Masken werden ab Montag, 27. April 2020, auch in Niedersachsen Pflicht, und zwar beim Einkaufen, in öffentlichen Verkehrsmitteln oder überall dort, wo der Mindestabstand von 1,5m zum Nächsten nicht gewährleistet ist. So können zumindest die Einzelhändler und manche öffentlichen Einrichtungen ihre Türen unter bestimmten Auflagen wieder öffnen.
Das freut auch die Maßschneiderin und Modedesignerin Angie Kopp, die gerade dabei war, mit ihrem Handmade-Laden „Mainzelmützchen“ in die Duderstädter Bahnhofstraße umzuziehen, als Corona kam und alles lahmlegte. Die ehemalige Ladenfläche in der Haberstraße war überraschend wegen Eigenbedarf gekündigt worden. „Ich musste schnell einen neuen Raum in Duderstadt finden und hatte Glück“, erzählt Angie Kopp.
In der Bahnhofstraße 43 (ehemaliger Schlüsseldienst) war ein gut gelegener Laden mit Schaufenster frei geworden. Ende März sollte die Neueröffnung gefeiert werden. Doch schon die neuen Ladenmöbel wurden wegen der Coronakrise nicht geliefert, und an Öffnung war ohnehin nicht mehr zu denken. Auch weitere deutschlandweit arbeitende Aussteller für den Handmade-Shop mit Waren aus Stoff, Wolle, Papier, Schmuck und vielem mehr mussten absagen. Für den leeren Laden hätte schon Miete gezahlt werden müssen. „Zum Glück habe ich eine freundliche Vermieterin, die mir bei den Kosten im ersten Monat sehr entgegengekommen ist“, erzählt Angie Kopp.
Immerhin hat der plötzliche Bedarf an Stoffmasken die Verzweiflung ein wenig abgefedert. Da in wenigen Tagen wirklich jede Person, die in Deutschland einkaufen geht, eine Maske braucht, laufen die Bestellungen auf Hochtouren. Ganze Familien wollen nun die bis 90 Grad waschbaren und aus modernen Stoffen genähten Masken haben, die man auch noch beidseitig im unterschiedlichen Design tragen kann.
„Geeignete Stoffe habe ich genügend, aber Gummibänder sind kaum noch zu bekommen, und wenn, dann zu sehr hohen Preisen“, erzählt Angie Kopp. Im Akkord schafft die ausgebildete Schneiderin und Designerin etwa vier Stück in der Stunde – aber das geht irgendwann auf die Augen und auf den Rücken. Als sie die Masken über Social Media für 8 Euro angeboten hatte, ging zudem der Shitstorm los: zu teuer, Geldmacherei, möglicherweise Schwarzarbeit (das Unternehmen ist angemeldet) lauteten die Beschwerden. „Würde ich die Masken billiger anbieten, würde ich abzüglich der Materialkosten deutlich unter Wert liegen“, erklärt die Schneiderin. Inzwischen gibt es aber so viele Bestellungen, dass sie mit dem Nähen kaum noch hinterher kommt. Und auch andere Betriebe, die eine Nähmaschine haben wie Schneidereien, Raumausstatter, Handarbeitsläden etc., bieten inzwischen professionell genähte Masken je nach Aufwand zwischen 8 und 15 Euro an, um damit halbwegs über die Runden zu kommen – und um möglichst schnell den hohen Bedarf zu decken. „Wenn andere im Garten in der Sonne sitzen, hocken wir an der Nähmaschine“, beschreibt Angie Kopp ihre Hauptbeschäftigung bei schönstem Frühlingswetter.
Was bisher in Beruf, Schule und Ausbildung noch durch Improvisation und Digitalisierung abzufedern war, ist leider nicht auf alle Lebensbereiche anzuwenden. „Schweren Herzens habe ich nun unsere Hochzeit abgesagt“, sagt Angie Kopp. Am 30. Mai sollte die kirchliche Trauung stattfinden, aber unter den jetzigen Bedingungen müssten große Einschränkungen hingenommen und ein Großteil der Gäste ausgeladen werden, sodass sich das Paar entschlossen hat, erst im nächsten Jahr Hochzeit zu feiern. Und dann hoffentlich ohne Masken.
Die Neueröffnung vom Handmade-Laden „Mainzelmützchen“ ist für den 2. Mai 2020 ab 9 Uhr geplant. Und eine kurzfristige Aktion „Maske to go“ findet am Samstag, 25. April 2020 ab 8 Uhr statt. „Damit wollen wir versuchen, zumindest jeden Haushalt, der noch keine Maske hat, bis Montag zur Maskenpflicht zu versorgen“, sagt Angie Kopp.
Die waschbaren Stoffmasken aus dem Duderstädter Handmade-Laden „Mainzelmützchen“ können auch über den Online-Shop Top-Design bestellt werden. Infos HIER
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