Unter dem bewusst etwas provokanten, aber auch nachdenklich stimmenden Titel „Sünde? Oder Spaß? Oder selbst schuld?“ wurde eine Wanderausstellung zum Thema Sucht in der Basilika St. Cyriakus eröffnet. Zitate von Suchtkranken, kombiniert mit Erläuterungen aus fachlicher Perspektive sollen die Besucher der Ausstellung sensibilisieren, informieren und Hilfsmöglichkeiten für Betroffene aufzeigen.
Initiatoren der Ausstellung sind die Suchttherapeutin Friederike Smilge und der Sozialarbeiter Jens Klie von der Fachstelle für Sucht und Suchtprävention der Caritas Südniedersachsen. Auf 14 Roll ups werden anhand von Zitaten einiger Klienten aus der Suchtberatung Themen vorgestellt, die verdeutlichen, wie Menschen in die Suchtspirale gelangt sind, aber auch, welche Hilfe möglich ist. „Ängste und Leistungsdruck spielen eine Rolle, aber häufig auch erhöhtes Pflichtbewusstsein, dem man selbst nicht mehr gerecht werden kann“, berichtete Friederike Smilge bei der Eröffnung der Ausstellung von ihren Erfahrungen.
Nicht nur das Konsumieren von Drogen führe in Süchte, erklärte die Expertin, sondern auch ein bestimmtes Verhalten kann süchtig machen wie z.B. das Bedürfnis, am Geldspielautomaten die Haushaltskasse aufzufüllen oder bei Computerspielen den belastenden Alltag zu vergessen. Heute sind Verhaltenssüchte als Krankheit ebenso anerkannt wie Drogensucht.
Auch Angehörige benötigten Hilfe. Sie pendelten meistens zwischen drei Verhaltensmustern: Die suchterkrankte Person werde „in Watte gepackt“, oder ihr werden Vorwürfe gemacht, oder man versucht sie zu kontrollieren. „Alle drei Varianten sind zum Scheitern verurteilt“, erklärte die Therapeutin. Die Ausstellung solle dafür sensibilisieren, dass es jedem Menschen passieren könne, in eine Abhängigkeit zu gelangen. Die Erkenntnis „Ich bin krank geworden“, sei der erste Schritt, um Hilfe zuzulassen, sagte Friederike Smilge.
Thomas Heek, Leiter der Caritas Centren Duderstadt und Göttingen, erklärte, dass die Fachstelle für Sucht und Suchtberatung sowohl als Anlaufstelle für Betroffene zu verstehen sei, als auch Präventionsarbeit an Schulen und Institutionen leiste. Und er betonte, dass Suchtkrankheiten in allen gesellschaftlichen Schichten fest verankert seien. Sucht sei aber kein persönliches Fehlverhalten, sondern eine Krankheit.
Die Ausstellung steht unter der Schirmherrschaft von Kreisrat Conrad Finger, Dezernent für Jugend, Soziales, Bildung, Sport und Kultur. In seiner Ansprache ging er auf die soziale und gesundheitliche Abwärtsspirale bei einer Sucht ein und wünschte sich in der Gesellschaft mehr Sensibilität im Umgang mit sozialer Ächtung von Suchtkranken. Ziel sei es, Stigmata abzubauen und Suchtkranke darin zu bestärken, Hilfe zuzulassen. Zudem wolle er sich dafür einsetzen, dass die Ausstellung auch in Schulen und weiteren öffentlichen Räumen gezeigt werden könne.
In Duderstadt ist die Ausstellung „Sünde? Oder Spaß? Oder selbst schuld?“ noch bis einschließlich 15. Oktober 2023 in der Basilika St. Cyriakus (neben dem Haupteingangsportal) zwischen 8 und 18 Uhr zu sehen. Interessierte Gruppen können sich kurzfristig bei der Suchtberatung melden, sofern sie ein Nachgespräch zum Ausstellungsbesuch wünschen. Auch Anfragen für weitere Ausstellungsorte sind willkommen.
Kontakt zur Suchtberatungsstelle in Duderstadt, Schützenring 1, unter Telefon 05527 981360, web: https://www.caritas-suedniedersachsen.de/suchtberatung.
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