Singen im Chor ist zu Coronazeiten fast unmöglich. Außer man geht neue Wege. Der Duderstädter Chor New Voices hat ein musikalisches „Leuchtturm“-Projekt gestartet. Das Ergebnis kann sich nicht nur bestens sehen und hören lassen, sondern soll anderen Chören auch Mut machen, durch die Coronakrise zu kommen und sich zu vernetzen.
„Chorproben sind wohl das letzte, was bei Corona wieder erlaubt sein wird“, sagt New-Voices-Mitglied Sandra Kewitz. Beim Singen soll sich Covid-19 über Aerosole, kleinste Schwebeteilchen in der Luft, besonders schnell übertragen. Daher wurden seit Mitte März auch alle Chorproben und öffentliche Auftritte des Vereins „Musicity Haus der Musikkultur e.V.„, zu dem New Voices und der Jugendchor Young Voices gehören, abgesagt. „Eigentlich wollten wir dieses Jahr wieder richtig durchstarten. Wir haben fast eineinhalb Jahre nach einem neuen Chorleiter gesucht. Den haben wir mit Holger Kotzam nach den Sommerferien 2019 dann endlich gefunden“, erklärt die Vereinsvorsitzende Nadine Willig. Doch kaum standen die Sängerinnen und Sänger mit einem überarbeiteten und eingeübten Repertoire in den Startlöchern, legte Corona alles auf Eis.
Da ein Ende der Einschränkungen für Chöre nicht in Sicht ist, haben sich die Chormitglieder Sandra Kewitz und Sonja Bertling ein Projekt ausgedacht, das Chormusik auf dem digitalen Weg möglich macht. Ausgewählt wurde das Stück „My Lighthouse“ (Original von Rend Collective), was in diesen Zeiten durchaus symbolisch zu verstehen ist. Nicht nur als Zeichen der Hoffnung steht der Leuchtturm, sondern auch als Wegweiser zu alternativen Musikprojekten.
„Wir haben unsere Parts zu Hause eingeübt, jeder für sich. Da fehlten einigen erst die anderen Stimmen zur Orientierung. Und sich selbst aufzunehmen, fiel auch nicht ganz leicht, aber es haben dann doch alle geschafft“, sagt Sandra Kewitz. Sonja Bertling hat die digitalen Puzzle-Teile als Video zusammengefügt und Holger Kotzam hat sie professionell abgemischt. Was dabei herauskam, ist keineswegs verschlafen, wie die witzige Eingangssequenz im Bett suggeriert, sondern macht gute Laune und Lust auf mehr. Manche singen im Garten, auf der Terrasse, sogar auf dem Dach. Vermutlich hatten auch einige Nachbarn etwas Spaß dabei.
„Das Projekt hat uns alle ein bisschen verändert. Die Lernqualität ist höher, man traut sich mehr zu. Mit unserem Projekt möchten wir auch anderen Chören Mut machen, neue Wege auszuprobieren“, erklärt Nadine Willig.
Besonders die momentanen Einschränkungen zeigten, wie wichtig gute Netzwerke sind. Daher wünschen sich die New Voices mehr Zusammenarbeit mit anderen Chören, sowohl bei digitalen Projekten als auch – nach Corona – bei gemeinsamen Veranstaltungen. „Wir könnten auch Chören helfen, die digital vielleicht nicht so gut aufgestellt sind“, sagt Nadine Willig. Gesucht werden außerdem gute Auftrittsmöglichkeiten und weitere Mitglieder, auch – aber nicht nur – zur Anhebung der Männerquote. Bei den New Voices sind zurzeit 22 Sänger*innen aktiv. Außerdem wurde die Kindersparte „Young Voices“ gegründet, die wegen Corona allerdings ebenfalls auf Eis liegt. Dennoch können schon weitere Kinder ab acht Jahren und Jugendliche aufgenommen werden, damit die Proben nach der Coronakrise gleich durchstarten können.
„Ideen und Engagement sind da“, sagt Sandra Kewitz und hofft mit allen Chormitgliedern, dass das neue Video „My Lighthouse“ auch Leuchtturm-Charakter hat. Da das erste Digitalprojekt so gut funktioniert hat, seien auch weitere möglich.
Wenn die Corona-Infektionsgefahr vorüber ist, finden die Chorproben der New Voices wieder donnerstags ab 19 Uhr bei der Familienbildungsstätte Untereichsfeld (Fabi) im Haus St. Georg statt.
Infos und Kontaktadressen gibt es auf der Webseite musicity.net.
(Alle Fotos: Musicity)
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