Kassel – da dachte ich früher vor allem an Documenta, an Bausünden aus den 60-er und 70-er Jahren und an vierspurige Straßen durch die gesamte Innenstadt. Aber seit einigen Jahren habe ich Kassel vor allem als tolles Ausflugsziel entdeckt. Von Duderstadt keine 80 Kilometer entfernt, bietet die drittgrößte Stadt Hessens vor allem eins: Abwechslung.
Im Zweiten Weltkrieg wurde so viel von Kassels Altstadt zerstört, dass in der Nachkriegszeit reichlich Platz für schnell hochgezogenen Beton frei war. Dennoch war Kassel immer auch eine Stadt der Kreativität – nicht nur bei der alle fünf Jahre stattfindenden Documenta, einer der weltweit bedeutendsten Ausstellungen moderner Kunst.
Kassel im Sommer bietet allerhand. Vor allem drei Veranstaltungen möchte ich hier als Ausflugstipp erwähnen. Mein persönliches Highlight ist das Kulturzelt. Im idyllischen Biergarten an der Drahtbrücke direkt an der Fulda steht unter alten Bäumen ein Hightech-Zelt, das zum Treffpunkt internationaler Musiker geworden ist. Fast zwei Sommermonate lang gibt es dort jeden Abend ein Konzert. Das Konzept funktioniert seit mehr als 30 Jahren, und in diesem Sommer hat ein neues Team die Verantwortung übernommen. Das Programm ist hochwertig und umfasst Musikstile von Pop, Rock, Jazz, Folk bis Indie und alle Spielarten dazwischen. Oft gibt es noch Karten an der Abendkasse, wenn man rechtzeitig ansteht. Den Musikern ist man nahe. Das Zelt fasst höchstens 900 Leute. Da muss sich niemand warm spielen. Stimmung ist immer sofort da, und das Kasseler Publikum ist großartig. Von 18 bis 80 ist jede Altersgruppe vertreten.
Beleuchtete Wasserspiele im Bergpark Wilhelmshöhe
Wer sich nicht durch viele Menschen im näheren Umfeld gestört fühlt, sollte sich die beleuchteten Wasserspiele im Bergpark Wilhelmshöhe nicht entgehen lassen. Von Juni bis September werden an jedem ersten Samstag im Monat die Kaskaden illuminiert. Wassermassen strömen vom Herkules hinunter bis zum Schlossteich Wilhelmshöhe und werden dabei mit einer Licht- und Laserprojektion in Szene gesetzt. Wer schon vor Einbruch der Dunkelheit da ist, kann im Schlosspark auch das Rahmenprogramm mit barocker Live-Musik erleben. Empfehlenswert sind feste Schuhe und notfalls eine Taschenlampe für den Abstieg vom Herkules zum Schloss. Die Veranstaltung ist besonders bei trockenem Wetter sehr gut besucht.
Kontrastreich finde ich den Zissel: Das viertägige Volksfest hat seinen Ursprung schon 1926 und findet immer am ersten August-Wochenende statt. Der moderne Zissel ist eine Kombination aus Jahrmarkt, Biergartenkultur, Action, Livemusik, Tradition, Streetfood und internationalem Flair. Das Volksfest zieht sich entlang der Fuldaauen und um den Park der barocken Orangerie. Wer es in diesem Jahr noch erleben möchte, sollte sich beeilen. Heute (5. August) ist der letzte Tag in der Zissel-Saison 2019, die um 22 Uhr mit einem großen Feuerwerk beendet wird.