einige Punkte zu nennen – wurde von der DGNB das Zertifikat für nachhaltiges und energieeffizientes Bauen in Gold vergeben. Neben der ökologischen, ökonomischen und technischen Qualität des Anbaus flossen auch Aspekte der sozialen Verantwortung und des Standortes mit in die Bewertung ein. Mit der Erfüllung dieser Anforderungen konnten öffentliche Fördermittel in der Höhe bis zu 1.875.000 Euro eingeworben werden. Den symbolischen Scheck für diese Höchstsumme überbrachte die Bundestagsabgeordnete Karo Otte, die zugleich Mitglied des Bauausschusses in Berlin ist.
Die Schulleitungen der beteiligten Schulen dankten für diese deutliche Aufwertung des Schulstandortes Duderstadt. Gabi Aßmann, Leiterin der Pestalozzischule, und Nadine Rodens, Leiterin der Tagesstätte St. Raphael (unter der Trägerschaft der Caritas) – beide Einrichtungen arbeiten seit Jahren in vielen Bereichen der Inklusion sowie in der Betreuung und Beschulung von Kinder und Jugendlichen zwischen 6 und 19 Jahren eng zusammen – verglichen das hier entstehende inklusive Schulkonzept mit einer Wohngemeinschaft: Man teile sich „Küche und Bad, aber jeder hat sein eigenes Zimmer“. Steffen Hartmann, Schulleiter des EGD, lobte ebenfalls den Erhalt der drei Schulformen Förderschule, Realschule und Gymnasium, die aber unter einem Dach in vielen Bereichen und mit täglichen Begegnungen der Lehrer- und Schülerschaft kooperieren würden. Stefan Hoppe, Schulleiter der HSR, betonte, dass die gesamte Region von diesem Konzept und der Aufwertung des Schulstandortes Duderstadt profitieren würden.
Welche Einschränkungen und Veränderungen es während der voraussichtlich zweijährigen Bauphase geben würde, erläuterten Hartmut Becker, Fachsbereichsleiter Gebäudemmanagement des Landkreises Göttingen, und seine beiden Kolleginnen, Projektleiterin Erika Falk und Bettina Kesselhut: Für die Baumfällarbeiten zu Freimachung des Baufeldes werde es entsprechende Nachpflanzungen geben. Die Bushaltestelle werde während der Bauphase an den Adenauerring verlegt. Die Abiturprüfungen am EGD und die Abschlussarbeiten an der HSR sollten nicht durch Baulärm gestört werden. Da die Parkplätze am Schulzentrum während der Bauarbeiten nicht genutzt werden können, seien Ausweichmöglichkeiten in Absprache mit Ottobock und mit der Stadtverwaltung auf benachbarten Grundstücken und am Adenauerring gegeben. Und mit Blick auf den Fachkräftemangel in der Baubranche appellierte Hartmut Becker an die Schülerinnen und Schüler: „Hier läuft eine zweijährige Dauerwerbeschleife für das Handwerk. Vielleicht beeinflusst das ja die Berufswahl bei einigen jungen Menschen.“
Zum Abschluss ließ Doreen Fragel auch die anwesende Schülerschaft zu Wort kommen. Fragen nach Barrierefreiheit, überdachten Verbindungswegen zwischen den Schulgebäuden und genderneutralen Toiletten an den Schulen konnten alle positiv beantwortet werden.
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