Zu einem Info-Spaziergang unter dem Titel „Das Durchgangslager Duderstadt: Wie umgehen mit einem Ort von NS-Kriegsverbrechen?“ auf dem Gelände der ehemaligen Ziegelei Bernhard lädt die Geschichtswerkstatt Göttingen e.V. ein. Treffpunkt ist am Samstag, 13. November 2021, um 14 Uhr an der Ziegeleistraße 9.
Dazu informiert die Geschichtswerkstatt Göttingen:
„Auf dem Gelände der Ziegelei Bernhard existierte ab Februar 1945 ein Durchgangslager für Kriegsgefangene. Über 15.000 alliierte Kriegsgefangene wurden innerhalb weniger Wochen in das hierfür völlig ungeeignete Trockengebäude gestopft. Die Gefangenen hatten in oftmals bereits stark geschwächter Verfassung wochenlang ohne entsprechende Ausrüstung durch verschneites Land marschieren, in Feldscheunen oder gar im Freien übernachten und mit minimalen Verpflegungsrationen auskommen müssen.
Im Duderstädter Durchgangslager in der damals stillgelegten Ziegelei Bernhard herrschten katastrophale Verhältnisse. Die Lagerinsassen waren brutalen Misshandlungen durch deutsche Wachen wehrlos ausgeliefert. Insgesamt kamen hier nach bisherigen Recherchen mindestens 75 alliierte Kriegsgefangene ums Leben, teils aufgrund fehlender Versorgung, teils als Opfer von Kriegsverbrechen.“
Da aktuell nichts an diese Geschehnisse erinnert und das Ziegeleigelände derzeit Gegenstand großer Neuplanungen sei, solle in Gesprächen mit allen Interessierten überlegt werden, wie das historische Geschehen dabei zu berücksichtigen sei. Mitglieder der Familie Bernhard, denen die Ziegelei gehört, hätten ihre Teilnahme zugesagt, so die Veranstalter. Von der Geschichtswerkstatt wird der Spaziergang begleitet durch Frauke Klinge und Günther Siedbürger.
Eine Voranmeldung ist nicht erforderlich. Die Veranstaltung ist Teil der Reihe „Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus 9. November – 27. Januar“. Sie findet gemäß den aktuell gültigen Corona-Schutzmaßnahmen statt. Der Spaziergang ist außerdem Teil des Projektes „Gedenken an NS-Opfer im Landkreis Göttingen und das Kriegsgefangenen-Durchgangslager Duderstadt“ und der „Partnerschaft für Demokratie im Landkreis Göttingen“. Es wird gefördert durch das Bundesministerium für Familien, Senioren, Frauen und Jugend im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“
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