„Schöne Frauen leben gefährlich“ – Außergewöhnliche Frauenporträts der Eichsfelder Autorin Heidi Zengerling

 

Eigenwillig, engagiert und schön waren sie. Königinnen, Mätressen, Frauenrechtlerinnen und Attentäterinnen hat die Eichsfelder Autorin Heidi Zengerling skizzenhaft porträtiert. „Schöne Frauen leben gefährlich“ lautet der Titel des reich bebilderten Werkes, das im Kirchschlager Verlag erschienen ist.  „Aber es geht nicht allein um die Darstellung namhafter Frauen, sondern um die Vielfalt weiblicher Existenz“, scheibt der Verleger Michael Kirchschlager im Vorwort.

In einer literarischen Reise von der Renaissance bis in die Gegenwart trifft man auf wahre Stars der Geschichte wie Lucrezia Borgia, Lola Montez, Kaiserin Sisi und Lady Diana. Und man lernt einige nicht ganz so berühmte, aber ebenfalls höchst spannende Frauengeschichten kennen wie die der Hille Feicken, die in Münster den Kampf um gesellschaftliche Veränderungen im 16. Jahrhundert verlor und enthauptet wurde, oder die der politisch motivierten Attentäterin Charlotte Corday während der Französischen Revolution. Abenteuerlich verlief auch das kurze Leben der Pilotin und Frauenrechtlerin Amelia Earhart, die 1937 beim Versuch, als erster Mensch die Erde mit dem Flugzeug entlang des Äquators zu umrunden, spurlos verschwand.

 

Lola Montez (1821-1861): Ihr Leben galt als skandalös (Foto: Wikimedia Commons)

 

Die vorgestellten Frauen waren schon zu ihren Lebzeiten bekannt für ihre Schönheit, die allerdings oft im gleichen Atemzug mit ihrer Unangepasstheit genannt wurde. Schönheit bezieht sich hier nicht bloß auf ein äußerliches Idealbild, sondern umfasst auch den charakterlichen Eindruck, den diese Frauen hinterließen, indem sie gegen den gesellschaftlichen und politischen (also meist männlichen) Widerstand ihren eigenen Weg gingen.

Die 15 im Buch vorgestellten Frauen lebten zu ganz unterschiedlichen Epochen. Um solch ein Werk zu schreiben, muss also eine äußerst arbeitsintensive Recherche vorangegangen sein. Zeitgeschichtliche Hintergründe fließen mit ein, persönliche Briefe oder Zitate hauchen den Charakteren Lebendigkeit ein. Wie „Schöne Frauen leben gefährlich“ schließlich entstanden ist, beschreibt die Autorin Heidi Zengerling aus Heyerode in einem Interview:

 

Heidi Zengerling stellt im Interview die Hintergründe zu ihrem neuen Werk vor

 

Was verbindet die Frauen, die im Buch vorgestellt werden?

Im Buch sind Frauen thematisiert, die ihrer Zeit voraus waren und ohne Angst durchs Leben gingen, um ihre Ideen und Ziele durchzusetzen. Sie sind allesamt außergewöhnlich und verschieden, sodass für jeden Leser/jede Leserin etwas dabei ist. Sie sind gesellschaftlich engagiert und sprühen vor Lebensfreude. Berühmt sind sie, noch heute in aller Munde, auch mitunter berüchtigt und oft vom Unglück heimgesucht. Sie verfolgen ihre Überzeugungen und hungern danach, diese umzusetzen.

Nach welchen Kriterien hast Du die Frauen ausgesucht?

Mein Verlag hat mir anfangs Vorschläge unterbreitet, um mich auf die Thematik einzustimmen, mir allerdings im Lauf der Arbeit am Buch freie Hand gelassen, meine Ideen einzubringen und zu verarbeiten. Ich habe in der Literatur und im Internet nach Frauen gesucht, die die gesamte Bandbreite über die Jahrhunderte hinweg abdecken. Auch sollten die Frauen aus verschiedenen Bereichen des öffentlichen Lebens kommen und „Heldinnen“ sein in ihrer Zeit und auf ihrem Gebiet: Pilotin, Agentin, Kaiserin, Herzogin, Widerständlerin …. Sie sollten Herausragendes erreicht haben.

 

Die Pilotin und Frauenrechtlerin Amelia Earhart hat 1932 als erste Frau den Atlantik überquert. 1937 verschwand sie bei dem Versuch, als erster Mensch die Erde mit dem Flugzeug entlang des Äquators zu umrunden. (Foto: Wikimedia Commons)

 

Und welche Bedeutung hat die Schönheit dabei?

Schönheit liegt wohl im Auge des Betrachters, eigentlich sind doch alle Frauen schön auf ihre Art. Aber im Buch hat sich das irgendwie im Lauf der Arbeit und Recherche herauskristallisiert, wenn man nach Frauen sucht, die Heldinnen ihres Alltags waren, die unbeirrt ihren Weg gingen, dann werden diese vielfach als schön dargestellt. So kam ich auch auf die als schönste Frau der Welt bezeichnete Julie Récamier. Schöne Frauen können auch – und das kommt im Buch zum Ausdruck – wegweisend sein für ihre Zeit. Sie können einen Beitrag leisten, Freiheit und Recht zu erkämpfen und sogar ihre Schönheit nutzen, um ihre Ziele zu erreichen.

 

Julie Récamier (1777-1849) galt nicht nur als schönste Frau der Welt, sondern auch als ausgesprochen geistreich. (Foto: Wikimedia Commons)

 

In welchen Bereichen wünschst Du Dir mehr Mut bei den modernen Frauen?

Die moderne Frau ist schon sehr mutig, wenn man bedenkt, wie Frauen einst lebten. Aber schon in der Bibel gab es mutige Frauenpersönlichkeiten, die furchtlos und unbeirrt durch die Welt gingen. Powerfrauen würde man sie heute betiteln. Ich würde fast sagen, dass es heutige Frauen einfacher haben, mutig zu sein. Sie bekommen Bildung, sie werden weitestgehend gleichberechtigt behandelt, dürfen wählen, arbeiten – alles, was man heute als normal hinnimmt, war ja vor Zeiten für Frauen unerreichbar und musste erst erkämpft werden. Aber auch heute hat es Frau nicht immer leicht. Wie ist es mit der Frauenquote in der Wirtschaft, Politik – mit der Bezahlung im Job? Nicht immer herrscht überall Gleichberechtigung, aber sind wir doch ehrlich: Es hat sich im Lauf der Geschichte wesentlich gebessert. Die Frauen von heute müssen sich vor den Männern nicht verstecken.

Ich wünsche mir heute für die Frauen, Mut zu zeigen, ihre Interessen nicht zu verstecken und sich zu engagieren, für Klimawandel, für politische Ansichten, für Weltfrieden. Oder auch mal „Nein“ zu sagen, weil das ein „Ja“ sein kann für sich selbst. Mut zu zeigen, sich gegen den Strom zu stellen, das finde ich auch wichtig, nicht nur die Meinungen der Masse zu teilen, sondern eine eigene Meinung zu haben und diese auch zu vertreten.

Du hast schon einige Werke im Undine Verlag veröffentlicht. Wie kam es nun zu der Zusammenarbeit mit dem Kirchschlager Verlag?

Im Undine Verlag und in der Eichsfelder Autorengemeinschaft bin ich seit der Krimianthologie „Mörderisches Buffet“ immer wieder gern bei Projekten dabei, so auch bei der neuen Frühjahrsanthologie, zu der ich eine Katzengeschichte für kleine Leser beigesteuert habe. Vergangenen Herbst konnte ich auch meine Leidenschaft, die Fotografie, ausleben. Ich fotografierte für das Buch zum Kerbschen Berg und ließ es gemeinsam mit Astrid Seehaus und Anneliese Blacha entstehen. Das war eine tolle Zusammenarbeit.

Michael Kirchschlager vom Arnstädter Verlag lernte ich durch einen Beitrag kennen, den ich über ihn vor Jahren zu seinem Verlagsjubiläum für den Allgemeinen Anzeiger schrieb, für den ich damals noch als freie Mitarbeiterin tätig war. Wir kamen ins Gespräch, und er erzählte mir vom Literaturwettbewerb, den er ins Leben gerufen hatte. Ich beteiligte mich damals mit einer Geschichte, in der ich Johann Sebastian Bach im heutigen Arnstadt erwachen lies, schrieb also sozusagen eine Fantasiegeschichte, mit der ich Bach und die Sehenswürdigkeiten Arnstadts lebendig werden ließ. Bei diesem Wettbewerb belegte ich den zweiten Platz. Michael Kirchschlager erzählte mir von seiner Idee eines Sachbuches über Biografien gefährlich lebender Frauen, welches literarisch aufbereitet werden sollte. Er meinte, ich sei dafür exzellent geeignet und bot mir einen Vertrag an, den ich einige Wochen danach nur allzu gern unterschrieb.

 

Auch Kaiserin Elisabeth von Österreich-Ungarn (Sisi) lebte gefährlich und wurde 1898 Opfer eines Attentats. (Foto: Wikimedia Commons)

 

Ich fühle mich beim Arnstädter Verlag Kirchschlager sehr wohl, der Verleger ist ein auf dem Boden gebliebener Historiker, der seinen Verlag mit Herz führt, der hinter seinen Autoren und ihren Werken steht. Ich habe noch genügend „Frauen-Material“, dass ich gern noch einen weiteren Band schreiben würde. Mal schauen, was die Zukunft bringt.

 

„Schöne Frauen leben gefährlich“, Kirchschlager Verlag, Taschenbuch, 220 Seiten, ISBN 978-3-934277-80-9, Preis 13,95 Euro

 

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